eBay Now: Die Vorteile und Tücken eines „Same Day Delivery“ Programmes

eBay NOW: eBay USA testet die Auslieferung am selben Tag
eBay Now: Die Vorteile und Tücken eines "Same Day Delivery" Programmes 1

eBay USA testet seit geraumer Zeit über sein Programm eBay Now die Auslieferung am selben Tag. Doch nicht die eBay-Händler sind die Quelle der ausgelieferten Waren, sondern lokale Geschäfte wie beispielsweise Macy’s, Toys ’R‘ Us, Target, Best Buy und Home Depot.

12,50 Dollar Grundpreis und 55 Cents pro gefahrene Meile bezahlt eBay an Kuriere, mitunter eBay-Angestellte, die die bestellten Waren bei den entsprechenden lokalen Händlern abholen und dann an die Käufer ausliefern. Ungefähr 50 sogenannter „go-betweens”, eBay nennt sie „Valets“, die sich selbst Einkäufer nennen, bringen die georderten Artikel innerhalb von etwa 60 Minuten zu den entsprechenden Empfängern. Und das, 7 Tage die Woche rund um die Uhr. Die Kunden zahlen dann 5 Dollar plus lokale Umsatzsteuer.

Ohne Warenhäuser aufzubauen hat eBay Zugang zu einer sehr viel größeren Bandbreite an Produkten. eBay schickt einfach einen seiner Kuriere in die entsprechenden Läden, wo der Kurier die bestellten Waren findet. Er wartet wie alle anderen Käufer an der Kasse, bezahlt und liefert an die Empfänger aus. eBay verspricht keine genaue Lieferzeit, sondern gibt nur an, dass der Prozess „etwa eine Stunde“ dauert.

Übrigens nutzen die meisten „Valets“ in San Francisco Autos für die Auslieferung. In New York eher Fahrräder oder sie gehen zu Fuß. Derzeit ist der Dienst nur in San Francisco sowie New York verfügbar und nur über die iPhone App möglich. Die App, über die bestellt wird, gibt dem Kunden die Möglichkeit, den Kurier auch anzurufen. eBay weist daraufhin, dass die Waren überall hin geliefert werden und die Lieferadressen auch nach der Bestellung noch abgeändert werden können.

Alle Daten über den vorhandenen Lagerbestand bei den verschiedenen Retailern liefert eBays Einkaufsführer Milo. Der Käufer zahlt seine georderten Produkte über PayPal Here.

eBay Marketplaces President Devin Wenig erklärte gegen über dem Wall Street Journal: „Es gibt einen sehr großen Warenbestand, der direkt in der Nähe der Verbraucher ist, in Stores und Lagerhäusern, doch funktioniert die Auslieferung noch nicht so, wie es tatsächlich ablaufen sollte. Wir experimentieren gerade und versuchen zu ermitteln, ob wir eBay in lokale Märkte einbringen können, unter Berücksichtigung aller Aspekte des Commerce.“

Amazon testet bereits seit 2009 die Auslieferung am gleichen Tag und zwar in 10 Städten, einschließlich Seattle, Indianapolis und Boston. Ebenso bieten Google und Walmart die „same-day delivery services” an.

Nach Ansicht von Ina Steiner von EcommerceBytes muss man, um einen solchen Dienst anbieten zu können – ohne rote Zahlen zu schreiben – über logistische Kompetenzen verfügen, die eBay jedoch fehlten. Amazon und Walmart nutzten UPS und andere Services und nicht wie eBay selbst erwählte „Kuriere“. Zudem hätten Amazon und Walmart bereits Erfahrung mit Zulieferketten und wüssten in diesem Bereich effizient zu arbeiten.

Ferner stelle sich die Frage, wer für den erweiterten und teureren Lieferservice zu bezahlen bereit sei? Die Kunden verlangten Gratisversand und die Gewinnspannen im Retailsektor seien knapp. Gewinnen wird in jedem Fall derjenige, der den günstigsten Lieferservice anbietet, gesetzt den Fall, dass für solche Lieferdienste überhaupt wirkliche Nachfrage bestünde.

eBay kann aus seinem neuen Service aktuell noch keinen Profit schlagen. Die Waren werden zum normalen Verkaufspreis eingekauft und weitergegeben und der Preis für die Auslieferung liegt bei (nur) 5 Dollar. eBay erklärt, dass man den Service erst einmal ans Laufen bringen und erst später daran verdienen möchte. Mit anderen Worten: eBay Now ist bislang kein perfektes, profitables Business-Modell.

Gleich wie man es dreht und wendet – „same-day delivery” ist ein kompliziertes Geschäft. Und auch eBay muss noch ordentlich daran feilen.

Harry McCracken entdeckte beispielsweise Probleme bei der Bezahlung mit PayPal Here. Er orderte an 2 verschiedenen Tagen Waren, die äußerst pünktlich bei ihm ankamen. Der Knackpunkt: PayPal Here funktionierte  in der 19. Etage seines Büros nicht. Also nahm man den Lift fuhr ein paar Stockwerke weiter nach unten, doch auch hier dauerte es etwa 5 Minuten bis die Bezahlung über die Bühne ging.

Auch wäre es gut, wenn eBay die Möglichkeit der Vorabbezahlung einführen würde. Denn so kann die bestellte auch dann ausgeliefert werden, wenn der Käufer gerade nicht zugegen ist.

Eine andere Verbesserung, die eBay ins Auge fasst, ist eine Vereinbarung mit den Stores zu treffen, dass die Valets sich nicht in die Schlange vor der Kasse einreihen müssen. Das wiederum würde auch die Lieferzeit verkürzen.

Bei Retouren ist es einfach: Nicht der Kunde bringt den Artikel zurück, sondern eBays Valet wickelt die Rückgabe ab.

In seiner derzeitigen Version mutet eBay Now eher wie kurioses Experiment an und nicht wie ein Business, das eine lebhafte Zukunft vor sich hat. Doch Harry McCracken hofft, dass eBay dranbleibt, denn wenn der Service einwandfrei funktioniert, dann wird er sicher regelmäßiger Kunde werden.