Digitale Barrierefreiheit 2025: Zwischen Aufbruch und Umsetzungslücken

Digitale Barrierefreiheit im Aufwind

Laut der aktuellen „State of Digital Quality in Accessibility„-Studie von Applause steigt das Bewusstsein für digitale Barrierefreiheit deutlich an – insbesondere im Vorfeld der EU-weiten Frist zum European Accessibility Act (EAA) im Juni 2025.

Digitale Barrierefreiheit 2025: Zwischen Aufbruch und UmsetzungslückenAI generated picture by ©onlinemarktplatz.de
Digitale Barrierefreiheit 2025: Zwischen Aufbruch und Umsetzungslücken
    • 84 % der Befragten stufen Barrierefreiheit als wichtigste oder wichtige Priorität ein.
    • 80 % verfügen über verantwortliche Teams, 86 % setzen inklusives Design bereits in der Planungsphase um.
    • 74 % bewerten ihre Barrierefreiheits-Kompetenz als mittel oder höher.

Fachliche und strukturelle Defizite bremsen Fortschritt

Trotz positiver Entwicklung zeigen sich erhebliche Umsetzungslücken:

    • 68 % fehlt es an Expertise und Ressourcen für kontinuierliche, unabhängige Tests.
    • Nur 33 % beziehen Menschen mit Behinderungen aktiv ein.
    • 48 % haben keine klaren Prozesse zur Verhinderung nicht-barrierefreier Releases.

Insbesondere bei der Entwicklung generativer KI werden unterrepräsentierte Perspektiven oft ausgeklammert – ein Risiko für Fairness und Inklusion.

KI und Automatisierung: Potenziale für digitale Barrierefreiheit

Die Studie zeigt ein wachsendes Interesse an KI-gestützten Testlösungen:

  • 47 % sehen schon heute deutlichen Mehrwert durch KI, 37 % in den kommenden zwei Jahren.
  • 59 % setzen auf Automatisierungstools, die bis zu 40 % der Probleme erkennen.
  • 40 % planen den Einsatz von KI zur Problembehebung, 31 % sind unentschlossen.

Trotz technischer Fortschritte betont Applause, dass echte Inklusion nur durch menschliches Feedback und diverse Perspektiven erreicht werden kann.

Warum Barrierefreiheit mehr als Compliance ist

Als Hauptmotivation für Investitionen in digitale Barrierefreiheit nennen Unternehmen:

    • Verbesserte Usability für alle Nutzer:innen (45 %)
    • Positives Markenimage (25 %)
    • Marktpotenzial und Reichweite (16 %)
    • SEO-Verbesserung und rechtliche Sicherheit

77 % integrieren Barrierefreiheit bereits früh im Entwicklungsprozess. Dennoch treten Probleme wie fehlende Untertitel, Screenreader-Inkompatibilität oder nichtssagende Fehlermeldungen weiterhin häufig auf.

EAA-Frist 2025 setzt Unternehmen unter Zugzwang

94 % bereiten sich aktiv auf die Frist des European Accessibility Act am 28. Juni 2025 vor.

    • 54 % erfüllen laut eigener Angabe bereits WCAG 2.2
    • 70 % kennen ihren WCAG-Status

Applause empfiehlt eine Kombination aus internen Ressourcen, externem Testing und strategischer Weiterbildung, um digitale Barrierefreiheit nachhaltig umzusetzen.

Digitale Barrierefreiheit erfordert echten Kulturwandel

Die Applause-Studie zeigt: Viele Unternehmen erkennen den Wert barrierefreier digitaler Erlebnisse. Doch ohne Prozesse, Fachwissen und Nutzerfeedback bleibt das Potenzial ungenutzt.

Barrierefreiheit muss als Bestandteil von digitaler Qualität und Nutzererlebnis verstanden werden – nicht nur als Pflichtaufgabe.