Amazon Einstieg beim Schnelllieferdienst Flink im Gespräch
Der Berliner Schnelllieferdienst Flink könnte bald einen finanzstarken Partner gewinnen. Laut einem Handelsblatt-Bericht vom 20. Oktober 2025 prüft Amazon einen Einstieg beim Schnelllieferdienst. Das Unternehmen ist auf ultraschnelle Lebensmittellieferungen spezialisiert und befindet sich aktuell auf Kapitalsuche, um sein weiteres Wachstum zu finanzieren. Ein möglicher Amazon Einstieg bei Flink würde nicht nur frisches Geld bringen, sondern könnte auch strategische Vorteile für beide Seiten bedeuten.
Gespräche über Millioneninvestment
Inhaltsverzeichnis
Flink verhandelt nach Medieninformationen mit mehreren Investoren über eine neue Finanzierungsrunde. Wie das Handelsblatt zuerst berichtete, könnte Amazon mit einem zweistelligen Millionenbetrag bei Flink einsteigen. Im Gespräch ist offenbar auch der Tech-Investor Prosus, der bereits Anteile am Lieferdienst hält und jüngst den Essenslieferdienst Just Eat Takeaway übernommen hat.
Zudem wird diskutiert, dass auch bestehende Geldgeber von Flink ihre Investitionen aufstocken könnten. Offizielle Stellungnahmen gibt es bislang nicht: Sowohl Amazon als auch Prosus wollten die Berichte auf Anfrage nicht kommentieren. Die Basis für die aktuellen Gespräche sollen deutlich verbesserte Geschäftszahlen bei Flink sein – das Startup hat seine Verluste verringert und arbeitet in einigen Städten bereits profitabel. Jetzt benötigt Flink frisches Kapital, um neue Märkte zu erschließen und weiter zu expandieren. Gesucht werden dem Vernehmen nach weniger als 100 Millionen Euro an neuen Mitteln.
Strategische Synergien: Darum interessiert sich Amazon
Eine Beteiligung wäre für Amazon mehr als nur ein Investment: Sie eröffnet strategische Synergieeffekte. Amazon verfügt über ein dichtes Logistiknetz und zahlreiche Lagerhäuser – Ressourcen, die Flink beim Ausbau seines Lieferdienstes in weitere Städte zugutekämen. Im Gegenzug könnte Amazon vom etablierten Netzwerk von Flink profitieren. In den Metropolen, in denen Flink bereits erfolgreich innerhalb von Minuten liefert, könnte Amazon künftig auch eigene Sortimente binnen unter einer Stunde zum Kunden bringen. Ein solcher Service wäre ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im E-Commerce und wird in anderen Ländern bereits erfolgreich praktiziert.
Zudem hat Amazon mit seinem Lebensmittellieferdienst Amazon Fresh in Deutschland nicht den erhofften Durchbruch erzielt und beendete nach sieben Jahren sein Engagement im Bereich frischer Lebensmittel in Deutschland. Durch einen Schulterschluss mit Flink könnte Amazon seine Position im Lebensmittel- und Schnellliefersegment deutlich verbessern, ohne ein eigenes Netzwerk aus dem Nichts aufbauen zu müssen. Letztlich würden auch die Kunden von einer optimierten „letzten Meile“ profitieren, da sie ein größeres Angebot noch schneller nach Hause geliefert bekämen.
Quick-Commerce in Deutschland: Markt in der Konsolidierung
Die Entwicklung zeigt, dass der Markt für Quick-Commerce (Lieferdienste in Minuten) einen harten Konsolidierungsprozess durchläuft. In den Boomjahren der Corona-Pandemie schossen zahlreiche Anbieter für ultraschnelle Lieferungen aus dem Boden. Doch der Blick auf ehemalige Konkurrenten von Flink – von Deliveroo über Gorillas bis hin zu Getir – macht deutlich, wie kapitalintensiv und schwierig dieses Geschäft ist. Viele Wettbewerber haben sich vom deutschen Markt zurückgezogen oder wurden aufgekauft.
Flink selbst wurde zeitweise mit über 2–5 Milliarden US-Dollar bewertet, fiel aber in der Folge unter die Unicorn-Schwelle und wird derzeit auf rund 900 Millionen US-Dollar geschätzt. Dennoch hat sich das Unternehmen als einer der letzten verbleibenden Akteure in Deutschland behauptet. Daneben bietet nur noch der tschechische Anbieter Knuspr in einigen Regionen taggleiche Lebensmittelzustellung an – mit ebenjenem Unternehmen kooperiert Amazon bereits bei Lieferungen in Berlin, München und dem Rhein-Main-Gebiet. Flink konnte zuletzt seine Umsätze deutlich steigern und erwirtschaftete im vergangenen Jahr rund 600 Millionen Euro Umsatz. Für das kommende Jahr peilt das Unternehmen ein zweistelliges prozentuales Wachstum an, während es gleichzeitig die Profitabilität in den bestehenden Städten sichern will.
Entscheidung über Amazon und Flink erwartet
Ob und wann es tatsächlich zu einem Einstieg von Amazon kommt, ist derzeit noch offen. Branchenbeobachter erwarten jedoch, dass Flink die laufende Finanzierungsrunde zeitnah abschließen möchte, um seine Expansionspläne nicht zu verzögern. Eine Bestätigung des Amazon-Deals würde ein Ausrufezeichen für die Zukunft des Schnelllieferdienstes bedeuten und dem gesamten Sektor neues Vertrauen geben.
Vorerst bleibt die mögliche Beteiligung aber Spekulation – offizielle Ankündigungen stehen noch aus. Fest steht: Sollte der Amazon Einstieg beim Schnelllieferdienst zustande kommen, wäre dies ein wegweisendes Signal für die weitere Entwicklung des Quick-Commerce-Marktes in Deutschland.
Faktenbox
| Fakten zum möglichen Amazon-Einstieg | |
|---|---|
| Gründung Flink | 2020 in Berlin, Deutschland |
| Geschäftsmodell | Ultraschnelle Lieferungen (Lebensmittel, Drogerie etc. in Minuten) |
| Aktive Märkte | Deutschland und Niederlande (insgesamt ca. 80 Städte) |
| Umsatz zuletzt | rund 600 Mio. € (geschätzt für das vergangene Jahr) |
| Aktuelle Bewertung | ca. 900 Mio. US-$ (2025, deutlich unter früheren Spitzenwerten) |
| Kapitalsuche 2025 | unter 100 Mio. € frisches Kapital für Expansion wird gesucht |
| Potenzielle Investoren | Amazon (prüft Einstieg), Prosus (bereits beteiligt), ggf. bestehende Investoren |