Jagd nach Schnäppchen im Internet nie risikolos

Auch wenn ein Verkäufer eines Web-Shops durchgängig positiv bewertet ist, sollte man sich als Kunde nicht zu sicher fühlen. Es geht nämlich nicht bei allen Bewertungen mit rechten Dingen zu. Außerdem sollte man beachten, dass nur der Kauf, der auch über den Onlineshop abwickelt wird, im Betrugsfall Unterstützung vom Anbieter erhält.

Diese Erfahrung machte auch Jens V.. Er wollte wie so viele eBay-Käufer ein Schnäppchen machen: Eine Profi-Kamera für 50% des herkömmlichen Ladenpreises. Jens V. überweist über 3.000 Euro, die Kamera jedoch kommt nie bei ihm an.

Der eBay-Käufer erhält während der Versteigerung eine Mitteilung vom Verkäufer. Dieser bietet ihm an, die Kamera direkt bei ihm zu erwerben, das bedeutet außerhalb der eBay-Plattform. Vorab schaut sich Jens V. aber „zur Sicherheit“ die Bewertungen des britischen eBay-Händlers an, immerhin 100% positiv. Jens V. ist überzeugt und er überweist fast 3.400 Euro auf das angegebene englische Bankkonto.

Voller Vorfreude auf die ersehnte Kamera wartet der Käufer zuversichtlich auf sein Wunschobjekt. Nach 3 Tagen hat er allerdings keinen Kontakt mehr über die eBay-Plattform mit dem Verkäufer. Er versucht per Mail mit ihm zu kommunizieren, aber er erhält keine Antwort vom Händler. Das ist der Zeitpunkt als ihm klar wird, dass er einem Betrüger aufgesessen ist.

Dass bei Online-Einkäufen allzu häufig sehr nachlässig gehandelt wird, wissen die Mitglieder des Vereins Falle Internet. Matthias Dunkel von Falle-Internet.de berichtet, dass es sehr oft vorkommt, da sich die Käufer, die Geld überweisen, überhaupt nicht bewusst sind, dass sie ihren „Geschäftspartner“ nicht kennen. Im realen Leben würde doch auch nie jemand einem Fremden 4.000 Euro in die Hand geben, wenn dieser verspricht kommende Woche eine Kamera zu verschicken.

Jens V. möchte herausfinden, wer hinter dem Verkäufer steckt. Da die Transaktion jedoch nicht über eBay abgelaufen ist, gibt eBay die Daten aufgrund des Datenschutzes nicht heraus. Jens V. stellt selbst Untersuchungen an: Der eBay-Account gehört angeblich einer gewissen Zoe Walker aus London. Jens V. erstattet Anzeige, die Staatsanwaltschaft Mannheim ermittelt erfolglos, denn eine Zoe Walker gibt es nicht. Nach einem Jahr wird das Verfahren eingestellt, weil der Kontoinhaber von Deutschland aus nicht identifizierbar war. Die britischen Behörden leisten bei Schäden unter 5.000 Euro erfahrungsgemäß keine Rechtshilfe, so die Staatsanwaltschaft.

Eigentlich müsste eBay den Verkäufer doch kennen. Doch das Unternehmen fühlt sich nicht verantwortlich, da der Handel nicht über die eBay-Plattform abgeschlossen wurde. Schriftlich teilt man mit: „Käufer, die sich auf einen Handel außerhalb von eBay einlassen, können weder Bewertungen abgeben noch die bei eBay verfügbaren Schutzprogramme oder Hilfsmittel zur Klärung von Problemen nutzen.“

Wie aber kann man sich schützen?

Matthias Dunkel vom Portal Falle-Internet.de erklärt, dass man Profile manipulieren und Bewertungspunkte erwerben könne. Es kann sogar sein, dass jemand völlig Fremdes hinter dem Account steckt, weil der Account gehackt wurde.

Bei eBay sei man aber sicher, behauptet die Plattform – sofern der Handel tatsächlich über eBay stattfindet. Man erklärt: „Der Bewertungsmechanismus, die Arbeit unseres Sicherheitsteams und die strengen Qualitätsstandards …tragen zu einem sehr hohen Sicherheits- und Qualitätsniveau auf dem eBay-Marktplatz bei.“

Bei Falle Internet sieht man das kritisch. Rund 23% aller Straftaten im Internet hingen 2011 mit Warenbetrug zusammen. Bei den Experten laufen viele Betrugsfälle auf, die sich auch bei eBay abspielen.
Die Unsicherheit bei eBay sei genau dieselbe wie bei jedem Kauf im Internet. eBay selbst kenne seine Kundschaft gar nicht und prüfe nichts nach.

Auch mit mehr Vorsicht ist die Schnäppchenjagd im Internet nie ohne Risiko.
Wer trotzdem bei eBay oder anderen Plattformen nach Schnäppchen sucht, sollte sich nie auf solche Offerten einlassen, die außerhalb der Plattform gegen Vorkasse oder per Bargeldtransfer stattfinden sollen.