Zalando hat große Ziele: Vom einfachen Internet-Händler zu einem bekannten Modeanbieter zu avancieren

In der früheren Zentrale von Knorr Bremse in Berlin-Friedrichshain hat Zalando einen neuen Standort gefunden. Hier will das Unternehmen auch seinem Ziel näher kommen, vom einfachen Internet-Händler verstärkt zum Modeanbieter zu werden.

Seit 2 Monaten entstehen am neuen Standort die Kreationen der hauseigenen Marke Kiomi. Anders als in der Firmenzentrale im Prenzlauer Berg, wo Computer-Arbeitsplätze dominieren, wird in Berlin-Friedrichshain kreativ an Mode gearbeitet.

Zalando hat große Ziele: Vom einfachen Internet-Händler zu einem bekannten Modeanbieter zu avancieren
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Der für die Finanzen zuständige Geschäftsführer Rubin Ritter: „Wir sind ja schon die am häufigsten besuchte Fashion-Seite der Welt.“ 100 Millionen Besucher schauten monatlich auf der Zalando-Homepage vorbei. Erklärtes Ziel von Zalando: Die Besucher sollen zukünftig noch besser durch die Auswahl von 150.000 Artikeln und 1.500 Marken geleitet werden. Sie sollen auf der Seite mehr über Trends und Outfits erfahren und länger auf der Webseite verweilen.

Fast genau 5 Jahre ist es nun her, dass David Schneider und Robert Gentz Zalando gegründet haben. Anfang Oktober 2008 ging das Unternehmen dann als Internet-Schuhhändler in Deutschland an den Start. Mittlerweile ist Zalando aus den Kinderschuhen raus und das qualitative Wachstum hat Vorrang vor dem mengenmäßigen Wachstum.

Man verstehe sich heute als europäisches E-Commerce-Unternehmen für Fashion und Lifestyle, so Geschäftsführer David Schneider. Längst gibt es auf der Plattform auch Mode, Sportartikel und Wohnaccessoires, und das in 14 Ländern.

Was Zalando seit Ende 2008 schaffte, ist außergewöhnlich: Kein europäischer Konzern hatte es bis dato bewerkstelligt, binnen 4 Jahren seinen Umsatz von Null auf eine Milliarde Euro zu treiben. Jeden Monat werden eine Million Pakete aus einem der 3 Logistik-Zentren versandt.

Google, eBay oder Facebook hätten auch länger gebraucht, sagt Gründer Gentz. Hinsichtlich der Entwicklung der Umsatzzahlen halten sich die 3 jungen Geschäftsführer jedoch wie immer bedeckt. Marktbeobachter trauen Zalando jedoch schon 2013 zu, die Grenze von 2 Milliarden Euro zu knacken.

50% seines Umsatzes generiert Zalando noch mit Schuhen. In Deutschland hat der Internet-Händler damit einen Marktanteil von 4%. Erst einmal soll das zukünftige Wachstum auf europäischer Seite erfolgen. Ritter will aber eine Expansion auf andere Kontinente nicht generell ausschließen.

Kritiker sehen Zalando als riesige Geldverbrennungsmaschine, denn Zalando verdient immer noch kein Geld. Eine Aussage darüber, wann sich das vielleicht ändert gibt es nicht.

Die Geschäftsführer antworten auf diese Frage immer, dass das alles Teil der Strategie sei. Sie seien das ganz ruhig, so Ritter. Ritter erklärte, dass er hoffe, dass das Unternehmen in den kommenden 5 Jahren noch sehr viel größer sein wird, deutlich stärker als Modemarke wahrgenommen werde und noch stärker internationalisiert sei. Das Erreichen der Gewinnzone werde auch kommen.

Das Unternehmen würde in allen Bereichen effektiver. Angefangen bei den Einkaufspreisen, den Rücksendungen, der Logistik bis hin zu den Angestellten.

Die hohe Retouren-Quote, jedes 2. Teil wird von den Käufern auf Zalando-Kosten zurückgesandt, stelle nicht das große ökonomische Problem dar, so wie es oft dargestellt würde. Ebenso seien die Marketingausgaben, die deutlich über den der Mitbewerber liegen, inzwischen reduziert worden.

Von den 15 Millionen Kunden seien monatlich nur 500.000 Käufer Erstbesteller. Dass die meisten wiederkehren ist laut Gentz sicher: „Nach unserer Umfrage im Mai waren 90% der Kunden mit uns zufrieden oder sehr zufrieden.“

„Ein Börsengang ist im Moment kein Thema“, sagt Ritter. Ob das die Investoren auch so sehen?

Kürzlich erst zog die schwedische Investmentbank Kinnevik die Option auf einen weiteren Zukauf von Anteilen aus dem Besitz anderer Geldgeber. Rechnet man den Kaufpreis hoch, so ist Zalando mittlerweile fast 3 Milliarden Euro wert. Kinnevik ist mit 29% der Anteile der zweitgrößte Zalando-Geldgeber nach Rocket Internet, dem deutschen Internet-Unternehmen der Samwer-Brüder (36%). Kinnevik ist aber auch an Rocket beteiligt. 10% hält Holtzbrinck Ventures, 7% liegen bei der Venture-Sparte der Handelsgruppe Tengelmann und 6% beim Management.

Ritter meint: „Warum sollen die Investoren angesichts der Wachstumschancen von Zalando nicht noch ein paar Jahre bei uns investiert bleiben“. Es gebe sogar genügend Anfragen von Investoren, die gerne ebenfalls einsteigen wollten.

Was Zalando derzeit noch fehlt sind genügend Mitarbeiter. 300 IT-Experten, wie beispielsweise Programmierer, kümmern sich augenblicklich um die Technik  von Zalando. Das aber sind noch zu wenige. Bis zum Jahresende würde man gerne noch 150 weitere einstellen, sagt Robert Gentz.