Der Amazon Web Service ist die Perle im Konzern

Der Analyst und Spezialist für Technologiewerte Brian Nichols ist der Auffassung, dass die Amazon Web Services (AWS) sehr viel besser aufgestellt sind, als das bisher zu erwarten war. Amazon berichtete bei der Bekanntgabe seiner Quartalsergebnisse zum ersten Mal über seine Cloud-Dienstleistungen für Unternehmen, Amazon Web Services. Nicholas meint, dass der Konzern das schon früher hätte tun sollen, denn AWS sei eine viel leistungsfähigere Anlage als jeder Experte bislang dachte und könne viel größere Gewinne abwerfen als jemals erwartet.

Der Amazon Web Service ist die Perle im Konzern
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Bis dato hatten Analysten keine valide Möglichkeit, um die Leistung von AWS zu beurteilen. Was sie nicht wussten und nicht wissen konnten, ist die hohe Rentabilität des Vermögenswerts – was überraschend sei, so Nichols.

AWS kontrolliert etwa 30% des gesamten Cloud-Infrastruktur Services-Marktes, einem Markt mit 16 Milliarden US-Dollar Umsatz im letzten Jahr und einem Wachstum von 48% gegenüber dem Vorjahr. AWS verzeichnet ein Wachstum von 49% gegenüber dem Vorjahr. Damit konnten die Experten noch rechnen, doch Amazon verdient auch noch Geld mit dem Cloud-Geschäft, denn das operative Ergebnis lag bei 265 Millionen Dollar. Investoren stellten sich seit langer Zeit bereits die Frage nach der Rentabilität der AWS.

Für alle, die die Cloud-Service Geschichte in den letzten Jahren nicht verfolgt haben sei kurz gesagt: Dieser Bereich der Industrie hat eine Reihe von aggressiven Preissenkungen und Veränderungen erfahren. Amazon, Microsoft, Google und andere haben Preissenkungen von bis zu 70% vorgenommen, doch trotz dieser Kürzungen bleibt das Umsatzwachstum robust.

Das heißt, Amazons AWS Betriebsergebnis wuchs nur um 8% im Quartal, was veranschaulicht, dass die Margen als Reaktion auf diese Preissenkungen zurückgegangen sind. Aber das ist nicht relevant wenn man eine operative Marge von insgesamt knapp 17% hat – eine spannende Überraschung für die Vielen, die glaubten, dass Amazon AWS aufgeben könnte.

Das Geschäftsmodell AWS bringt vor allem stetig wiederkehrende, konstante Einnahmen. Es ist kein typisch saisonales Geschäft. AWS-Kunden, meist größere Unternehmen, nutzen den Service für unzählige Funktionen, wie beispielsweise als Host für ihre Anwendungen oder für die Lagerung von Daten. Die meisten dieser Dienste laufen auf Abonnenten-Basis, sodass die Ergebnisse voraussichtlich immer besser werden.

Aus diesem Grund könnte AWS für die Bewertung des Unternehmens noch wichtiger werden, als von Analysten ursprünglich angenommen. Mit einem Quartalsergebnis von 265 Millionen US-Dollar und einem Geschäftsmodell mit immer wiederkehrenden Einnahmen rechnet Nicholas das Jahresergebnis von AWS auf 1,1 Milliarden Dollar hoch.

Nach weiteren Berechnungen kommt er zu dem Resultat, dass AWS auf dem freien Markt 85 Milliarden Dollar wert sei.

Warum also nicht über eine eventuelle Abspaltung nachdenken? Das sei zwar spekulativ, aber möglich. Vielleicht werden auch die Investoren Druck ausüben, ähnlich wie Großinvestor Carl Icahn es bei eBay tat. AWS passe nicht gerade gut zum E-Commerce und ähnlich wie eBay, das seine Bezahltochter PayPal abspaltet, damit sich verschiedene Management-Teams auf unterschiedliche Businessbereiche konzentrieren können, könnte Amazon irgendwann etwas Ähnliches zu tun.