CEO-Survey von EY zeigt anhaltende Unsicherheit bei deutschen CEOs

Die Führungsetagen deutscher Unternehmen blicken mit Sorge auf die kommenden Jahre. Laut dem aktuellen CEO-Survey von EY rechnet nur jeder dritte deutsche CEO mit einer Stabilisierung der wirtschaftlichen und geopolitischen Lage innerhalb der nächsten zwölf Monate. Im internationalen Vergleich zeigen sich US-Unternehmen deutlich optimistischer, während japanische Konzerne besonders zurückhaltend sind.

CEO-Survey von EY zeigt anhaltende Unsicherheit bei deutschen CEOs
CEO-Survey von EY zeigt anhaltende Unsicherheit bei deutschen CEOs

Die Ergebnisse des CEO-Survey von EY, der im August 2025 auf Basis einer Befragung von 1.200 CEOs weltweit – darunter 100 in Deutschland – erhoben wurde, zeichnen ein deutliches Bild: geopolitische Spannungen, steigende Zölle und neue Handelsbarrieren verändern die globalen Wirtschaftsstrukturen nachhaltig.

Politische Unsicherheit dominiert das Wirtschaftsklima

Nur 37 Prozent der deutschen CEOs erwarten laut dem CEO-Survey von EY eine Entspannung der Lage innerhalb eines Jahres. Weltweit teilen 43 Prozent diese Einschätzung. Dagegen rechnen 32 Prozent der deutschen Unternehmenschefs mit einer Unsicherheitsphase über mindestens drei Jahre – fast doppelt so viele wie in den USA (15 Prozent).

Ein zentraler Faktor dieser pessimistischen Einschätzung sind neue Zoll- und Handelsbarrieren, die für international tätige Firmen erhebliche Kosten verursachen. Weltweit befürchten 77 Prozent der befragten CEOs finanzielle Einbußen durch höhere Zölle. In den USA liegt dieser Anteil mit 92 Prozent besonders hoch, in Deutschland bei 76 Prozent.

Lokalisierung als strategische Antwort auf globale Risiken

Der CEO-Survey von EY zeigt auch: Als Reaktion auf die zunehmenden Handelshemmnisse setzen Unternehmen verstärkt auf Lokalisierung von Produktion und Vertrieb. Weltweit planen 74 Prozent der CEOs, ihre Aktivitäten stärker in den jeweiligen Absatzmärkten anzusiedeln. Unter den deutschen Konzernen liegt der Anteil ebenfalls bei 74 Prozent. Besonders stark treiben japanische Unternehmen (97 Prozent) und US-Konzerne (82 Prozent) diesen Trend voran.

EY-Parthenon-Partnerin Sandra Krusch betont: „Das frühere Modell, von Deutschland aus die Welt zu beliefern, verliert angesichts wachsender Handelsbarrieren an Tragfähigkeit.“ Immer mehr Länder verlangten lokale Produktion, wodurch Investitionen zunehmend ins Ausland verlagert werden. Das schwächt die Wettbewerbsposition des deutschen Standorts.

Dauerhafte Transformation statt kurzfristiger Anpassung

Die Mehrheit der Befragten betrachtet die Lokalisierung nicht als vorübergehende Maßnahme, sondern als langfristige strategische Neuausrichtung. Laut dem CEO-Survey von EY sehen 73 Prozent der deutschen und 72 Prozent der weltweit befragten CEOs darin einen dauerhaften Wandel.

„Nationalistische Wirtschaftspolitik ist global auf dem Vormarsch“, so Krusch. Zölle und protektionistische Maßnahmen werden zunehmend als politische Werkzeuge eingesetzt. Eine Rückkehr zu einem freien, regelbasierten Welthandel ist laut den Ergebnissen des CEO-Survey von EY auf absehbare Zeit unwahrscheinlich – Unsicherheit und Risiken werden zur neuen Normalität.

Investitionsentscheidungen: Innovation vor Kosten

Bei der Wahl neuer Produktionsstandorte setzen Unternehmen vor allem auf Innovationskraft und Infrastruktur. In Deutschland sehen 63 Prozent diese Faktoren als entscheidend an, weltweit 54 Prozent. Energie- (55 Prozent) und Arbeitskosten (54 Prozent) sind dagegen weniger ausschlaggebend.

Besonders attraktiv bleibt Nordamerika: 82 Prozent der weltweit befragten CEOs nennen die USA als Top-Investitionsziel, gefolgt von Kanada und Großbritannien (je 32 Prozent), Indien (23 Prozent) und Deutschland (21 Prozent). Der CEO-Survey von EY verdeutlicht, dass die US-Politik, Investitionen ins eigene Land zu lenken, Wirkung zeigt – und den US-Markt für deutsche Exporteure unverzichtbar macht.

Rückgang bei Übernahmen, Zuwachs bei Kooperationen

Um lokale Präsenz aufzubauen, setzen viele Konzerne zwar weiterhin auf Transaktionen, doch die M&A-Aktivität ist rückläufig. Laut CEO-Survey von EY planen weltweit derzeit nur 49 Prozent der Unternehmen Fusionen oder Übernahmen – ein Rückgang von acht Prozentpunkten in sechs Monaten. In Deutschland sank der Anteil von 56 auf 44 Prozent.

Stattdessen gewinnen strategische Allianzen und Joint Ventures an Bedeutung. 67 Prozent der deutschen und 73 Prozent der weltweit befragten Unternehmen verfolgen diese Form der Zusammenarbeit aktiv. Die Gründe liegen in geopolitischen Unsicherheiten, regulatorischer Komplexität und hohen Preisvorstellungen potenzieller Verkäufer.

Langfristig erwarten die Autoren des CEO-Survey von EY jedoch eine Wiederbelebung des M&A-Markts, da der Transformationsdruck auf viele Unternehmen unverändert hoch bleibt.

Der CEO-Survey von EY macht deutlich: Deutsche Unternehmenslenker erwarten keine kurzfristige Erholung der globalen Märkte. Vielmehr zeigt sich eine neue Phase wirtschaftlicher Fragmentierung, in der Lokalisierung, Innovation und Kooperation entscheidende Erfolgsfaktoren werden.

Faktenbox

Fakten zum CEO-Survey von EY 2025
Zeitraum der Befragung August 2025
Anzahl befragter CEOs weltweit 1.200
Deutsche Teilnehmer 100 CEOs
Erwartung einer Entspannung binnen 12 Monaten 37 % (Deutschland), 43 % (weltweit)
Langfristige Unsicherheit (≥3 Jahre) 32 % (Deutschland), 24 % (weltweit)
CEOs mit Fokus auf Lokalisierung 74 % (Deutschland und weltweit)
USA als Top-Investitionsziel 82 % der weltweit Befragten
Geplante M&A-Aktivitäten 49 % weltweit, 44 % Deutschland
Unternehmen mit Fokus auf Kooperationen 73 % weltweit, 67 % Deutschland