Banken arbeiten verstärkt an einem Online-Bezahlsystem

Im Zahlungsverkehr verlieren die Banken seit geraumer immer mehr an Bedeutung. Besonders bei der Bezahlung im Internet müssen sie sich oft gegen die Tech-Unternehmen geschlagen geben. Deutschlands Banken wollen jetzt aber trotzdem den Kampf gegen PayPal und Co. aufnehmen. Ob das wirklich gelingen kann, damit befasste sich aktuell ein Artikel im Manager Magazin.

Der Zahlungsverkehr ist ein heikles Thema. die Branche sammelte in diesem Bereich in der Vergangenheit ausreichend Erfahrungen mit Aktivitäten, die sich vielversprechend anhörten dann aber meistens fehlschlugen.

Die EC-Karte als Online-Bezahlmethode – ist das durchführbar?
Banken arbeiten verstärkt an einem Online-Bezahlsystem 1

Jetzt aber soll alles anders werden. Seit Monaten arbeiten Deutschlands Banken versteckt an einem Großprojekt. Mit dieser Initiative soll der bis dato steifkindlich behandelte Wachstumsmarkt Internet-Bezahlung aufgearbeitet werden.

Aktuell wird der Online-Payment-Markt noch von PayPal dominiert. 2012 lag der Marktanteil von PayPal bei 24%, so die Ergebnisse einer Umfrage des E-Commerce-Center Köln. Das entspricht einer Verdopplung innerhalb von drei Jahren.

Der Bankenanbieter Giropay kommt bei solchen Studien meist auf einstellige Prozentwerte. Viele Banken sehen dies ungern, zumal der kleinere Konkurrent Sofort AG („Sofortüberweisung“) mehr Nutzer hat. Die Kreditindustrie will aus diesem Grund jetzt PayPal und alle anderen Mitbewerber herausfordern. Die gesamte Bankenbranche unterstützt dieses Großprojekt.

Die Initiative ging von den im privaten Bankenverband vereinigten Großbanken aus. Mittlerweile sind aber auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit von der Partie. Die technischen Kenntnisse sollen von der Beraterfirma Bain geliefert werden. Sie setzte sich in einem Ausschreibungsverfahren gegen die Konkurrenten durch.

Der Handel ist über sein EHI Retail Institut unmittelbar mit eingebunden. Genaue Zahlen zu den Kosten gibt es nicht. Nur so viel: Wenn die Banken die Sache wirklich durchzögen, müssten sie bereit sein, einen dreistelligen Millionenbetrag hineinzustecken.

Im Mittelpunkt der Planungen stehe die EC-Karte, so Matthias Hönisch, Zahlungsverkehrsexperte beim genossenschaftlichen BVR, kürzlich bei einer Veranstaltung der Deutschen Kreditwirtschaft. Täglich wird diese von Millionen Deutschen offline verwendet – online ist für den Verbraucher bislang wertlos. Etwa 35% des Umsatzes im stationären Einzelhandel wird in Deutschland über Girocards (ehemals EC-Karte) abgewickelt. Damit ist die Girocard der deutschen Banken das meist genutzte bargeldlose Zahlverfahren im Handel. Fast jeder Inhaber eines Girokontos verfügt über mindestens eine Girocard, gut 92 Millionen dieser Debitkarten sind hierzulande im Umlauf.

Was die Authentifizierung angehe, sei eine hardwarebasierte Lösung, wie über ein Kartenlesegerät, wie es viele Bankkunden vom Online-Banking kennen. am denkbarsten. Doch fürchten viele Banker, dass dieses Verfahren zu umständlich  und damit für den unbequem sei. Womit sich die Chance auf einen Erfolg dieser Bezahlmethode relativiere.

Der Erfolg von PayPal beruht definitiv in erster Linie auf der Nutzerfreundlichkeit. Man gibt einmalig seine Daten ein, wodurch PayPal „Zugriff“ auf das Nutzer-Girokonto erhält. Danach kann der User mit dem sogenannten „One-Click-Verfahren“ bezahlen.

Schaffen es auch die Banken eine Lösung, die eine größtmögliche Sicherheit mit größtmöglicher Nutzerfreundlichkeit vereint, zu entwickeln?

Davon ist man bei den Banken überzeugt. Auch, dass die Nachfrage nach solch einer Lösung groß genug wäre: „Viele Verbraucher fühlen sich wohler, wenn sie mit Karte bezahlen anstatt mit PayPal“, heißt es. Viele nutzten lieber die EC-Karte als die Kreditkarte, zumal manche Kunden noch nicht einmal eine Kreditkarte besitzen.

Ein Vertreter der Handelsbranche meint, dass viele Retail-Unternehmen einen Bankenanbieter bevorzugten. Amazon sei selbst Händler. PayPal gehöre zu eBay, ebenfalls ein Händler. Ein Konzern wie beispielsweise Zalando würde seine Geschäfte daher lieber über einen neutralen Player abwickeln.

In der Payment-Branche bezweifeln viele, dass die Banken die erforderliche Innovationskraft aufbringen. Die Zeit der großen Industrielösungen sei mittlerweile vorbei. Neuerungen kämen heute eher von kleinen, flexiblen Tech-Firmen und nicht von einem Konsortium, in dem unterschiedlichste Interessen erst einmal gebündelt werden müssten.

Eine signifikante Rolle im Kampf zwischen den Banken und PayPal könnte die Politik und die Regulierer spielen. Die EZB publizierte vor einiger Zeit Empfehlungen, wie die Sicherheit im Internet-Handel gesteigert werden könnte.

Experten aus der Finanzbranche sehen in den Empfehlungen eine Gefahr für das sogenannten „One-Click-Verfahren“. Die Tech-Riege kritisiert, dass sich die Banken dem Wettbewerb nicht stellten,  Sie lobbyierten stattdessen,um regulatorische Nutzen für ihre Pin- oder Tan-Lösungen herauszuschlagen.

Die Banken sehen das ganz anders: Man selber habe ständig neue Sicherheitsauflagen zu erfüllen. Technologie-Unternehmen wie PayPal jedoch seien davon unberührt. Man wolle lediglich gleiche Wettbewerbsbedingungen, so die Banken.