Nun meldet sich auch die Arbeitsagentur zur Amazon-Einstellpraxis zu Wort

Die Arbeitsagentur in Bad Hersfeld-Fulda, die für das dortige Amazon-Logistik-Zentrum zuständig ist, fühlt sich von Amazon hintergegangen, auch wenn die Agentur darauf hinweist, dass man „seit Jahren mit dem Unternehmen Amazon konstruktiv und erfolgreich zusammenarbeitet“.

Bei der Vermittlung der 68 Saisonkräfte aus Spanien sei man jedoch immer davon ausgegangen, dass die Kräfte direkt bei Amazon Deutschland eingestellt würden, so die Agentur Bad Hersfeld-Fulda. Man habe allerdings, genau wie die Saisonkräfte auch, erst 2 Tage vor dem Arbeitsantritt davon gehört, dass eine Zeitarbeitsfirma zwischengeschaltet werden sollte.

Agenturchef Waldemar Dombrowski erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa:

„Amazon wollte die Leute nicht einstellen. Die Agentur hat ihren Unmut darüber in Gesprächen mit dem Unternehmen deutlich gemacht und wird in Zukunft auf Einhaltung der Spielregeln bestehen.“

Auf der anderen Seite seien die Spanier in korrekte Arbeitsverhältnisse bei der Zeitarbeitsfirma vermittelt worden. Ferner hätten sie die Verträge aus freien Stücken unterschrieben. Von Beschwerden bezüglich der in einer ARD-Reportage stark beanstandeten Unterbringung habe die Agentur nichts erfahren. Im Vorjahr habe man außerdem sehr gute Erfahrungen mit der Saisonarbeit bei Amazon gemacht.

Die Opposition im hessischen Landtag sieht inzwischen Amazon als Fall für die Gewerbeaufsicht. Die Regierung sei für Arbeitsschutz und Gewerbeaufsicht zuständig, sagte der Abgeordnete Wolfgang Decker (SPD) in Wiesbaden.

Decker weiter:

„Es ist nicht ausreichend, wenn sich Amazon jetzt von 2 Auftragsfirmen trennt. Das Unternehmen muss ebenso dafür sorgen, dass solche Vorfälle nicht wieder auftreten können.“ Der Fall zeige, dass der Arbeitsmarkt gerade bei Leiharbeit und Niedriglöhnen neu geordnet werden müsse, so Decker.

SPD, Grüne und Linkspartei wollen das Thema kommende Woche auf die Tagesordnung des Landtags setzen. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hatte von Amazon Aufklärung wegen der Vorwürfe gefordert.