Ein tieferer Blick auf die Quartalszahlen von eBay

Scot Wingo bietet seinen Lesern einen tieferen Einblick in die Ergebnisse der Q2/2012-Zahlen von eBay, die am 19. Juli 2012 bekannt gegeben wurden.

Ein tieferer Blick auf die Quartalszahlen von eBay
Ein tieferer Blick auf die Quartalszahlen von eBay 1

 

Wingo, CEO von Channel Advisor, sieht das Highlight der Telefonkonferenz, die wie immer nach der Bekanntgabe der Zahlen stattfand, in folgendem Statement von John Donahoe:

„This is the strongest performance we’ve seen out of marketplaces since 2006.”

Das sei definitiv richtig, so Wingo, doch was wirklich eindrucksvoll sei: Das Marktplatz-Business ist um einiges größer als noch im Jahr 2006 und eBay bewegt inzwischen sehr viel größere Volumina.

Für eBay-Händler sind folgende Fakten interessant:

  • Der US-Bruttohandelsumsatz wuchs um 14% an, auf den anderen Marktplätzen gab es einen Anstieg um 16%. Die allgemeine Wachstumsrate lag bei 15%, was genau dem Wachstum des E-Commerce entspricht.
  • Die Anzahl der verkauften Artikel stieg um 19,7%. Das bedeutet: Wenn die Anzahl der verkauften Artikel schneller wächst, als der Bruttohandelsumsatz, dann muss der durchschnittliche Verkaufspreis gesunken sein.
  • Die Zahl der aktiven Nutzer zeigte ein Plus von 8%. Inzwischen finden sich damit 104,8 Millionen aktiver Nutzer auf der eBay-Plattform (Amazon Q1/2012 170 Millionen).
  • Das Festpreisformat steht mittlerweile für 65% des Bruttohandelsumsatzes und hat sich im Jahresvergleich um 20% erhöht.
  • Auktionen machen noch 35% des Bruttohandelsumsatzes aus und wuchsen im Jahresvergleich um nur 4%.
  • 48% der Transkationen werden gratis versandt (+11% im Jahresvergleich)

Auf dem amerikanischen Online-Marktplatz eBay generierten die Verkäufer mit Topbewertung mehr als die Hälfte des US-Bruttohandelsumsatzes. Im Jahresvergleich nahm die Anzahl der Verkäufer mit Topbewertung um 18% zu.

eBay erzielte im Jahr 2011 5 Milliarden Dollar an mobilen Verkäufen. Im Jahr 2012 sollten es bereits 8 Milliarden Dollar sein, so eBay zu Beginn des Jahres. Jetzt wurden 10 Milliarden Dollar, sowohl für eBay als auch für PayPal prognostiziert.

Wall Street Analysten beschäftigte während der Telefonkonferenz zu diesem Thema vor allem die Frage, ob dieses Wachstum vielleicht kannibalistische Züge trägt. Wingo meint, dass diese Frage eher weniger interessiert. Hauptsache sei, dass eBay Kontakt halte zu den Verbrauchern und diesen nicht verliere.

Interessant war auch, die Tatsache, dass alleine 600.000 neue Nutzer über den mobilen Einkauf kamen.

eBays Wachstum versus E-Commerce

Grundsätzlich wächst eBay in den USA linear mit dem E-Commerce in den Vereinigten Staaten. Was jedoch viel auffälliger und auch interessanter ist, ist dass die Anzahl der Verkäufer mit Top-Bewertung und ebenso das Festpreisformat schneller als der E-Commerce zunehmen. Damit gewinnen diese beiden Parameter mehr an Gewicht als die anderen Komponenten wie Auktionen und die Händler ohne den Status Top-Bewertung.

Wenn sich das fortsetzt, dann könnte sich die eBay Wachstumsrate in den hohen 10%- bis niedrigen 20%-Bereich verlagern.  Und das ist etwas, was eBay wahrscheinlich nicht in seiner Handelsempfehlung aufnimmt, die Wall Street jedoch damit rechnet, dass das passiert.

Kategorie Einzelheiten

Die Home&Garden-Kategorie hat eine Wachstumsrate im Jahresvergleich von 19% erfahren, was für Scot Wingo insofern verwunderlich ist, dass eBay seinen Fokus nicht auf diese Kategorie gerichtet hat. Im Vergleich zum vorherigen Quartal hat die Kategorie um 3% zugelegt. Wingo glaubt, dass es die erste Nicht-Fahrzeug-Kategorie ist, die ein solch massives Wachstum zeigt. Die größte Steigerung hat im zweiten Quartal mit 23% die Kategorie Tickets und Reisen erfahren.

Scot Wingo von Channel Advisors teilte die einzelnen Kategorien in 3 verschiedene Gruppen: „Leaders“, neutrale Gruppen und Nachzügler

Leaders

  • Tickets und Reisen – eBay stellte diese Kategorie wieder so her, dass sie StubHub-freundlicher wurde, was sich anscheinend ausgezahlt hat.
  • Schmuck – diese Kategorie war eher so etwas wie eine schlummernde Kategorie, die jetzt langsam wieder aufholt.
  • Haus& Garten – die größte Kategorie, die enorm zur allgemeinen Wachstumsrate im zweiten Quartal 2012 beigetragen hat.
  • Sammlerstücke und Gesundheit – beide wuchsen zwar im Jahresvergleich um 15% an, doch verzeichnen sie trotzdem einen sequentiellen Rückgang.

Neutrale Kategorien

  • Bekleidung, Schuhe und Accessoires – hier hatte Wingo mit einem stärkeren Wachstum gerechnet, vor allem weil sich eBay gerade auf  diese Kategorie sehr stark konzentriert. Eigentlich hätte diese Kategorie schneller anwachsen müssen als der Durchschnitt, doch die Zunahme lag bei (nur) 12% und hat um 4% seit dem ersten Quartal 2012 verloren. Amazon erhöht seit geraumer Zeit seine Aktivitäten in dieser Kategorie, vielleicht liegt der Grund für eBays Rückgang in den Bemühungen Amazons.
  • Spielwaren und Computer waren nicht nur neutral, sondern sequentiell auch rückläufig.
  • Sportartikel und Foto-Kategorie zeigten sich eher gemächlich, doch im Quartalsvergleich war ein Wachstum zu erkennen.

Nachzügler/Schlusslichter

  • Die einzige positive Nachricht hier: Fahrzeuge verzeichneten im Quartalsvergleich ein Plus.
  • Der Run auf „Gold und Silber hat nachgelassen, wie man eindeutig in der Münz-Kategorie feststellen kann (im Jahresvergleich minus 23%, im Vergleich zum vorangegangenen Quartal minus 13%).
  • Entweder sind der starke Wettbewerb oder aber die strukturellen Herausforderungen in den Kategorien Antiquitäten, Musikinstrumente, Videospiele und ähnliches schuld daran, dass in diesen Kategorien eine handfeste Schwäche festzustellen ist. Sowohl im Jahres- als auch im Quartalsvergleich reduzierten sich hier die Absatzzahlen signifikant.

Worauf im dritten Quartal unter anderem zu achten sein wird:

Die Annualisierung der letztjährigen Gebührenänderung, als die Portokosten mit in die verkaufsabhängige Provision eingerechnet wurden, ist besonders zu beobachten. Channel Advisor ist der Ansicht, dass dies mit ein Grund für die Wachstumsraten sein könnte. Wenn es bei dieser Gebührenstruktur bleibt und nichts geändert wird, wird es interessant sein zu sehen, ob zu Rückgängen kommt oder nicht.