Private Shoppingclubs näher betrachtet

Vor etwa sieben Jahren etablierten sich die ersten Shoppingclubs in Deutschland. Welche Zukunft hat das Konzept? Diese  Frage stellte sich Maren Martell

Die privaten Shoppingclubs versprechen Exklusivität und Markenwaren zu günstigen Preisen. Das besondere Kennzeichen ist die geschlossene Gemeinschaft. Bestellen kann nur, wer sich vorab angemeldet hat. Vorreiter war die französische Plattform Vente-privee, 2001 in Paris gegründet und seit 2006 auch in Deutschland aktiv.

Es folgten Amazon BuyVip, brands4friends, Westwing und andere. Doch sind die privaten Shopping-Communities auch erfolgreich?

Westwing zählt zu den jüngsten Gründungen in Deutschland. Das zu einem Drittel zum Startup Rocket Internet gehörende Münchner Unternehmen veräußert in 15 Nationen edles Wohnzubehör sowie Möbel. Westwing verzeichnet inzwischen 19,5 Millionen Mitglieder. Delia Fischer gründete das Unternehmen 2011. Mittlerweile steht Westwing für ein von den Medien viel gefeiertes Erfolgsmodell.

Westwing funktioniert folgendermaßen: Die Westwing-Einkäufer reservieren bei den Herstellern gegen Preisnachlass mehrere hundert Einheiten an Artikeln. Diese werden den potentiellen Käufern, registrierte Mitglieder auf der Plattform, per Mail und Social Media als Sonderangebote angeboten. Kunden können nur für kurze Zeit bei Westwing bestellen. Erst dann bestellt das Unternehmen die Ware und liefert sie aus. Die Methode ähnelt einem Schlussverkauf.

brands4friends gilt als einer der ältesten Clubs mit fünf Millionen registrierten Mitgliedern im Durchschnittsalter von 36 Jahren. Die eBay-Tochter wurde 2007 gegründet, 2010 von eBay übernommen und hat seit dieser Zeit etwa 25 Millionen Artikel verkauft. Auch brands4friends vertreibt hochwertige Produkte angesehener Mode- und Lifestyle-Marken zu stark herabgesetzten Preisen.

BuyVIP von Amazon hat laut eigenen Angaben gut sieben Millionen Mitglieder und veräußert Markenartikel mit Preisnachlässen von bis zu 70%.

Limango aus München zählt aktuell rund zwei Millionen Mitglieder. Limango hat wie die anderen Clubs auch kein festes Sortiment. Verkauft werden ausschließlich Artikel von Markenherstellern, darunter Kinderkleidung, Spielzeug, Haushaltswaren und Babyausstattung. Die Angebote gelten auch hier immer nur so lange wie der Vorrat reicht.

Die Shoppingclubs verzeichneten in den letzten sieben Jahren ein stetiges Wachstum. Dennoch ist ihr Umsatzanteil am gesamten Einzelhandel immer noch eher schwach. Mit rund 268 Millionen Euro im Jahr 2013 mache ihr Anteil am Versand- und E-Commerce-Handel gerade einmal 0,6% aus, so der Branchenverband BEVH auf Basis von Verbraucherbefragungen. Das Institut für Handelsforschung IFH in Köln geht von 675 Millionen Euro aus. In 2014 könnte der Umsatz auf 760 Millionen Euro klettern. Die Berechnungen beruhen auf Unternehmensbefragungen.

Branchenexperte Ingmar Böckmann vom BEVH sieht die Shoppingclubs schon im Wandel. „Es gibt mittlerweile eine viel größere Transparenz bei den Preisen. Shoppingclubs müssen heute mehr leisten als der Günstigste zu sein.“ viele Hersteller würden auch nicht mehr so ohne weiteres Restposten hergeben.

Hansjürgen Heinick vom IFH spricht von einer übersichtlichen Zahl von Shoppingclubs, die marktrelevant seien. Das Erfolgsrezept sei ein Angebot von Luxus und Marke zu kleinen Preisen und das auch noch in einem begrenzten Zeitraum. „Da wird eine künstliche Verknappung hergestellt.“ Heinick geht davon aus, dass einige Clubs sich mit ihrem Verkaufsprinzip schon fest etabliert haben, sowohl bei den Käufern als auch bei den Anbietern.

Der Vorteil der geschlossenen Kaufplattformen sei, dass auf den  Kunden zugeschnitten Angebote unterbreitet werden könnten. Auf der anderen Seite könnte die fortwährende Kaufaufforderung auch schnell nerven, so Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen.

Die Hersteller stünden den Clubs ebenfalls gespalten gegenüber. Sie seien entweder erwünschter Werbekanal oder reine Resterampe für Auslaufmodelle, die sonst kaum noch Käufer finden.