Alibaba: Analysten rechnen mit 35% Zuwachs beim Vorsteuergewinn

Der Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba hat mit 25 Milliarden Dollar Emissionserlös sämtliche Rekorde gebrochen. Der Gründer des Konzerns, Jack Ma, dürfte damit durchaus zufrieden sein. Auch für spekulative Investoren ist Alibaba eine Wette wert.

Um fast 40% stieg die Aktie am ersten Handelstag an der Wall Street. Für die Auserlesenen, die die Aktie zeichnen durften, war es ein äußerst profitables Geschäft. Den ehemaligen Englischlehrer Ma, der Alibaba 1999 gründete und etwa 8% der Anteile hält, machte das Event zum reichsten Mann Chinas.

Doch ist die Aktie nach der Emissionsrally nicht schon zu teuer, fragt Stephan Bauer?

Immerhin wurde aus einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr von etwa 25 gegenüber dem Emis­sionspreis ein Gewinnvielfaches im hohen 30er-Bereich. Das Papier ist somit teurer als das des zweiten großen chinesischen Internetkonzerns, Tencent, und teurer als das von Chinas führender Suchmaschine im Internet, Baidu.

Tatsache aber ist: Ma hat mit Alibaba das wohl profitabelste Businessmodell im Internethandel weltweit aufgezogen. Mit rund 15 Millionen Transaktionen jährlich und einem Volumen von etwa 300 Milliarden Dollar ist Alibaba die unangefochtene Nummer 1 im chinesischen E-Commerce. Alibaba kauft jedoch keine Waren ein oder vertreibt diese über aufwendige Logistikzentren, wie das Amazon macht.

Alibaba-Kurs von finanzen.net

 

Jack Ma, der von PCs angeblich gerade mal so viel versteht, um eine Mail zu schreiben, hat das Businessmodell ähnlich dem von Google aufgebaut: Alibaba lebt von Erlösen für Inserate und Produktplatzierungen. Händler bezahlen diese beispielsweise auf der Online-Plattform Tmall, um ihre Produkte möglichst profitabel verkaufen zu können. Kunden zahlen wie bei Google für Klicks.

Alibaba ist rein virtuell, weshalb der Konzern im laufenden Geschäftsjahr schätzungsweise etwa 45% operative Marge einholen wird. Selbst Profitausnahmen wie Apple kommen nur auf knapp 30%, Amazon bringt es auf knapp ein Prozent. Ferner wächst der Gewinn rasch. Für das kommende ­Geschäftsjahr prognostizieren Analysten etwa 35% Zuwachs beim Vorsteuergewinn (EBIT). Apple erreicht demnach gute 10%, was die hohe Bewertung des Alibaba-Papiers relativiert.

Ma wird sich zu Hause gegen Mitbewerber wie Tencent behaupten müssen, denn auch Tencent strebt in den E-Commerce. Doch Alibaba ist eine Macht, zumal der Markt außerhalb Chinas immer noch stark abgeschottet ist. Und Chinas Internetwirtschaft wächst. Der Anteil der Menschen, die Zugang zum Netz haben, steigt ständig an. Die zahlungskräftige Mittelschicht, die das Internet besonders intensiv nutzt, wächst ebenfalls. Überdies treibt die Entwicklung zum mobilen Internet das Wachstum. Im zweiten Quartal 2014 kamen schon 30% des Alibaba-Umsatzes aus Transaktionen über Smartphones oder Tablet-PCs. Im Vorjahreszeitraum hatte der ­mobile Anteil am Geschäft bei 12% gelegen.