SHEIN unter Druck: EU setzt Frist zur Einhaltung der Verbraucherschutzgesetze
Die EU-Kommission setzt SHEIN unter Druck, denn sie und nationale Verbraucherschutzbehörden werfen dem chinesischen Onlinehändler eine Reihe von Gesetzesverstößen vor. Im Rahmen einer europaweit koordinierten Untersuchung wurden zahlreiche problematische Geschäftspraktiken identifiziert, die nicht mit dem EU-Verbraucherschutzrecht vereinbar sind. SHEIN wurde nun offiziell aufgefordert, umfassende Änderungen vorzunehmen.
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Warum SHEIN unter Druck gerät: Die zentralen Vorwürfe
Die Ermittlungen des Netzwerks für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC) zeigen, dass SHEIN Verbraucher auf vielfältige Weise täuscht oder irreführt. Die Liste der kritisierten Praktiken ist lang:
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- Gefälschte Rabatte: SHEIN wirbt mit Preissenkungen, die sich nicht auf echte vorherige Preise beziehen.
- Verkauf unter Zeitdruck: Künstlich erzeugte Kauffristen sollen Konsument:innen zu schnellen Entscheidungen bewegen.
- Irreführende Rückgabeinformationen: Rechte auf Rückgabe und Erstattung werden falsch oder unvollständig kommuniziert.
- Täuschende Produktlabels: Labels suggerieren freiwillige Zusatzleistungen, obwohl diese gesetzlich vorgeschrieben sind.
- Greenwashing-Vorwürfe: Nachhaltigkeitsaussagen sind laut Untersuchung nicht belegbar.
- Kontaktvermeidung: Kund:innen wird es unnötig schwer gemacht, den Anbieter zu erreichen.

DSA-Verfahren verschärft den Druck auf SHEIN
SHEIN ist seit April 2024 als sehr große Online-Plattform (VLOP) gemäß dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) eingestuft – ein Status, der mit besonderen Verpflichtungen einhergeht. Die Kommission untersucht daher auch SHEINs Umgang mit illegalen Inhalten, algorithmischen Empfehlungen und Transparenzpflichten.
Zusätzlich zu den CPC-Vorwürfen erhöht dieses Verfahren den politischen und regulatorischen Druck auf das Unternehmen erheblich.
SHEIN hat einen Monat Zeit – sonst drohen Sanktionen
Aktuell hat SHEIN eine Frist von 30 Tagen, um konkrete Vorschläge zu unterbreiten, wie die beanstandeten Praktiken korrigiert werden sollen. Sollte das Unternehmen untätig bleiben oder unzureichend reagieren, können die nationalen Behörden Bußgelder verhängen – gestützt auf den Umsatz, den SHEIN in den jeweiligen Ländern erzielt.
Ein Signal an den globalen E-Commerce
Die EU macht mit dem Fall SHEIN deutlich: Verbraucherschutz hat im digitalen Binnenmarkt höchste Priorität. Verstöße werden nicht geduldet – egal, wo ein Anbieter seinen Sitz hat. Das koordinierte Vorgehen zeigt zudem, wie entschlossen Brüssel und die Mitgliedstaaten gegen Marktteilnehmer vorgehen, die gegen gemeinsame Standards verstoßen.
SHEIN ist nun mit der Aufgabe konfrontiert, nicht nur kosmetische Änderungen vorzunehmen, sondern die eigenen Strukturen tiefgreifend an europäische Vorgaben anzupassen. Es steht viel auf dem Spiel: der Zugang zum lukrativen EU-Markt.