Deutsche Versandhändler wollen in Europa wachsen

Der grenzüberschreitende Handel ist derzeit der stärkste Trend im E-Commerce. Mit der neuen EU-Verbraucherrechterichtlinie (VRRL), in Deutschland seit dem 13. Juni 2014 in Kraft, soll der europäische Handel weiter vereinheitlicht und der internationale Handel gefördert werden. Wie aber sieht die Umsetzung in der Realität aus?

Eine aktuelle Umfrage des Handels- und Logistikdienstleisters Hermes zeigt zum einen auf, wie gut deutsche Händler auf den Versand ins Ausland vorbereitet sind. Zum anderen gibt die Studie Informationen darüber, wie die Händler die zukünftige Entwicklung des internationalen Handels bewerten.

Viele deutsche Versandhändler stehen der EU-Richtlinie eher differenziert gegenüber:

Rund 47% der befragten Shop-Betreiber gaben zwar an, dass der internationale Versandhandel ansteigt. Doch nur 11% sind der Ansicht, dass dies auf die Neuregelung zurückzuführen sein wird. 28,4% glaubt sogar, dass die VRRL den internationalen Versandhandel nicht begünstigen wird.

Eine Vielzahl deutscher Versandhändler ist schon international ausgerichtet. Rund 79% haben in den letzten 12 Monaten Waren ins Ausland verschickt. Am häufigsten beliefert wurden Empfänger in Österreich (86,8%), in der Schweiz (40,8%) sowie in Frankreich (27,6%).Bezogen auf das gesamte Versandvolumen ist die Menge grenzüberschreitender Sendungen jedoch noch sehr gering. Bei 47,6% der Befragten lag der Auslandsanteil in den letzten 12 Monaten maximal bei 10% der Gesamtmenge. Allerdings planen 40% der befragten Versandhändler, ihr internationales Geschäft weiter auszubauen. 25% sind dagegen noch unentschieden, weitere Schritte zu unternehmen.

  • Versandkosten sind für 71,1% der befragten Händler das größte Hindernis für einen Start ins Auslandsgeschäft.
  • Danach folgen bei 42,2% die Zollgebühren, die beim Versand in Nicht-EU-Mitgliedsstaaten anfallen.
  • mit jeweils 26,5% gibt es gleich zwei potentielle Hindernisse: das komplexe Retourenhandling beim internationalen Versand  und die länderspezifischen Besonderheiten, etwa bei Versand und Payment.

Frank Iden, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hermes Logistik Gruppe Deutschland kommentiert die Händler-Sorge:

„Der logistische Aufwand ist bei Sendungen ins Ausland ungleich größer – und das muss entsprechend bezahlt werden. Dem internationalen Geschäftserfolg eines Shops tut der höhere Versandpreis allerdings keinen Abbruch. Kunden, die einen besonderen Artikel suchen und im Ausland fündig werden, sind durchaus bereit, die Transportleistung entsprechend zu honorieren, wenn denn die Leistung stimmt.“

Die Zustellung gegen Unterschrift ist für 54,1% der befragten Versandhändler die wichtigste logistische Serviceleistung. Seit dem 1. Januar 2014 muss die Zustellung der Ware auch bei Lieferungen ins EU-Ausland durch den Empfänger bestätigt werden. Die Durchführung mehrerer Zustellversuche (50,0%) sowie ein lückenloses, grenzüberschreitendes Track & Trace (45,9%) wurden von den Shop-Betreibern auf die Plätze 2 und 3 gewählt.