Jack Ma und seine Visionen für Alibaba

Jack Ma, Gründer und Vorstandsvorsitzender des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba, hat diese Woche bei einem Mittagessen mit dem Economic Club of New York seine Vision für die Zukunft des Unternehmens vorgestellt.

Jack Ma und seine Visionen für Alibaba
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Der Konzern mit einem Marktwert von 221 Milliarden Dollar war im September 2014 an die New Yorker Börse gegangen und arbeitet fieberhaft an seiner Expansion. Ma machte auch eines ganz klar – der Weg raus aus China ist der Schlüssel für die Zukunft des Unternehmens. Insbesondere will Ma, dass kleine Unternehmen aus den Vereinigten Staaten auf Alibaba.com ihre Produkte kaufen und verkaufen. Momentan ist Alibaba.com in der Hauptsache auf weltweit agierende, chinesische Exporteure fokussiert.

„Mein Grund hierher zu kommen liegt darin, dass wir in China mehr amerikanische Produkte brauchen“, so Ma. „Wir haben „hungrige“ 100 Millionen Menschen, die täglich auf Alibaba einkaufen. Und wir sind nicht gekommen, um mit anderen zu konkurrieren – wir sind hier um kleineren Geschäften in den USA den Start in China zu ermöglichen.“

Alibaba sei eine attraktive Option für kleine amerikanische Unternehmen, um den riesigen E-Commerce-Markt in China zu erschließen. Er wies darauf hin, dass einige größere US-amerikanische Unternehmen bereits eine Präsenz in China hätten, aber gerade für kleinere Unternehmen sei es nicht so einfach, in China Fuß zu fassen. Das sei der Punkt, an dem Alibaba ins Spiel käme. Der chinesische Interhandel sei riesig, weil es einfach der bequemste und beste Weg sei, in China Waren einzukaufen.

„Die Infrastruktur in China war zu schlecht“, sagte Ma. „Hier haben Sie Walmart etc. In China haben wir nichts, nirgends. In den USA ist der  E-Commerce die Nachspeise, er ist komplementär zu den stationären Ladengeschäften. In China ist der Internethandel das Hauptgericht.“

In China habe Alibaba einen Marktanteil am Online-Handel von 80%. Schon 2015, so erklärte Ma selbstsicher, werde Alibabas Umsatz jenen des bis heute weltgrößten Händlers Walmart (Marktwert von 236 Milliarden Dollar) überflügeln. Walmart hatte im letzten Jahr einen Umsatz von 486 Milliarden US-Dollar generiert, Alibaba einen solchen von rund 394 Milliarden Dollar.

Ma ging ebenfalls auf die ständigen Vergleiche zwischen Alibaba und Amazon sowie eBay ein. Ma sieht Alibaba nicht als Wettbewerber zu einer dieser Plattformen, vor allem weil Alibaba ein Verkaufsziel für kleine Unternehmen sei, die ihre Waren online verkaufen möchten. Das Unternehmen betreibt im Übrigen auch zwei chinesisch-sprachige WebseitenTmall und Taobao, die mehr Ähnlichkeit mit Amazon und eBay haben als Alibaba.com sowie 11 Main, eine englischsprachige Website in den USA, die im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, um amerikanische Waren zu vertreiben.

Ma versuchte immer wieder, seinen Zuhörern die Furcht vor einer eventuellen Herrschaft des chinesischen Handelsriesen auf dem amerikanischen Markt zu nehmen: Doch keinem der Zuhörer dürfte entgangen sein, dass die Veranstaltung im chinesischem Besitz befindlichen New Yorker Hotel Waldorf Astoria stattfand… .

Wie Amazon auch, dient Alibaba.com als Shopping-Destination für Millionen von Verbrauchern, doch hat Alibaba keine eigenen Lagerhallen oder Produkte. Stattdessen hilft es kleinen Unternehmen ihre jeweiligen Lagerhallen zu organisieren.

Jetzt will Ma sich darauf konzentrieren kleine amerikanische Unternehmen in China über Alibaba zu popularisieren. Ma glaubt, dass es nun dafür an der Zeit sei. Er räumte ein, dass es nicht einfach sein wird, aber der Mehrwert, den Alibaba chinesischen Konsumenten und amerikanische Unternehmen bringen könnte, sei es wert, hart daran zu arbeiten.

Nach gut einem Jahr musste die damalige CEO Meg Whitman das verlustbringende China-Abenteuer wieder beenden
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Sollte Alibaba doch zum Angriff auf den US-Konsumenten blasen, dann muss man das als globalen Wettbewerb abhaken. Auch Amerikas Internet-Konzerne versuchen seit längerem schon in China Fuß zu fassen – mehr oder minder erfolgreich.

eBay hatte vor mehr als zehn Jahren bereits großspurig zur Bezwingung des chinesischen Auktionsmarkts und zur Verdrängung des jungen chinesischen Startups Alibaba angesetzt und die damals dominierenden Versteigerungs-Plattform des Landes EachNet für 180 Millionen gekauft. eBay kämpfte damals um Marktanteile – erfolglos. Nach gut einem Jahr musste die damalige CEO Meg Whitman das verlustbringende China-Abenteuer wieder beenden.