So geht Logistik und Automation – Kiva Robotersysteme bei Amazon

Amazon erhebt im Onlinehandel Anspruch auf die Preisführerschaft, andere Anbieter müssen sich an Amazon messen lassen. Trotz stetig steigender Logistik-Kosten bietet Amazon mit dem Prime-Programm einen stark genutzten, sehr beliebten Service für kostenlosen Versand am nächsten Tag für gerade einmal 29 Euro pro Jahr. Das der Kostendruck allerdings stärker wird, zeigt sich aber bereits in den USA, dort musste Amazon die Prime-Gebühr erhöhen. Hier in Deutschland kämpft Amazon noch nicht mit den Prime-Gebühren, dafür jedoch mit den Gewerkschaften – mit der Folge, dass neue Logistikzentren, verbunden mit tausenden neuen Arbeitsplätzen vermehrt im grenznahen, osteuropäischen Ausland gebaut werden.

So geht Logistik und Automation – Kiva Robotersysteme bei Amazon
So geht Logistik und Automation - Kiva Robotersysteme bei Amazon 1

Wie aber kann Amazon es realisieren, dem Verbraucher die Produkte, zumindest im Prime-Programm, kostenfrei und schnell nach Hause zu liefern und gleichzeitig noch einen positiven Deckungsbeitrag pro Produkt zu erwirtschaften?

Dazu bedarf es einer günstigen und sehr effizienten Logistik. Letztes Jahr hat Amazon für 775 Millionen US$ den Automationsspezialisten Kiva Systems, bekannt für die Flotte aus orangefarbenen, regaltragenden Lagerrobotern, übernommen und setzt bereits in drei Logisikzentren 1,382 dieser orangefarbene Helfer ein. Untenstehendes Video veranschaulicht eindrucksvoll, wie das Lagersystem mit den Kiva-Robotern funktioniert.

Ein Tag im Leben eines Kiva Roboters

 

Natürlich werden in diesem System vorerst weiterhin Menschen benötigt, um die Ware aus dem vom Roboter gebrachten Regal weiter zu verarbeiten. Die bisherige Arbeitsbelastung, gerade was das Laufpensum angeht, wird für die bestehenden Arbeitskräfte deutlich reduziert, Laufstrecken von bis zu 20 Kilometer und mehr pro Tag werden nun von den Robotern übernommen.

Bisher hat Amazon die durch die gestiegene Effizienz erzielten Effekte aber (noch) nicht über Entlassungen von Mitarbeitern realisiert, sondern in niedrigere Preise und Erweiterung der logistischen Kapazitäten investiert.

Nun werden die kurzsichtigen Schimpftiraden auf Amazon erneut von vorne angestimmt, der böse Konzern ersetzt Mitarbeiter durch Roboter, nachdem er sie zuerst über Zeitarbeit geknebelt, schlecht bezahlt und letztendlich dann auch noch entlassen hat. Wieder wird von heimlichen Prime-Kunden ein Amazon-Boykott gefordert werden.

Wovon aber soll denn die „Geiz ist geil-Mentalität“ bezahlt werden? Der Verbraucher ist kaum noch bereit für einen vernünftigen Versand zu bezahlen und möchte im Monatsrhythmus den neuesten, größten und flachsten Fernseher kostenlos und am besten unter Einstandspreis ins Wohnzimmer geliefert bekommen – und bei Nichtgefallen gleich wieder kostenfrei zurücksenden um das nächste Gerät zu testen.

Aber, trotz Automation steigt die Zahl der Beschäftigten bei Amazon in Summe weiter an. Amazon wird Deutschland, wohl wegen der ständigen Debatten über Bezahlung und Arbeitszeiten, teilweise verlassen. Laut Focus werden fünf der acht Versandzentren und zwei Kundendienst-Zentralen in Deutschland zum kommenden Jahr geschlossen. Dafür werden in Polen und Tschechien neue Logistikzentren und Arbeitsplätze entstehen – und in der Wartung von Robotern bei Kiva Systems… .