eBays Strategien bezüglich der Expansion in aufstrebende Märkte der BRIC-Staaten

eBay beschleunigt aktuell seine Strategie in aufstrebende Märkte zu expandieren. Dabei sind Russland und China die beiden Nationen, wo eBay besonders energisch agiert und versucht, die Märkte für seine US-amerikanischen Händler, aber auch andere internationale, bereits etablierte eBay-Marktplätze zu öffnen. Eines haben die aufstrebenden Länder und hier vor allem die BRIC-Nationen Brasilien, Russland, Indien und China gemeinsam: Eine hohe Bevölkerungszahl und eine wachsende Mittelklasse mit immer höherem verfügbaren Einkommen.

eBay allerdings hat für jedes dieser Länder hinsichtlich seiner zukünftigen Expansions-Gedanken andere Prioritäten. Steve Milton, Director of global communications eBay International, äußerte sich zu diesem Thema gegenüber Kenneth Corbin.

Milton erklärte, dass Russland und China an erster Stelle stünden und Indien sich bereits in Betrieb befinde. Brasilien sei allerdings auch noch ein interessantes Terrain. Aber nicht nur für eBay ist Brasilien attraktiv, auch Amazon hat ein Auge auf das südamerikanische Land geworfen.

Milton weiter: „Jeder, der nach den BRIC-Staaten schaut und das ist das, was eBay auch tut, darf keinen dieser Märkte außer Acht lassen.“ eBays internationales Business stand im Jahr 2012 für 61% des Bruttohandelsumsatzes des Unternehmens, Fahrzeuge ausgenommen, und 52% des Nettoumsatzes. 60% der Marktplatz-Umsätze im 4. Quartal 2012 wurden international generiert.

Milton beschreibt eBays Indien Geschäft als „florierendes Business“, bei weitem das reifste innerhalb der BRIC-Staaten und als eines, das dem traditionellen eBay-Business am nächsten kommt.

eBay Indien ist seit März 2005 am Start, hat mittlerweile 4 Millionen registrierte Nutzer und etwa 30.000 Verkäufer. PayPal ist im Land ebenfalls mit einem Entwicklungszentrum vertreten.

In China stellt eBay einen lebhaften multi-Milliarden-Dollar Marktplatz zur Verfügung, über den chinesische Händler ihre Waren exportieren. Steve Milton wollte keine genauen Zahlen verraten – nur so viel, dass etwa 3.800 Händler aus China, Hong Kong und Taiwan diese Möglichkeit nutzen. Zwar läuft das chinesische Export-Geschäft sehr gut, der Import-Markt für ausländische Händler hingegen macht weniger Fortschritte.

Allerdings kündigte eBay im November 2012 die Partnerschaft mit Xiu.com an, was ein beachtlicher Schritt hin zum chinesischen Importmarkt darstellt. Gerüchten zufolge will eBay sich darauf konzentrieren den chinesischen Verbrauchern Luxus-Designermode anzubieten, da die chinesischen Konsumenten einen unersättlichen Hunger auf westliche Luxus-Güter haben. Über diesen Kanal sollen amerikanische Top-Rated Händler die chinesischen Verbraucher erreichen können. Xiu.com soll die logistischen Barrieren für eBays Eintritt in den chinesischen Markt minimeren.

Auch bezüglich der Bezahlung spielt Xiu.com eine Rolle. eBay-Käufer erhalten über Xiu.com die Möglichkeit, neben Alipay über verschiedene andere Anbieter zu bezahlen, während Händler über ihre PayPal-Accounts ihre Geldmittel erhalten.

In den Nationen in denen eBay sich noch nicht niedergelassen hat, bietet das Unternehmen über sein Global Buying Hub eine Marktplatz-Version an, die jedoch noch nicht ganz ausgereift ist. Verzögerungen und manchmal unstete Auslieferungs-Zeitpläne sind möglich. Genau das versucht eBay in China nun mit der Xiu.com-Kooperation zu verhindern.

Der Weg, den eBay in Russland beschreitet, ist weniger klar. Milton sieht den russischen Markt als extrem zerstückelt an. eBay sei zwar der größte Player, doch mit einem Marktanteil von nur etwa 3 bis 4%. Russland ist ein schnell wachsender Bereich bezüglich der Internet-Einkäufer und insofern gibt es hier ähnliche Möglichkeiten wie auch in China. Wie genau das Modell in Russland aussehen soll ist jedoch noch nicht klar. Auf jeden wird die Annäherung etwas anders gestaltet sein als in China.

eBays russische Webseite, die seit 2010 am Start ist, bietet lediglich eine Plattform für Übersee-Händler, die den inländischen russischen Markt bedienen, im Gegensatz zu dem gut entwickelten Export-Business eBays in China. eBay in Russland besteht nur aus Import, es gibt keine russischen Händler die exportieren, so Milton.

Der russische Postdienst, der 2013 komplett überholt werden soll, stellt bislang eine der größten Herausforderungen für eBay dar, da die Auslieferung nur sehr unzuverlässig vonstattengeht.

Dann wäre da noch der brasilianische Markt. eBay ignoriert Brasilien keineswegs, wenn auch der Fokus in 2013 auf China und Russland liegen wird. Auch Brasilien ist ein schnell wachsender Markt, den viele US-Firmen, darunter auch Amazon schon für sich entdeckt haben. eBay hat jedoch in Brasilien noch keine eigene Webseite, sondern man wird auf MercadoLibre umgeleitet. Den Link findet man auf der Homepage von eBay ganz unten rechts bei den Länderlinks. eBay besitzt bereits seit dem Jahr 2001 19,5% an Aktien von MercadoLibre, was jedoch eher eine finanzielle Investition als eine operative Partnerschaft darstellt. Bislang hat eBay es auch abgelehnt, sich zu eventuellen Plänen einer eigenen Brasilien-Webseite zu äußern. PayPal hingegen hat bereits ein Büro im Land.

Doch sollte eBay seine Aufmerksamkeit auf Brasilien richten, wird es dort die gleichen Herausforderungen geben, wie in den anderen Nationen auch: Übersetzung, Auslieferung, Bezahlprozess und Kundendienst, um nur einige zu nennen.

Milton zum Abschluss des Gesprächs: „eBay eröffnet neue Märkte für seine existierenden Händler. Ich würde es beschleunigten Cross Border Trade nennen. Es gibt natürlich länderspezifische Barrieren für fremde Käufer, die auf eBay USA Artikel erstehen, aber wir glauben, dass wir einige davon aus dem Weg räumen können….“