Kann Alibaba für Amazon ein wirklicher Rivale sein?

Eigentlich klingt die Frage, ob Alibaba für Amazon eine Bedrohung darstellt, eher lächerlich. Denn Amazon, der Riese im amerikanischen E-Commerce hat enorme Ressourcen mit seiner hoch effizienten Technologie, der riesigen Nutzer-Basis und  einer Marktkapitalisierung von 158 Milliarden Dollar. Amazon ist eher daran gewöhnt, eine Bedrohung für andere Unternehmen wie Einzelhändler, Buchhändler und Verleger zu sein und nicht umgekehrt.

Die Geschichte allerdings hat gezeigt, dass sich die Internet-Landkarte sehr schnell ändern kann

Emporkömmlinge können erfolgreichen Unternehmen in einem Jahrzehnt durchaus das Wasser  abgraben. So belächelte einst auch Steve Ballmer das Apple iPhone, als es 2007 herauskam, nur um dann zu sehen, dass Apple durch das iPhone innerhalb weniger Jahre profitabler ist als Microsoft.

Alibaba selbst hatte 2005, als Yahoo! für einen Anteil von 40% eine Milliarde Dollar investierte, nur einen Wert von 2,5 Milliarden. Jetzt spricht man bei Alibaba von einem Marktwert, der bei über 150 Milliarden Dollar liegt.

Alibaba hat bereits Erfahrung damit, Goliaths zu besiegen

Im Jahr 2003 versuchte eBay sich seinen Weg im chinesischen E-Commerce-Markt zu ebnen und akquirierte für 150 Millionen Dollar EachNet. Zu diesem Zum Zeitpunkt machte EachNet 85% des E-Commerce-Marktanteils in China aus.

Als Antwort auf den – misslungenen – Vorstoß eBays startete Alibaba sein Auktionshaus Taobao. Im Gegensatz zu eBays EachNet erhob Taobao keine Gebühren. Weil es kostenlos und eher auf den regionalen Geschmack zugeschnitten war, konnte Taobao schließlich den Löwenanteil des chinesischen E-Commerce-Marktes erbeuten. eBay war dann später raus aus dem chinesischen Markt.

Alibaba hatte am Ende gegen eBay gewonnen. Alibaba dachte langfristig und  konzentrierte sich zudem darauf, die Kunden glücklich zu machen, anstatt wie eBay seine Anleger mit dem nächsten Quartalsbericht erfreuen zu wollen.

Alibaba ist bezüglich der Einstellung eine Kopie von Amazon, die Verantwortlich denken ebenfalls langfristig und setzten auf maximale Kundenzufriedenheit.

Alibaba kann Amazon keine Marktanteile abjagen, indem Alibaba versucht günstiger zu sein als Amazon. Amazon wäre bestimmt immer wieder preiswerter und ein ruinöser Wettbewerb wäre die Folge. Darüber hinaus hat Amazon in den USA zwei Jahrzehnte Vorsprung mit einer massiven Kundenbasis, treuen Kunden, sehr effizienten Vertriebszentren und umfangreichen Größenkostenersparnissen. Es braucht ein Wunder um Amazon in den Vereinigten Staaten zu besiegen.

Außerhalb der USA sieht das schon wieder ganz anders aus. Hier ist Alibaba eine Bedrohung für Amazon

In vielen Ländern der Welt steckt der E-Commerce noch in den Kinderschuhen. Diese Wachstumsmärkte wie Brasilien und Indien sind noch zu vergeben und Alibaba wird in der Lage sein, Amazon hier Marktanteile wegzunehmen. Alibaba kann sich in diesen Nationen auch einkaufen, ganz so wie es eBay in China versuchte.

Alibaba kann Amazon aber auch im Bereich der Technologie gefährlich werden. Seit 2012 hat Alibaba 29 Deals im Wert von 16 Milliarden Dollar durchgeführt. Ganz wie Amazon möchte auch Alibaba der „everything store“ sein. Mit seiner großen Marktkapitalisierung und beeindruckenden technologischen Talenten wird Alibaba eines Tages seine eigenen TV-Shows oder Cloud-Infrastruktur liefern, so wie es Amazon heute macht.

Während die beiden Giganten auf internationaler Ebene konkurrieren, dominieren sie den E-Commerce-Markt ihrer Länder, wo keiner eine Bedrohung für den anderen ist.

Aktien der Unternehmen zu kaufen bedeutet Innovation zu kaufen

Amazon hat seine Fähigkeit neue Märkte zu schaffen mit der Einführung der Kindle-Geräte und Amazon Web Services bewiesen, während Alibaba Ähnliches mit Finanzdienstleistungen (mit 37,5% Anteil an Alipay) und digitalen Medien schafft. Mit ihrem gigantischen Kundenstamm und talentierten Mitarbeitern verfügen beide Unternehmen über die Fähigkeit neue Produkte schnell auf den Markt zu bringen und diese Produkte effizient zu monetarisieren.

Viele verweisen auf die Tatsache, dass Amazons Preis-Gewinn-Verhältnis nicht passt und Amazon kein guter Kauf sei. Aber die Kritiker vernachlässigen zu erwähnen, dass Amazon sein Business nicht alleine wegen des Geldes führt. Mit seiner hohen Kundenbindung und gut zahlenden Kunden, hat Amazon eine erhebliche Preismacht, die der Konzern derzeit nicht nutzt. Amazon hält die Preise absichtlich niedrig, um noch mehr an Marktanteil zu gewinnen und noch größere Skaleneffekte aufzubauen.

Solange der Einfluss der Aktionäre nicht zu einem Problem wird, könnte Alibaba für Anleger jedoch eine noch größere Investition sein als Amazon.

Angesichts der beeindruckenden Erfolgsgeschichte und den enormen zur Verfügung stehenden Ressourcen beider Unternehmen, sieht die Zukunft für Amazon und Alibaba allerdings sehr rosig aus.