Welche Auswirkungen hat Internet-Shopping auf den stationären Handel?
Eine Studie von Deloitte im Auftrag von eBay ging der Frage nach: Welche Auswirkungen hat Internet-Shopping auf den stationären Handel? Es wurden für die Erhebung die Verkaufszahlen von 21 führenden europäischen Händlern analysiert. Ferner wurden 2.000 Personen in Deutschland und in Großbritannien im Rahmen der Studie befragt. Vier Kernergebnisse wurden identifiziert. Diese sollen, wie eine Omnichannel-Strategie, also die parallele Nutzung aller zur Verfügung stehenden Kommunikations-, Vertriebs- und Verkaufswege, Einzelhändlern dabei helfen kann, ihre Absätze zu steigern.
Der Erfolg liegt laut den Studienautoren daran, dass führende Omnichannel-Händler in der Lage sind, auch jene Menschen als Käufer zu gewinnen, die sonst das Geschäft zwar betreten, aber oft ohne Kaufabschluss verlassen. Durch einen Omnichannel-Zugang des Handels können frustrierende Shopping-Erlebnisse, die oft den Einkauf nicht zustande kommen lassen, wie Warteschlangen an der Kasse oder nicht vorrätige Artikel, reduziert werden.
1. Verbindung von stationärem und Online-Geschäft Chance für den Handel – Online-Präsenz bringt zusätzlichen Umsatz im stationären Geschäft
Entgegen historischer Annahmen ergab das Studienergebnis, dass Ausgaben im Online-Handel in vielen Bereichen zusätzlich zu stationären Einkäufen erfolgen. In den für den Einzelhandel auch in Österreich besonders wichtigen Kernsegmenten der Studie, Bekleidung und Haushaltsgeräte (Weißware), wird von auch im E-Commerce tätigen Unternehmen praktisch der gesamte Online-Umsatz zusätzlich generiert, ohne die bisherigen Absätze im stationären Handel negativ zu beeinflussen. Die Studie zeigt, dass zum Beispiel in Großbritannien über 95% der Online-Verkäufe im Bereich Frauenbekleidung zusätzlich zu den Verkäufen im Geschäft erfolgen. Das bedeutet: Von rund 121 Euro (£100), die in einem Online-Shop umgesetzt wurden, wären – ohne Online-Präsenz – nur rund 6 Euro (£5) auch im stationären Geschäft des Händlers umgesetzt worden. Diese Statistik wird auch von den Ergebnissen im deutschen Gerätemarkt bestätigt, wo sogar 98% der Online-Käufe zusätzliche Umsätze für die Händler darstellten, die sonst nicht möglich gewesen wären.
2. Omnichannel-Strategie ausschlaggebend, um die „Super Shopper“ zu erreichen
Außerdem wurde gezeigt, dass die meisten Konsumenten, die höherwertige Einkäufe erledigen, dafür verschiedene Kanäle nutzen – das heißt für Händler, dass ein Omnichannel-Angebot den Weg zu lukrativeren Verkäufen ebnet. Die Studie zeigt, dass dieser identifizierte Käufertyp (der „Super Shopper“) um 30% höherer Wahrscheinlichkeit zu Recherchen vor dem Besuch im Geschäft neigt. Dieser Typ recherchiert vorab mit dem Ziel herauszufinden, welcher Einkaufskanal ihm für den jeweiligen Kauf am meisten bietet – in Sachen Auswahl, Bequemlichkeit und Nutzen.
3. Bedeutende Chance für den österreichischen Einzelhandel: Grenzüberschreitender Handel weiter am Vormarsch
Die Studie zeigt auch, dass der grenzüberschreitende Online-Handel zu einer großen Chance für den Einzelhandel wird und weiter stark wächst. Schirmeister: „Export und grenzüberschreitender Online-Handel ist für ein kleines Land wie Österreich besonders wichtig. Österreichische Händler können ihren Kundenstamm leicht vervielfachen, indem sie mittels Online-Handel neue Märkte erschließen. Aber das ist natürlich keine Einbahnstraße. Die Studie zeigt auch, dass schon 90% der österreichischen Online-Shopper bereits von deutschen Angeboten Gebrauch gemacht haben.“
Der grenzüberschreitende Handel wächst rasch – die Einzelhändler in UK und Deutschland haben z. B. im Jahr 2012 rund 5,9 Milliarden Euro (mehr als 8 Milliarden Dollar) durch Exporte aus dem Online-Handel generiert, die Mode-Exporte aus UK allein werden auf rund 0,9 Milliarden Euro (1,22 Milliarden Dollar) im Jahr 2013 geschätzt. Die Verkäufe von Frauenbekleidung von eBay.co.uk an spanische Käufer haben sich von 2010 bis 2012 verdoppelt. Eine Studie des Online-Zahlungsanbieters PayPal hat im Vorjahr ergeben, dass der grenzüberschreitende Online-Handel zwischen den sechs größten Märkten weltweit einen geschätzten Wert von rund 73 Milliarden Euro (über 100 Milliarden Dollar) umsetzt – eine Zahl, die sich den Prognosen zufolge bis 2018 verdreifachen wird.
4. Präsenz in Online-Marktplätzen steigert auch die Kundenfrequenz in Offline-Geschäften
Die Studie hat weiters ergeben, dass auch die Präsenz in Online-Marktplätzen zu einer höheren Kundenfrequenz in Offline-Geschäften beiträgt. Die Nutzung von eBay steigert den Angaben zufolge, abseits der dort getätigten Umsätze, auch jene im stationären Geschäft um 1,2% – das ist am Beispiel der Händler für Frauenbekleidung gleichzusetzen mit einem Anstieg der Werbungskosten um 7,3% oder einem relativen Anstieg von Internetrecherchen von 8,9%.
Im Großen und Ganzen zeigt die Studie, dass die Geschäftswelt heute gleichzeitig lokal, global, online und offline ist und dass wirtschaftlicher Erfolg im Handel von der parallelen Nutzung aller zur Verfügung stehenden Vertriebswege abhängt. Dieser Omnichannel-Zugang ermöglicht großen und kleinen Marktteilnehmern miteinander Erfolg zu haben.
- Urteil des OLG München: Online-Händler müssen Rücknahme von Elektroaltgeräten sofort rechtskonform umsetzen - 23. Februar 2021
- Betrug bei eBay: 46-Jähriger muss zwei Jahre hinter Gitter - 23. Juli 2016
- PayPal-Kunden abermals im Visier Kriminellen: „Bestätigung Ihrer Zahlung an Ludwig Schröder GmbH & Co. KG“ - 14. Juli 2016