Entlassungen bei Amazon: Bis zu 30.000 Stellen stehen vor dem Aus

Amazon steht vor einem der größten Personalabbauprogramme seiner Unternehmensgeschichte. Laut übereinstimmenden US-Medienberichten sollen bis zu 30.000 Stellen gestrichen werden – vor allem in der Verwaltung. Der Onlinehändler reagiert damit auf die starke Personalaufstockung während der Coronapandemie und verfolgt das Ziel, Kosten zu senken und Abläufe effizienter zu gestalten.

Entlassungen bei Amazon Bis zu 30.000 Stellen stehen vor dem Aus
Entlassungen bei Amazon Bis zu 30.000 Stellen stehen vor dem Aus

Umfang der Entlassungen bei Amazon

Nach Informationen von Reuters sowie Berichten des Wall Street Journal  plant Amazon, rund zehn Prozent seiner rund 350.000 Verwaltungsmitarbeiter zu entlassen. Besonders betroffen ist laut dem Wirtschaftsmagazin Fortune die Personalabteilung, in der bis zu 15 Prozent der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren könnten. Insgesamt beschäftigt der Konzern weltweit etwa 1,55 Millionen Menschen.

Die Entlassungen bei Amazon sollen am Dienstag beginnen. Manager der betroffenen Teams wurden bereits geschult, wie sie die bevorstehenden Maßnahmen intern kommunizieren sollen. Die Kündigungen erfolgen demnach per E-Mail.

Gründe für den Stellenabbau

Amazon begründet die Entlassungen mit der Notwendigkeit, Kosten zu senken und die während der Pandemie stark gewachsene Belegschaft an das aktuelle Geschäftsniveau anzupassen. Während der Hochphase der Coronapandemie hatte das Unternehmen massiv Personal eingestellt, um die stark gestiegene Nachfrage nach Onlinebestellungen zu bewältigen. Nach dem Ende des Pandemie-Booms und einer Normalisierung des Konsumverhaltens sieht das Management nun Überkapazitäten in der Verwaltung.

Konzernchef Andy Jassy treibt gleichzeitig eine interne Reform voran, die auf eine Verschlankung der Organisation und den Abbau bürokratischer Strukturen zielt. Dazu gehört auch eine Reduzierung der Führungsebenen und eine stärkere Nutzung von Künstlicher Intelligenz.

Künstliche Intelligenz ersetzt Routineaufgaben

In einer früheren Stellungnahme hatte Jassy bereits betont, dass KI künftig eine zentrale Rolle bei der Optimierung interner Prozesse spielen werde. Routineaufgaben in Verwaltung und Personalwesen könnten zunehmend automatisiert werden. Diese Entwicklung trage laut Jassy dazu bei, die Effizienz zu erhöhen, habe aber auch den Nebeneffekt, dass weniger Fachkräfte benötigt würden.

Der zunehmende Einsatz von KI gilt damit als einer der Treiber der aktuellen Entlassungen bei Amazon. Laut Unternehmenskreisen wird geprüft, wie Automatisierungslösungen insbesondere in den Bereichen Personalverwaltung, Logistikplanung und Kundendienst integriert werden können.

Betroffene Bereiche

Neben der Personalabteilung sollen die Stellenstreichungen auch andere Unternehmensbereiche betreffen. Dazu zählen laut Reuters und Wall Street Journal die Geräte- und Dienstleistungssparte (Devices & Services) sowie Teile des operativen Geschäfts. Die genaue Verteilung der Entlassungen ist allerdings noch nicht bekannt, da die Planungen laut Insidern dynamisch angepasst werden könnten.

Der Stellenabbau fällt in eine Phase, in der Amazon bereits 2022 rund 27.000 Arbeitsplätze gestrichen hatte – vor allem in den Bereichen Rekrutierung, Alexa und Amazon Fresh. Der nun geplante Abbau übertrifft diese Zahl deutlich und wäre somit der größte seit der Gründung des Unternehmens.

Reaktionen an der Börse

Trotz der negativen Schlagzeilen reagierte die Börse positiv: Die Amazon-Aktie legte am Montag im US-Handel um rund 1,2 Prozent zu. Analysten sehen den Stellenabbau als Teil einer umfassenden Effizienzstrategie, die langfristig die Profitabilität des Konzerns stärken könnte. Die offiziellen Quartalszahlen für das dritte Quartal werden am Donnerstag erwartet.

Beobachter gehen davon aus, dass Amazon mit den Maßnahmen auch ein Signal an die Investoren sendet. Angesichts steigender Kosten und eines intensiven Wettbewerbs im E-Commerce sowie im Cloud-Geschäft (AWS) will das Unternehmen seine Strukturen straffen, um künftige Wachstumsfelder wie KI-gestützte Services und Automatisierung zu finanzieren.

Strukturelle Veränderungen im gesamten Konzern

Der geplante Abbau von bis zu 30.000 Stellen reiht sich in eine Serie größerer Personalmaßnahmen bei internationalen Technologiekonzernen ein. Auch Unternehmen wie Google, Meta und Microsoft haben in den vergangenen Monaten ihre Belegschaften verkleinert – meist mit dem Verweis auf Effizienzsteigerung, Kostendruck und technologische Transformation.

Bei Amazon könnte die aktuelle Welle jedoch besonders tiefgreifend sein, da sie strukturelle Veränderungen im gesamten Unternehmen widerspiegelt. Während die operative Logistik weiterhin Personal benötigt, sollen in der Verwaltung, im Management und im Personalwesen langfristig mehr Prozesse durch KI ersetzt werden.

Jassy betont, dass der Wandel nicht kurzfristig abgeschlossen sein werde. Vielmehr befinde sich Amazon in einem „laufenden Transformationsprozess“, der darauf abzielt, interne Abläufe zu vereinfachen und die Innovationskraft des Unternehmens zu sichern.

Faktenbox

Entlassungen bei Amazon
Geplante Stellenstreichungen Bis zu 30.000 Arbeitsplätze weltweit
Betroffene Bereiche Verwaltung, Personalabteilung, Geräte- und Dienstleistungssparte, operative Einheiten
Ursache Kostensenkungen, Anpassung an Nach-Pandemie-Niveau, Automatisierung durch KI
Gesamtbelegschaft Amazon Rund 1,55 Millionen Mitarbeitende weltweit
Reaktion an der Börse Amazon-Aktie +1,2 % am Montag
Vorheriger Stellenabbau Rund 27.000 Entlassungen im Jahr 2022