Die Herausforderung für Amazon in 2015: Das internationale Wachstum

Während Amazon über seine Pläne Filme zu machen spricht und an seiner nächsten Generation des Fire Phone arbeitet, gibt es eine andere große Herausforderung für das neue Jahr, die weit weniger Aufmerksamkeit erhält: Das internationale Wachstum in Märkten wie Indien und China.

John Rossman, ein ehemaliger Mitarbeiter von Amazon und „disruption expert“ bei der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal, sagte gegenüber Business Insider, dass eines der größten Fragezeichen Amazons das internationale Wachstum sei. Darauf habe man bisher noch keine Antwort bekommen.

Wie kann sich Amazon sie sich hinsichtlich der lokalen Märkte und Gegebenheiten anpassen? Was funktioniert auf den lokalen Märkten und was nicht? Ist Amazon auf internationaler Ebene lernfähig?

Eine große Herausforderung für Amazon in 2015: Das internationale Wachstum
Die Herausforderung für Amazon in 2015: Das internationale Wachstum 1

Auf der Grundlage der  Q3/2014-Ergebnisse, weiß man, dass fast 40% des Umsatzes von Amazon von den internationalen Märkten kommt. Der Erfolge resultiert primär aus Regionen wie Deutschland, Großbritannien und Japan. Allerdings hat Amazon seinen Fokus und seine Investitionen auf potentiell lukrative Schwellenländer wie Indien und China gesetzt.

Flipkart, ein indisches E-Commerce-Unternehmen, von zwei ehemaligen Amazon-Mitarbeitern aufgebaut, stockte im Juli 2014 sein Kapital um eine Milliarde Dollar auf. Einen Tag nach der Ankündigung erklärte Amazon, dass man plane, 2 Milliarden Dollar in Indien zu investieren. Mit Snapdeal, der bekanntesten Online-Verkaufsplattform in Indien und Jabong gibt es zwei weitere, bedeutende Wettbewerber für Amazon in Indien.

Mit einem Anstieg von 41 Prozent liegt Indien beim Internetwachstum im BRIC-Vergleich vor Russland
(20 Prozent), Brasilien (6 Prozent) und China (5 Prozent). Insgesamt steigt die Zahl der Internetnutzer in Indien rasant, waren es im Juli 2012 63 Millionen Nutzer, wird die Zahl heute auf 220 Millionen geschätzt. Indien hat die drittgrößte Anzahl an Internet-Nutzern weltweit, nach China und den Vereinigten Staaten. Das Geschäft im Internet boomt in Indien und die Bewertungen lokaler Internet-Konzerne erreicht astronomische Höhen. Flipkart ist bereits mit etwa 10 Milliarden-Dollar bewertet. Seit 2013 investiert eBay in Snapdeal-Anteile und die japanische Softbank investierte im Oktober 2014 627 Millionen Dollar in Snapdeal und greift damit Amazon direkt im Kerngeschäft an.

Doch muss man sein Business den Kulturen der entsprechenden Märkte anpassen. Das ist sehr wichtig und nicht immer einfach. Zum Beispiel haben in Indien weniger als 12% der Menschen  Kredit- oder Debitkarten, sodass sich Amazon einem „Nachnahme-Modell“ anpassen musste, das aber noch nicht in allen Teilen Indiens verfügbar ist.

Auch China hat seine eigenen Herausforderungen. Einer der wichtigsten Gründe, warum Alibaba sich in den frühen 2000er weitaus besser in China etablierte als eBay lag daran, dass Alibaba CEO Jack Ma die chinesische Kultur verstanden hatte und genau darauf achtete, was die chinesische Bevölkerung anzog. Im vergangenen Jahr hatte Alibaba den größten Börsengang in der Geschichte und der Marktanteil von Amazon liegt noch weit hinter Alibabas 80%-igem E-Commerce-Marktanteil.

Amazon berichtet über ein relativ enttäuschendes internationales Wachstum im Jahr 2014. Im Jahresvergleich sank der internationale Umsatz um 13% im dritten Quartal 2014 (von 20% im dritten Quartal 2013).

Das schwache internationale Wachstum bei Amazon ist befremdlich und es wird eine der größten Herausforderungen von Amazon im Jahr 2015: Wachstumssteigerung seiner internationalen Umsatzerlöse.“

In einem aktuellen Piper Jaffray-Bericht schreibt Analyst Gene Munster, dass die Expansion in neue geografische Märkte eine der fünf größten Prioritäten Amazons im Jahr 2015 sein könnte:

„Amazon investiert aktiv in Distributionszentren und die Vertriebsinfrastruktur in den einzelnen Ländern, mit erheblichem Kapazitätsaufbau, die auf bestehender Nachfrage beruht.  Wir glauben, dass die Amazon Strategie im Aufbau von Kapazitäten besteht, so dass die Nachfrage nahtlos erfüllt werden kann.“