Devin Wenig, President Marketplace zu eBays Lieferservice „eBay Now“

Eine Idee, die hinter eBays Lieferservice eBay Now steht ist: Retail-Stores und Verteilzentren als Schlüssel zu der schnellstmöglichen Auslieferung von Online-Bestellungen zu machen.

Und das möchte eBay mit seinem seit vergangenem Jahr laufenden Lieferservice ausprobieren. Devin Wenig, President eBay Marketplace, erklärte auf der jährlich stattfindenden ChannelAdvisorCatalyst in den USA, dass eBay Now in diesem Jahr auch noch auf weitere Landesteile ausgeweitet werden soll. Auch wenn Wenig nicht direkt den Vergleich mit Amazon heranzog, ließ er wenig Zweifel daran, dass eBay eine komplett andere Strategie als Amazon fahren wolle. eBay selbst will keine Fulfillment Zentren bauen:

„Die Internet-Kunden wollen ihre Waren zu günstigen Preisen und mit so wenig Verzögerung wie möglich erhalten, aber Lagerhäuser sind keine Antwort darauf…. Wir wissen, dass andere eine große stationäre Präsenz als wichtig erachten, um diese Lücke zu schließen…. Wir werden das nicht tun. Wir werden keine Lagerhäuser errichten, denn wir sind der Meinung, dass dies nicht notwendig ist. … Unsere Idee ist es, die Retail-Landkarte neu zu organisieren und die Waren schnell auszuliefern, ohne zu viel Kapital einzusetzen.“

Wenig zielte damit indirekt auf Amazon ab, denn in diesem Jahr wird Amazon sein 54. Fulfillment Center eröffnen.

Wenig teilte mit, dass man eBay Now in Kürze nach Chicago und Dallas bringen und vielleicht auch noch auf andere Gebiete ausdehnen wird. Vielleicht werde eBay Now auch außerhalb der USA getestet werden. Zudem haben die Verbraucher nun auch die Möglichkeit, ihre Bestellungen nicht mehr nur über die mobile App zu platzieren können, sondern ebenfalls über die Webseite von eBay USA.

Devin Wenig wies ebenso daraufhin, dass die Presse sich auf das Versprechen gestürzt habe, dass die bestellten Waren innerhalb einer Stunde beim Kunden ankämen. Doch es sei durchaus noch nicht klar, ob die Kunden bereit seien, dafür extra zu bezahlen. Daher sei es durchaus denkbar, dass man eine „5-Stunden-Lieferung“ oder gar die „Lieferung am folgenden Tag“ ins Auge fasse. Im Übrigen sei nicht das „1-Stunden-Versprechen“ das Kernthema, sondern die Art des getesteten Liefermodells: Nämlich sich den Warenbestand der stationären Läden und der Retail-Verteilzentren zu Eigen zu machen.

Während der Unterhaltung mit ChannelAdvisor CEO Scot Wingo sagte Wenig: „In meinem ersten Jahr bei eBay war ich damit beschäftigt Probleme wie Seiten-Suchfunktionen auf eBay USA in den Griff zu bekommen.“ Jetzt sei er an dem Punkt angekommen, an dem er sich dem Anwerben neuer Kunden widmen könne.

Zum eBay Global Shipping Programm meinte Wenig: Derzeit können US-Händler über GSP 27 Nationen weltweit erreichen. Bis Ende des Jahres sollen 100 Länder verfügbar sein. Unsere Mission ist einfach: „Eröffnung zusätzlicher Märkte für die US-Händler.“ Die BRIC-Staaten[Brasilien, Russland, Indien, China] und einige andere hätten Verlangen nach den westlichen Waren, die oft in ihren eigenen Staaten nicht erhältlich seien. „Diese Märkte brauchen Unterstützung. Wenn wir diese Lücke schließen wird alles gut!“

Russland dient eBay als erstes Testland. Eine russisch-sprachige Webseite wurde im März gestartet sowie eine mobile App. Das Resultat: 200% Steigerung in neuer Kunden-Akquise.

In Indien hat eBay schone eine starke Marktposition. Doch sind die Verkäufe und die durchschnittlichen Verkaufspreise niedrig. Allerdings hat eBay auch in Indien eine Wachstumssteigerung notiert  – um 100% in einem Jahr. Wenig erwartet, dass der E-Commerce in Indien in den kommenden Jahren stark zunehmen wird.

Am Rande sprach Wenig auch über eBays Deal mit dem chinesischen Online-Fashion Retailer Xiu.com. Er bestätigte ebenso, dass eBay in China schon mehrmals Misserfolge eingefahren hat. Hierzu merkte er an: „Wir möchten nicht den Kampf mit Taobao aufnehmen und die Führungsposition auf dem chinesischen Markt innehaben. Wir versuchen lediglich eine Ausgangsposition zu etablieren.“