Vertreter europäischer Gewerkschaften diskutieren über Amazon

Vertreter von Gewerkschaften aus Deutschland, Polen, Tschechien, Großbritannien und den USA kommen zurzeit in Berlin zusammen. Sie wollen gemeinsam überlegen, wie der Kampf für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen bei Amazon international koordiniert werden kann. Die Tagung findet auf Einladung der internationalen Gewerkschaftsdachverbände UNI Global Union und der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) statt.

Die Zusammenkunft ist nicht öffentlich. Diskutiert wird wahrscheinlich über die Ausweitung von Streiks nach deutschem Beispiel auf diverse europäische Standorte.

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Die internationale Solidarität und grenzübergreifende Vernetzung von Gewerkschaften sei ein „wichtiges Signal an Amazon“. Zudem sei beides eine essentielle Voraussetzung, um für die Mitarbeiter in Deutschland sowie an anderen Standorten bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen, so Stefanie Nutzenberger, verdi-Bundesvorstandsmitglied für den Handel.

In Deutschland kämpfen Beschäftigte seit Frühjahr 2013 für Tarifbindung. Amazon lehnt es bisher ab Tarifverhandlungen aufzunehmen. Das Unternehmen biete nur „Gespräche“ an und orientiere sich bei der Höhe der Löhne weiterhin an der Logistikbranche. An den Amazon-Standorten Leipzig, Bad Hersfeld, Graben und Rheinberg haben deshalb Hunderte von Amazon-Mitarbeitern mehrfach gestreikt. Amazon unterhält in Deutschland acht Versandzentren mit zirka 9.000 Beschäftigten.

Amazon argumentiert ein Logistikunternehmen und kein Unternehmen des Einzel- und Versandhandels zu sein und versucht damit die Zahlung von geringeren Löhnen zu rechtfertigen. Anders in Italien: Dort wende Amazon an einem Standort in Piacenza den Tarifvertrag des Einzelhandels an. In Italien ist Amazon dazu verpflichtet, einem der bestehenden Branchen-Tarifverträge zuzustimmen. Hier hat sich der Konzern ausdrücklich für den Einzelhandels-Tarifvertrag entschieden. Dieser sieht eine höhere Entlohnung als im Logistikbereich vor.