Kreditkartengebühren sollen europaweit begrenzt werden

Zahlungen via Kreditkarte sind Händlern nicht immer willkommen, denn die anfallenden Gebühren können für den Händler zuweilen hoch sein. Die Europäische Union will die Gebühren für Kreditkarten-Zahlungen deckeln und hofft auf sinkende Kosten für die Verbraucher. Das berichtet unter anderem das Handelsblatt.
Das Europäische Parlament ist Ende Dezember 2014 mit dem Europäischen Rat übereingekommen, die sogenannten Multilateral Interchange Fees (MIFs) in ganz Europa zu begrenzen. Bei oben angeführten Gebühren fordern Kreditanstalten von Händlern, die Kartenzahlungen bewilligen, ein entsprechendes Entgelt.

Die Banken, die Mastercard- oder Visa-Kreditkarten herausgeben und die Zahlung für den Händler und den Kunden ausführen, sollen sich gegenseitig maximal noch 0,3% des Rechnungsbetrags abzweigen dürfen. Für Zahlungen mit Debitkarten wie zum Beispiel der deutschen Bank- oder EC-Karte, dürfen sie maximal 0,2 % verlangen. Bislang belaufen sich die Interbanken-Entgelte bei Kreditkarten-Zahlungen in Deutschland nach Branchenangaben durchschnittlich auf 0,9%. Europaweit unterscheiden sich die Kartengebühren stark.

Die EU-Mitgliedstaaten haben überdies die Möglichkeit, die Gebühren niedriger festzusetzen. So könnten Internet-Händler in ganz Europa davon profitieren.
Wettbewerbs-Kommissarin Margrethe Vestager begrüßt die neuen Regelungen. Das Gesetz sei gut für die Einkäufer, gut für das Geschäft und gut für Europa. Doch Kreditkartenfirmen und Banken zweifeln daran, dass die EU den erwünschten Erfolg erzielt. Sie befürchten, dass die reduzierten Preise vom Handel nicht an die Kunden weitergegeben werden, so Ralf-Christoph Arnoldt, Leiter Zahlungsverkehr beim Genossenschaftsbankenverband BVR im Namen der Deutschen Kreditwirtschaft, der Spitzenorganisation der deutschen Bankenverbände.

Für Banken könnte die Entscheidung negative Folgen haben. Einerseits sind da die entgangenen Umsätze – Schätzungen der Unternehmensberatung PPI zufolge, belaufen sie sich für Deutschland auf 250 Millionen Euro jährlich. Die Folgen für Kreditkarten aber, die in Kooperation mit Unternehmen herausgegeben werden, dürften heftiger ausfallen. Mit den Kreditkarten sind die Banken an einigen Treuesystemen im Handel beteiligt. Mit den sinkenden Gebühren jedoch, lohnt sich das für beide Seiten immer weniger. Man spricht von Gebührenausfällen von über 75%.

Mobilen Bezahlsystemen wie Apple Pay dürfte die Verordnung ebenfalls ein Dorn im Auge sein. Apple verlangt von den kartenausgebenden Banken 0,15% des Umsatzes für einen Zahlungsvorgang. Gelten die gleichen Bestimmungen in Europa, müssten die europäischen Banken demnach 50% ihres Umsatzes an Apple abgeben. Den meisten Kreditinstituten dürfte es aus diesem Grund schwerfallen, bei Apple Pay mitzumachen und gleichzeitig in der Gewinnzone für diese Transaktionen zu bleiben, so Oliver Hommel, Experte für Zahlungsverkehr bei Accenture.Banken übernehmen mit der Gebühr die Garantie dafür, dass der Händler sein Geld wirklich erhält. Sie geben dem Kunden in gewisser Weise einen Kredit, so lange bis das Geld von seinem Konto abgebucht wird. Visa warnte vor den Auswirkungen für die Verbraucher. Die Regulierung werde entscheidende Konsequenzen auf die Branche haben und klare Anpassungen zur Folge haben. Die EU verhindere damit Innovationen.

Händler sollen künftig frei entscheiden können, ob und welche Kreditkarten sie annehmen. Die Regelungen betreffen zunächst nur Visa und MasterCard. Hier sind vier Gruppen beteiligt: der Kunde, dessen Bank, die Bank des Händlers und der Händler selbst. Für American Express und Diners, bei denen eine einzige Bank beteiligt ist, gilt die Begrenzung nicht.

Die neuen Maßnahmen müssen formal noch von dem ECON Ausschuss dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON: Economic and Monetary Affairs Committee) und dem Europäischen Parlament abgestimmt werden, was in naher Zukunft passieren soll. Ende 2015 soll die Regelung vollständig in Kraft treten.