Online Payment-Studie: So wird in europäischen Onlineshops bezahlt

Das meistverbreitete Zahlungsmittel im europäischen E-Commerce ist die Kreditkarte. Typisch deutsch sind Lastschriftverfahren und Rechnungskauf. Im französischen Onlinehandel kommt der gute alte Scheck noch immer zum Einsatz, und britische Händler bieten in der Regel die geringste Auswahl an Zahlungsoptionen an. Zu diesen Ergebnissen kommt Deutschlands größtes Preisvergleichsportal idealo in einer aktuellen Studie zum Thema Online Payment.

Das Unternehmen hat untersucht, welche Bezahlmöglichkeiten in europäischen Onlineshops angeboten werden und wie sich die Länder dabei voneinander unterscheiden. Hierfür betrachtet idealo die Top Onlineshops* seiner internationalen Preisvergleichsseiten in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und Polen. Neben der europaweiten Verbreitung von Standardzahlungsmitteln wie Kreditkarte oder PayPal zeigt die Auswertung auch einige bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Ländern auf.

Von den beobachteten Zahlungsarten sind nur fünf in allen Ländern der Studie vertreten: Kreditkarte, Debitkarte, E-Payment-Anbieter, Vorkasse und erstaunlicherweise auch die Ratenzahlung. Ihre Verbreitung unterscheidet sich jedoch enorm von Land zu Land. Während beispielsweise die Zahlung per Vorkasse in nahezu jedem polnischen Shop (96 Prozent) möglich ist, bietet kaum ein britischer Shop (4 Prozent) diese Zahlungsoption an.

Europaweit am stärksten verbreitet sind die Zahlung per Kreditkarte und via E-Payment-Diensten. Als einzige der betrachteten Zahlungsoptionen werden sie von mehr als 70 Prozent Shops in jedem untersuchten Land angeboten.

Die europaweit am häufigsten akzeptierte Kreditkarte ist die Visa Karte. In Frankreich, Großbritannien und Spanien nimmt sie jeder der untersuchten Händler an. Ähnlich weit verbreitet ist nur die MasterCard. Insgesamt werden Visa Karte und MasterCard von mindestens 72 Prozent der Shops in jedem Land als Zahlungsmittel angeboten. An dritter Stelle folgt American Express (AmEX), die vor allem in Großbritannien, aber auch in der Hälfte (52 Prozent) der untersuchten deutschen Shops zum Einsatz kommt.

Am häufigsten setzen deutsche und italienische Händler E-Payment-Verfahren als Zahlungsart ein. Neun von zehn Shops in beiden Ländern stellen entsprechende Bezahlmöglichkeiten zur Auswahl.

PayPal dominiert den E-Payment-Markt in allen betrachteten Ländern deutlich – in Deutschland immerhin dicht gefolgt vom Bezahldienst SOFORT Überweisung, den ganze 80 Prozent der untersuchen Händler nutzen.

Durch eine beachtliche Vielfalt an angebotenen E-Payment-Lösungen sticht vor allem Polen hervor. Neben dem Spitzenreiter PayPal finden sich ganze sechs weitere Bezahldienste (SOFORT Überweisung, PayU, Przelewy24, dotpay, Paybynet und Skrill) in den betrachteten polnischen Shops. Die größte Konkurrenz zu PayPal (62 Prozent) stellt dabei der polnische Payment Service PayU dar, den 56 Prozent der Händler für die Bezahlung im Webshop zur Verfügung stellen.

Mobile Payment via NFC, BLE oder QR-Code-Scan wird im Onlinehandel kaum eingesetzt. Das liegt vor allem daran, dass diese Zahlungsmöglichkeiten eher für die Bezahlung im stationären Handel ausgelegt sind. Im Onlinehandel ist der Mehrwert dagegen eher gering, auch weil viele E-Payment-Anbieter Apps und mobile Versionen anbieten, die eine Bezahlung während des mobilen Shoppens – auf dem Smartphone genauso bequem wie am PC – möglich machen.

Lediglich in Deutschland bieten drei der 50 untersuchten Shops (6 Prozent) explizite Mobile Payment-Lösungen an. Davon nutzen zwei Händler den Dienst von Yapital, bei dem ein auf dem Bildschirm abgebildeter QR-Code vom Kunden per Smartphone gescannt und somit die Bezahlung durchgeführt werden kann. Einer der Shops bietet mPass an: ein mobiles Bezahlverfahren, bei dem die Eingabe der Handynummer, eines Passworts und einer mTAN die gewünschte Zahlung auslöst.

Trotz der europaweiten Dominanz von Kreditkarte und E-Payment, allen voran PayPal, sind einige, interessante Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern zu beobachten.

Landesspezifische Eigenheiten

  • Deutschland: Lastschrift – eine deutsche Rarität

In Deutschland sind Kreditkarten als Zahlungsmittel generell weniger verbreitet als im Ausland. Das macht sich auch im Onlinehandel bemerkbar. Während in Frankreich, Großbritannien und Spanien in allen untersuchten Shops mit Kreditkarte bezahlt werden kann, akzeptiert etwa jeder zehnte deutsche Shop (12 Prozent) keine Kreditkartenzahlung. Hierzulande dominieren E-Payment-Verfahren (90 Prozent) das Zahlungsmittelangebot noch vor Kreditkarten.

Hingegen ist die Vielfalt der angebotenen Bezahloptionen in Deutschland größer als in allen anderen untersuchten Ländern. Insgesamt zehn verschiedene Zahlungsweisen – von Vorkasse bis Mobile Payment – konnten im Rahmen der Studie in den deutschen Top 50 Shops ausgemacht werden. Darunter auch viele „klassische“ Bezahlmöglichkeiten wie Nachnahme, Rechnung und Vorkasse.

Das Prinzip „Ware vor Geld“ ist bei den meisten Händlern eher unbeliebt. In deutschen Onlineshops ist der Kauf auf Rechnung aber relativ weit verbreitet. Weit mehr als die Hälfte (64 Prozent) der untersuchten Händler bietet ihn an. Einige Händler nutzen hierfür Drittanbieter wie Klarna oder BillSAFE und lagern damit den bürokratischen Aufwand sowie das Ausfallrisiko beim Rechnungskauf aus.

Im Vergleich zu den anderen Ländern (mit Ausnahme von Polen) wird auch die Barzahlung bei Abholung der Ware in Deutschland relativ häufig (22 Prozent) angeboten – ein Zeichen für die zunehmende Kombination von Online- und Offline-Kanälen.

Eine deutsche Rarität stellt die Zahlung per Lastschrift dar, die 19 Prozent der Händler als Zahlungsoption in ihrem Shop anbieten. In den anderen Ländern kommt das Lastschriftverfahren – bis auf einen Shop in Spanien – überhaupt nicht zum Einsatz.

Mobile Payment-Optionen werden in der Studie ausschließlich in Deutschland eingesetzt, allerdings auch dort nur in drei von 50 Shops.

  • Polen: Barzahlung bei Abholung weit verbreitet

Im Hinblick auf die Wahl der Zahlungsmittel ähneln die polnischen Shops in vielerlei Punkten den deutschen. Den Kauf auf Rechnung etwa findet man in der Studie ausschließlich in Deutschland und Polen, wo jeweils etwa ein Drittel der Shops (62 Prozent in Polen, 64 Prozent in Deutschland) ihn anbietet.

Auch ist die Zahl der polnischen Händler, die eine Zahlung per Kreditkarte (76 Prozent) oder Debitkarte (16 Prozent) anbieten, im europaweiten Vergleich ebenfalls gering.

Bei den Zahlungsarten Vorkasse und Nachnahme bildet Polen dagegen den Spitzenreiter – in fast jedem Shop (je 96 Prozent) stehen die beiden Bezahlverfahren zur Auswahl.

Erstaunlich hoch ist außerdem der Anteil der Händler, die eine Barzahlung anbieten. Ganze 58 Prozent der polnischen Shops – und damit weitaus mehr als in den anderen Ländern der Studie – führen (mindestens) eine stationäre Filiale mit Abholmöglichkeit für online bestellte Waren. Ebenso bemerkenswert ist die bereits erwähnte, große Vielfalt an E-Payment-Anbietern, unter denen polnische Kunden wählen können.

  • Italien: Postanweisung – eine italienische Spezialität

Die Bezahlungsoptionen Vorkasse oder Nachnahme sind auch in Italien weit verbreitet. Neben den gängigsten Online-Bezahlmethoden (Kreditkarte, E-Payment) steht die „Vorab-Überweisung“ dort an dritter Stelle der angebotenen Zahlungsmittel: 84 Prozent der italienischen Händler bieten sie an. Darauf folgt die „Nachher-Bezahlung“ per Nachnahme, welche in 72 Prozent der Shops möglich ist.

Die Barzahlung bei Abholung der Ware sucht man hingegen vergeblich – genauso wie die Zahlung per Lastschrift oder Rechnung.

Eine italienische Spezialität stellt hingegen die Postanweisung dar, bei der der Zahlungspflichtige den fälligen Betrag bar bei einer Postfiliale einzahlt, die das Geld dann dem Empfänger zukommen lässt. Es ist kein Konto notwendig, um die offene Rechnung zu begleichen. In Deutschland wurde die Postanweisung 2002 eingestellt, wird aber von der Postbank vom sogenannten Minuten-Service der Postbank ersetzt. Allerdings kommt diese Art der Bezahlung hierzulande kaum noch zum Einsatz. In Italien findet man diese Postanweisung immerhin noch in rund jedem fünften der untersuchten Shops.

  • Frankreich: Scheck in keinem anderen Land so beliebt

Frankreich ist neben Italien das einzige Land in der Studie, in dem ebenfalls eine Zahlung via Postanweisung möglich ist. Allerdings ist sie in den französischen Shops deutlich weniger verbreitet – nur 8 Prozent bieten sie an – als in den italienischen (22 Prozent).

Mehr als drei Viertel der untersuchten Shops in Frankreich akzeptieren aber eine Ratenzahlung. Das sind deutlich mehr als in den anderen untersuchten Ländern.

Die größte französische Besonderheit im Hinblick auf das Zahlungsmittelangebot bildet aber der Scheck. Mit dem, im Rest Europas eher veralteten, Zahlungsmittel kann man in ganzen 68 Prozent der französischen Shops bezahlen.

Was man dort jedoch in keinem einzigen der untersuchten Shops findet sind Lastschrift, Rechnungskauf sowie die Zahlung per Nachnahme.

  • Spanien: Vorkasse sehr verbreitet, dafür kein Rechnungskauf

Auch wenn Spanien neben Deutschland das einzige Land der Studie darstellt, in dem eine Lastschriftzahlung zu finden ist, ist das Verfahren dort kaum verbreitet. Nur ein einziger der untersuchten Shops stellt diese Art der Bezahlung bereit.

Dafür ist in Spanien – wie in Italien auch – die Zahlung per Vorkasse bei Onlinehändlern sehr weit verbreitet (84 Prozent). Hingegen bietet hier nur ein Fünftel der Händler die Bezahloption „Nachnahme“ an.

Genauso wie im Nachbarland Frankreich, akzeptiert keiner der untersuchten spanischen Shops einen Kauf auf Rechnung.

  • Großbritannien: Wenig Alternativen zu Kartenzahlung und PayPal

Die kleinste Auswahl an Zahlungsoptionen ist im britischen Onlinehandel zu beobachten, was daran liegen mag, dass die Kreditkarte als typisches Zahlungsmittel bereits seit langem etabliert und auch im Onlinehandel gang und gäbe ist. Zum überwiegenden Teil bieten die dortigen Shops eine Bezahlung daher nur mittels Kredit- oder Debitkarte (je 100 Prozent) oder über E-Payment-Dienste (70 Prozent) an.

Alternativen hierzu findet man kaum. 12 Prozent der Händler akzeptieren immerhin eine Zahlung in Raten. Eine Barzahlung bei Abholung wird von nur einem der 50 Shops angeboten. Ebenso der Scheck.

Im Zuge der zunehmenden Internationalisierung des Onlinehandels kristallisieren sich bestimmte Zahlungsmittel und -anbieter europaweit als Standards heraus

Neben Verkaufsstrategien, Marketingkanälen und Kundenservice ist die Auswahl der richtigen Zahlungsmittel eine entscheidende Herausforderung für jeden Onlinehändler. Kunden, die ihre bevorzugte Zahlungsmethode nicht im Onlineshop vorfinden, brechen den Kauf in etwa der Hälfte der Fälle wieder ab.

Im Zuge der zunehmenden Internationalisierung des Onlinehandels kristallisieren sich bestimmte Zahlungsmittel und -anbieter europaweit als Standards heraus – allen voran die Zahlung per Kreditkarte sowie PayPal. Wie die Studie zeigt, bestehen aber allein innerhalb Europas noch zahlreiche landesspezifische Besonderheiten, wenn es um die Bezahlung im Onlinehandel geht. Für Händler ist es wichtig, diese zu kennen und ihr Zahlungsmittelangebot entsprechend auszurichten. Insbesondere dann, wenn sie erfolgreich in andere Länder expandieren wollen.

*Für die Studie wurden pro Land die Top 50 idealo Shops betrachtet. Hierfür wurden aus den 100 klickstärksten Onlineshops der jeweiligen idealo Seite (idealo.de, idealo.co.uk, idealo.fr, idealo.it, idealo.es und idealo.pl) die 50 Shops mit den höchsten nationalen Alexa Traffic Ranks herangezogen.

Frank