Bei Amazon gehen Wachstumsmöglichkeiten vor Profit

Amazon geriet in der Vergangenheit des Öfteren in die Kritik, weil der Fokus des Konzerns weniger auf Profitabilität, als auf Wachstumsmöglichkeiten liegt. Amazon investiert derzeit in die verschiedensten Bereiche wie E-Commerce, Hardware, Unterhaltung sowie auch in die Konsumgüter-Kategorie. Die operativen Margen sanken in den vergangenen Quartalen, was den Zorn unter den Analysten und Investoren erhöhte. Sie haben die verständlichen Bedenken, dass es fraglich ist, ob manche finanziellen Ausgaben tatsächlich notwendig waren.

Die Niedrig-Preisstrategie Amazons sowohl im Online-Handel als auch bei Amazon Web Services (AWS) sei einer der Hauptgründe für die mangelnde Rentabilität. Zusätzlich besitzt Amazon einen Großteil des Warenbestandes, der auf den Webseiten verkauft wird selbst, wodurch Warenbestands-und Logistikkosten hinzukommen. Hohe Investitionen in Daten-Zentren, Fulfillment, Technologie-Upgrades, Hardware und einiges mehr haben zu weiterem Druck auf die Profitabilität des Unternehmens geführt.

Einige Aktionen des Unternehmens auf der Hardware-Seite, wie zum Beispiel beim Fire Phone zahlten sich nicht aus, was zum Margendruck im Jahr 2014 führte. Fulfillment-, Marketing-, Technologie- und Content-Kosten sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Bruttomargen des Unternehmens verbesserten sich jedoch. Dennoch werden die betrieblichen Aufwendungen weiterhin hoch bleiben.

Warum sind aber Amazons operative Gewinnspannen so niedrig?

Amazon versucht durch die Niedrig-Preisstrategie Marktanteile zu gewinnen und die niedrigen Margen sollen scheinbar dazu dienen, den Eintritt neuer Spieler auf dem Markt zu verhindern. Auch der enorme Warenbestand bedingt eine hohe Kapitalbindung. Bei Amazons AWS-Business sieht es nicht anders aus. Amazon nimmt deftige Preissenkungen vor, um mit anderen großen Playern wie Google oder Microsoft wetteifern zu können. In diesem Jahr sah man Reduzierungen zwischen 28 und 51% in diesem Bereich. Gekoppelt mit hohen Investitionen in den Rechenzentren, belastete dies natürlich auch die Profitabilität Amazons. Amazons Investitionen auf der Hardware-Seite haben sich auch noch nicht ausgezahlt. Der Konzern macht wenig bis gar keinen Gewinn mit seinen Kindle-Tablet PCs und das Fire Phone war ein Flop.

Obwohl die Bruttomarge sich im Laufe der Jahre verbessert hat, sind die Kosten für Technik und Content, Fulfillment sowie Marketing zwischen 2009 und 2013 enorm angestiegen. Die Bruttomarge hat sich vor allem durch den wachsenden Anteil des Drittvertriebs am Gesamtumsatz verbessert, da diese Verkäufe eine niedrigere Kapitalbindung zur Folge haben. Allerdings hat sich diese Entwicklung wiederum negativ auf die Fulfillment Kosten ausgewirkt..

Auch die Werbeaktionen für das Prime-Programm produzieren enorm hohe Kosten und weiter gehen Experten auch davon aus, dass die Kosten für die kostenfreie Lieferung über den Abonnement-Erlösen für das Programm liegen.

Digitale Medieninhalte und die Expansion in Produktkategorien und Technologieplattformen sind ein strategisches Wachstumsfeld für das Unternehmen. Deshalb wird auch erwartet, dass diese Kosten in der nahen Zukunft weiter ansteigen werden. Die Marketingkosten haben sich aufgrund höherer Investitionen in das Suchmaschinen-Marketing, das Affiliate-Programm sowie Fernsehen und andere Werbeaktionen ebenfalls weiter erhöht. Mit dem zu erwartenden steigenden Wettbewerb im Online-Retail-Markt wird die Nachfrage nach diesen Traffic-Quellen hoch bleiben, was den Aufwärtsdruck auf die Marketingkosten in naher Zukunft erhalten wird.