Post-Beschäftigte streiken ab sofort unbefristet

Millionen von Briefen und Paketen werden in den kommenden Tagen erneut verspätet zugestellt werden, denn die Gewerkschaft verdi hat im Tarifstreit mit der Deutschen Post die Mitarbeiter zu unbefristeten Streiks aufgerufen und möchte die Gewerkschaftsmitglieder ab heute in den unbefristeten Streik führen.

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Die Gewerkschaft müsse nun den Druck erhöhen, da sich die Deutsche Post nicht bewege und ein vorgelegtes Angebot ignoriert habe, sagte Andrea Kocsis von verdi.

Bei den vergangenen Warnstreiks waren nur etwa sechs Prozent der Briefe verspätet zugesellt worden, bei dem aktuell angekündigten unbefristeten Warnstreik ist leider mit deutlich höheren Quoten zu rechnen.

Über die PLZ-Suche auf der Internetseite der Deutschen Post AG erfahren Sie immer aktuell, ob Ihre Sendung von den Streiks betroffen ist.

Ver.di hat die bestehende Tarifregelung zur Arbeitszeit für Tarifangestellte der Deutschen Post AG gekündigt und fordert eine Reduzierung der Arbeitszeit von 38,5 Stunden auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Dazu wurden bereits mehrere Verhandlungsrunden geführt, in denen die Deutsche Post zuletzt ein Angebot vorgelegt hatte. Dieses greift die verdi-Forderung zur Verkürzung der Arbeitszeit auf und enthält darüber hinaus die Möglichkeit zur mehrjährigen Verlängerung des bestehenden Kündigungsschutzes bis Ende 2018.  Verdi wiederum hat inzwischen eine weitere Tarifforderung eingebracht und für die ebenfalls anstehende Lohnrunde eine Erhöhung von 5,5 Prozent gefordert. Die Gesamtforderung der Gewerkschaft einschließlich des vollen Lohnausgleichs bei Verkürzung der Arbeitszeit beläuft sich damit auf Lohnerhöhungen von mehr als 12 Prozent.

Die Kündigung der Arbeitszeitregelung betrifft im Übrigen nicht die von verdi kritisierten neuen Zustellgesellschaften unter dem Dach der DHL Delivery GmbH. Diese fallen unter regionale Tarifverträge, die verdi mit den regionalen Arbeitgeberverbänden der Speditions- und Logistikbranche abgeschlossen hat.

Warum wurde die DHL Delivery GmbH gegründet?

Im Paketbereich wächst die Deutsche Post seit einiger Zeit in Deutschland insbesondere aufgrund des stark steigenden Online-Handels deutlich. Dies führt erfreulicherweise auch zu einem deutlich erhöhten Bedarf an Arbeitskräften. Die Deutsche Post rechnet hier mit 10.000 neuen Stellen bis 2020 und erwartet sogar einen Bedarf von 20.000 bis 2025. Da die Deutsche Post gerade im Bereich der Paketzustellung bisher Löhne zahlt, die doppelt so hoch sind wie bei den meisten ihrer Wettbewerber, lässt sich das Wachstum auf Dauer nicht wirtschaftlich gestalten.

Durch die Gründung der DHL Delivery GmbH schaffte die Deutsche Post für neu eingestellte Mitarbeiter unbefristete Arbeitsplätze zu wettbewerbsfähigeren Löhnen, die auf regional etablierten Tarifverträgen beruhen, die verdi mit den Arbeitgeberverbänden der Speditions- und Logistikbranche vereinbart hat. Inzwischen arbeiten bereits 6.000 Mitarbeiter in den neuen Regionalgesellschaften.

Allein seit 2011 läuft bereits ein Investitionsprogramm zur Modernisierung und Erweiterung des Paketnetzes im Umfang von 750 Millionen Euro und auch in den Folgejahren muss in einen weiter schnell wachsenden Markt erheblich investiert werden. Eine schrittweise Annäherung an die Personalkosten der Wettbewerber ist daher unvermeidlich, um auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben, denn aufgrund des intensiven Wettbewerbs gerade im Paketmarkt lassen sich wachsende Kosten nicht einfach durch höhere Preise wettmachen.

Dabei sollen die Löhne und Gehälter der 130.000 Tarifbeschäftigten in diesem Unternehmensbereich nicht angetastet werden. Für sie gilt der Haustarifvertrag weiter. Die Deutsche Post benötigen jedoch zukünftig für Neueinstellungen aus den genannten Gründen andere Tarifstrukturen.
Dies bedeutet nicht in allen Fällen niedrigere Löhne, sondern in einigen Regionen sogar höhere Entgelte. Die regionale Tarifstruktur berücksichtigt jedoch viel eingehender die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten zwischen den Regionen. Dabei werden zugleich unbefristete Arbeitsverträge geboten!

Der Einstiegsgrundlohn für Paketzusteller bei der Deutschen Post AG liegt bislang bei knapp 12 Euro. Die Einstiegsgrundlöhne der Angestellten der DHL Delivery GmbH liegen in der Spanne zwischen 10,32 und 18 Euro pro Stunde, im Durchschnitt bei knapp 13 Euro und damit rund 50 Prozent über dem gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland, der bei 8,50 Euro pro Stunde liegt. Hinzu kommen Zuschläge ja nach geltendem regionalen Tarifvertrag sowie zusätzliche qualitätsbezogene Prämien und die Möglichkeit, gegen zusätzliches Entgelt auch individuell die eigene Wochenarbeitszeit freiwillig aufzustocken. Dieses Angebot, das immer noch zu den bestbezahlten für Paketzusteller in der Branche zählt, haben inzwischen schon 6.000 Menschen angenommen, darunter mehr als 2.000 vom externen Arbeitsmarkt.