Welthandel trotzt Zollrisiken: Globalisierung bleibt stabil

Der Welthandel trotzt Zollrisiken und zeigt sich trotz zunehmender handelspolitischer Spannungen widerstandsfähig. Laut dem aktuellen DHL Global Connectedness Tracker 2025, erstellt in Zusammenarbeit mit der New York University Stern School of Business, hat das weltweite Handelsvolumen in der ersten Jahreshälfte 2025 stärker zugelegt als in jedem Halbjahr seit 2010 – mit Ausnahme der pandemiebedingten Erholung.

Damit widerlegt die Studie Befürchtungen eines Einbruchs der Globalisierung. Trotz steigender US-Zölle auf ein Niveau wie zuletzt in den 1930er-Jahren halten internationale Lieferketten stand, der Welthandel trotzt Zollrisiken und die Verflechtung zwischen den Volkswirtschaften bleibt auf Rekordniveau.

Welthandel trotzt Zollrisiken: Globalisierung bleibt stabil
Welthandel trotzt Zollrisiken: Globalisierung bleibt stabil

Handelsströme bleiben dynamisch

Der DHL Global Connectedness Tracker 2025 basiert auf mehr als 20 Millionen Datenpunkten aus über 25 Quellen. Er zeigt: Das weltweite Handelsvolumen dürfte zwischen 2025 und 2029 jährlich um durchschnittlich 2,5 Prozent wachsen – ähnlich schnell wie im vergangenen Jahrzehnt. Zwar wurden die Prognosen infolge der US-Zollerhöhungen nach unten korrigiert (von 3,1 auf 2,5 Prozent), doch von einem Einbruch kann keine Rede sein.

Die größten Bremsspuren verzeichnet Nordamerika, wo die mittelfristige Wachstumsprognose von 2,7 auf 1,5 Prozent reduziert wurde. Süd- und Mittelamerika sowie der Nahe Osten und Nordafrika profitieren hingegen von robusteren Handelsbeziehungen und gestiegener Ölproduktion.

US-Zölle dämpfen, aber stoppen den Handel nicht

Die Erhebung verdeutlicht, dass selbst drastische Zollerhöhungen den globalen Austausch nicht zum Erliegen bringen. Viele Länder folgen dem US-Kurs nicht und halten an offenen Handelsstrukturen fest. 2024 entfielen nur 13 Prozent der weltweiten Warenimporte auf die USA und neun Prozent der Exporte von dort – ein Hinweis darauf, dass die globale Arbeitsteilung vielfältiger geworden ist.

Ein kurzfristiger Effekt war jedoch klar erkennbar: Im ersten Quartal 2025 zogen US-Importe stark an, weil Unternehmen Lieferungen vor Inkrafttreten neuer Zölle vorzogen. China kompensierte den Rückgang seiner Exporte in die USA vollständig – durch höhere Lieferungen in die ASEAN-Staaten, nach Afrika und in die EU.

Investitionen bleiben international ausgerichtet

Auch bei internationalen Investitionen zeigt sich laut DHL-Analyse keine Tendenz zur Abschottung. Zwar sank die Zahl der grenzüberschreitenden Fusionen und Übernahmen leicht, doch der Anteil internationaler Transaktionen blieb mit rund 30 Prozent stabil. Großvolumige Projekte stützten das Investitionsniveau, und die Kapitalausgaben für neue Auslandsinvestitionen erreichten im ersten Halbjahr 2025 den dritthöchsten Wert seit Beginn der Erhebung.

Ein Rückzug auf nationale Märkte sei daher nicht erkennbar, betont der Bericht. Unternehmen managen geopolitische Risiken aktiv, ohne internationale Engagements grundsätzlich zu reduzieren.

Keine globale Spaltung in geopolitische Blöcke

Obwohl geopolitische Spannungen zunehmen und die Zahl der bewaffneten Konflikte weltweit so hoch ist wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr, erkennt der DHL Global Connectedness Tracker keine fundamentale Aufspaltung der Weltwirtschaft. Zwar schwächen sich die direkten Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und China weiter ab, und Russland ist weitgehend vom westlichen Handel isoliert. Doch jenseits dieser Brennpunkte bleibt die weltweite Vernetzung intakt.

Der Anteil des Handels, der zwischen Ländern mit unterschiedlichen geopolitischen Ausrichtungen stattfindet, sinkt nur leicht. Zudem findet der überwiegende Teil der internationalen Geschäfte ohnehin zwischen befreundeten Staaten statt: 2024 entfielen laut Studie dreimal mehr Warenströme, neunmal mehr Direktinvestitionen und zwanzigmal mehr M&A-Transaktionen auf Länderbündnisse, die politisch eng miteinander verbunden sind, als auf rivalisierende Blöcke.

Globalisierung auf stabilem Rekordniveau

Die Globalisierung bleibt auf einem hohen Niveau. Der Grad internationaler Verflechtung – gemessen an Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströmen – beträgt derzeit rund 25 Prozent. Damit liegt der Wert nahezu auf Rekordhöhe und widerlegt die These einer anhaltenden Deglobalisierung.

Besonders weit fortgeschritten ist die Globalisierung im Bereich digitaler Informationsströme. Hier hat die weltweite Verknüpfung durch Digitalisierung in den vergangenen zwei Jahrzehnten am stärksten zugenommen. Die Handels- und Kapitalströme erreichten 2022 und 2023 ebenfalls Spitzenwerte, während internationale Reisen 2024 wieder das Vorkrisenniveau übertrafen.

Der Handel wird nicht regionaler

Entgegen vieler Annahmen zeigen die Daten keine Rückkehr zu regionalen Lieferketten, der Welthandel trotzt Zollrisiken. Die durchschnittliche Entfernung, die gehandelten Waren im ersten Halbjahr 2025 zurücklegten, erreichte mit knapp 5.000 Kilometern einen neuen Höchstwert. Nur etwa die Hälfte des globalen Handels findet innerhalb der großen Weltregionen statt – so wenig wie nie zuvor.

Damit bleibt die Weltwirtschaft stärker global als regional vernetzt. Während Nordamerika zuletzt weniger regional handelte, stieg in Ostasien der innerregionale Austausch leicht an. Dennoch dominieren weiterhin grenzüberschreitende, interkontinentale Warenströme.

Widerstandsfähige Globalisierung

Die Analyse zeigt: Trotz handelspolitischer Unsicherheiten, geopolitischer Konflikte und steigender Zölle bleibt der Welthandel robust. Deglobalisierung ist laut DHL Global Connectedness Tracker 2025 ein mögliches Risiko, aber keine Realität. Die internationale Vernetzung erweist sich als bemerkenswert stabil – und bleibt ein zentraler Wachstumstreiber der Weltwirtschaft.

Für die Politik bedeutet dies, dass internationale Kooperation weiterhin entscheidend bleibt, um die Vorteile der Globalisierung zu sichern. Unternehmen wiederum sollten globale Wertschöpfungsketten nicht vorschnell aufgeben, sondern ihre Risiken gezielt diversifizieren und Transparenz in komplexen Liefernetzwerken verbessern.

Der Welthandel trotzt Zollrisiken. Trotz geopolitischer Spannungen, Zöllen und Unsicherheiten bleibt die internationale Wirtschaft hochgradig verflochten. Laut DHL Global Connectedness Tracker 2025 zeigen die Daten keine Abkehr von der Globalisierung, sondern eine stabile, anpassungsfähige Weltwirtschaft, die auf Vielfalt und Widerstandskraft setzt.

Faktenbox

Welthandel trotzt Zollrisiken: Globalisierung bleibt stabil
Prognostiziertes globales Handelswachstum (2025–2029) +2,5 % pro Jahr
Rückgang der Prognose durch US-Zölle von 3,1 % auf 2,5 %
Wachstumsprognose Nordamerika 1,5 % p. a. (statt 2,7 %)
Anteil des US-Handels an weltweiten Importen / Exporten (2024) 13 % / 9 %
Durchschnittliche Handelsentfernung (1. Halbjahr 2025) ≈ 5.000 km – Rekordwert
Anteil des innerregionalen Handels 50,7 % – Tiefststand
Grad der Globalisierung (DHL Global Connectedness Index) ≈ 25 %