Wie eBay die Wende vollzogen hat: eBay CEO John Donahoe im Interview mit der New York Times

In dem New York Times Artikel mit dem Titel How eBay Defied Convention and Turned Itself Around, hat der Pulitzer-Preisträger James B. Stewart eBay CEO John Donahoe interviewt. Angesprochene Themen waren die sehr guten Quartalsergebnisse zum zweiten Vierteljahr 2012, das enorme Wachstum des mobilen Einkaufs, sowie die Herausforderungen, denen eBay gegenüber stand und die eBay überwunden hat. Ein Thema war auch die Zukunft des E-Commerce.

MySpace, Friendster, eToys, Webvan, Urban Fetch, Pets.com, wer erinnert sich nicht daran? Sie brannten wie Meteoriten, bevor es zu einem gewaltigen Absturz kam und die Dollarscheine der Investoren in Asche verwandelten. eBay, Yahoo und AOL, im Jahr 2004 das dominante Internet-Dreigespann, ihnen drohte das gleiche Schicksal. Doch das war bevor eBay mit seinem exzellenten Zahlen zum zweiten Quartal 2012 aufwartete.

Können Internetunternehmen jemals eine Kehrtwende vollziehen?“ „Nein“, sagte Ken Sena, Internet Analyst von Evercore. „Doch jetzt gibt es eBay und die Antwort scheint ja zu heißen.“ „eBay hat demonstriert, dass es sehr wohl möglich ist die Kurve zu kriegen…“, so David Spitz, Präsident und COO von ChannelAdvisor, einer bekannten E-Commerce-Beratungsgesellschaft.

Donahoe erklärt im Interview, dass eBays gute Zahlen wenig mit eBays traditionellem Auktions-Business zu tun hätten. Auch eBays Kerngeschäft, das zwar das beste Quartalergebnis hatte seit 2006 verzeichnete, war nicht Motor für die Zahlen. Das größte Wachstum kam vom M-Commerce und PayPal – Mobile revolutioniert, das Einkaufsverhalten der Menschen.

Donahoe weiter: „Technologische Innovation ist kritisch. Wir drückten aufs Gas und mittlerweile sind wir mehr technologisch- und innovationsgesteuert, als wir es jemals waren.“ Die Akquisition von Critical Path Software, eine der führenden Entwicklerfirmen für mobile Applikationen, brachte hunderte der besten Software-Entwickler, die exklusiv für eBay arbeiten. Mit den daraus resultierenden Apps hatte eBay einen Riesenerfolg bei den Verbrauchern. Weitere Produkte seien in Planung.

Ein Auswechseln des Management-Teams ist für Donahoe ebenso bedeutsam wie unvermeidlich gewesen. In den mehr als 4 Jahren als CEO von eBay hat Donahoe inzwischen die meisten damaligen Verantwortlichen aus eBays Top-Management ersetzt: „Eine signifikante Veränderung in der oberen Führungsetage war notwendig, um eBay auf die nächsthöhere Stufe zu bringen. … Vor allem auch deshalb, weil eBay Teil einer sich sehr schnell ändernden Welt ist.“

Retailer freunden sich so langsam mit dem neuen eBay an. Gerald L. Storch, Chairman und CEO von Toys “R” Us: „In einer Mehrkanal-Retailwelt sind der mobile, soziale, stationäre und Internet-Bereich alle miteinander verbunden . … Kunden wollen in allen Sektoren mit uns kommunizieren. eBay ist besonders stark im mobilen und Bezahl-Systemen. Aber sie thematisieren auch alle anderen Gebiete und helfen uns wettbewerbsfähig zu sein.“

Eigentlich hat man erwartet, dass Amazon eBay in die Knie zwingt, doch das war nicht der Fall. Obgleich Amazon immer noch eBays größte Herausforderung darstellt. Viele Analysten sehen allerdings genügend Raum für eBay als auch für Amazon, was Donahoe unterstreicht: „Wir haben die Welt nie als Null-Summenspiel mit Amazon gesehen. Es gibt genug Platz für viele Gewinner.“ Es ist zudem klar, dass die Retailer kein Amazon-E-Commerce-Monopol möchten. eBay betont auch immer, dass es mit seinen Retailkunden nicht in Konkurrenz treten möchte, was Amazon dann doch eher tut.

eBay musste mit seiner Vergangenheit brechen und neue Möglichkeiten ins Auge fassen. „Die Welt rund um eBay hat sich erneuert und eBay ist trotz allem bei seinem gleichen Rezept geblieben. Doch das war falsch. Man konnte nicht einfach so weiter machen und darauf hoffen, dass sich die Welt wieder so verändert, wie sie einmal war“, so Donahoe gegenüber der New York Times. eBay hat aber seine Wurzeln nicht ganz verlassen, denn es ist immer noch ein E-Commerce-Unternehmen.

John Donahoe zum Abschluss des Gesprächs: „Wir mussten Veränderungen vornehmen, die für unsere Kunden und andere Leute unpopulär waren. Wir selber mussten allerdings die Überzeugung haben, dass das, was wir tun, richtig ist. 3 Jahre haben wir damit verbracht die Grundlagen zu schaffen und zu fixieren und haben versucht keine Angst davor zu haben, was andere sagten.“