Roboter-Innovationen bei Amazon: Neue Systeme für effizientere und sicherere Lieferprozesse
Amazon hat in Dortmund ein neues Last Mile Innovation Center eröffnet, das als Blaupause für künftige Lieferstationen dienen soll. Im Fokus stehen sieben neu entwickelte Robotersysteme, die darauf ausgelegt sind, körperlich belastende und repetitive Aufgaben zu automatisieren. Diese Entwicklungen sollen nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Arbeitssicherheit verbessern und neue berufliche Perspektiven im Bereich der Technik eröffnen. Mit mittlerweile über 750.000 eingesetzten Robotern in seinen Logistikzentren betreibt Amazon weltweit die größte industrielle Robotikflotte.
Inhaltsverzeichnis

„Tipper“: Automatisiertes Entladen von Paketwagen
Ein zentrales Element der neuen Robotikflotte ist das System „Tipper“. Bislang mussten Mitarbeitende Pakete manuell aus Rollwagen entnehmen und auf Förderbänder legen – eine monotone, körperlich belastende Tätigkeit. Tipper automatisiert diesen Prozess vollständig: Die Mitarbeitenden bringen die Rollwagen lediglich zum System, das die Pakete automatisch auf das Band befördert. Dadurch werden nicht nur Arbeitsabläufe beschleunigt, sondern auch Muskel-Skelett-Belastungen reduziert, was langfristig krankheitsbedingten Ausfällen entgegenwirken kann.
Echelon und Sechs-Seiten-Scanner: Vollautomatische Paketerkennung
Nach dem Entladen werden die Pakete durch die kombinierte Technologie von Echelon und einem Sechs-Seiten-Scanner weiterverarbeitet. Das Echelon-System steuert den Paketfluss auf den Förderbändern und verhindert Rückstaus oder Engpässe. Gleichzeitig erfasst der Sechs-Seiten-Scanner die Paketinformationen aus allen Blickwinkeln – Etiketten, Barcodes und sogar beschädigte Adressaufkleber können präzise gelesen werden. Die manuelle Erfassung entfällt komplett. Diese Kombination erhöht die Verarbeitungsgeschwindigkeit und minimiert Fehler in der Sortierung.
Agility und Matrix: Intelligente Wegeplanung für Pakete
In der nächsten Station des Logistikprozesses kommen die Systeme Agility und Matrix zum Einsatz. Beide Systeme arbeiten zusammen, um die optimale Verteilung und Sortierung der Pakete auf der Grundlage ihrer Zielorte zu berechnen. Dabei berücksichtigen sie Echtzeitdaten wie Paketgröße, Gewicht und Förderbandverfügbarkeit. Dies führt zu einer Reduzierung von Handgriffen durch das Personal, etwa beim Umlagern oder Schieben von Paketen. Für die Mitarbeitenden bedeutet das weniger körperliche Belastung und ein effizienterer Arbeitsfluss.
ZancaSort: Ergonomische Zustellung von Paketen an den Arbeitsplatz
Ein weiterer Meilenstein ist ZancaSort. Dieses System bringt Pakete automatisiert und auf ergonomischer Höhe direkt zu den Mitarbeitenden. Das umständliche Laufen durch Gänge oder das Heben schwerer Pakete entfällt. Die Beschäftigten müssen lediglich die Pakete aus einer definierten Position in vorgesehene Versandtaschen legen. Besonders in Stoßzeiten wie dem Weihnachtsgeschäft kann ZancaSort dabei helfen, die Produktivität zu steigern, ohne die Belastung der Mitarbeitenden zu erhöhen.
VASS: Visuelle Unterstützung bei der Sortierung
Das Vision Assisted Sort Station (VASS) verwendet Projektionstechnologie in Kombination mit Kamerasystemen. Auf einer Arbeitsfläche wird dem Mitarbeitenden exakt angezeigt, wo welches Paket hingehört. Die visuelle Unterstützung erleichtert die Sortierung erheblich und senkt die Fehlerquote. Durch den Entfall des wiederholten Lesens von Paketetiketten oder des händischen Abgleichs von Versandlisten kann das Personal sich vollständig auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren.
Vulcan: Der erste Amazon-Roboter mit Tastsinn
Mit „Vulcan“ betritt Amazon technologisches Neuland. Er ist der erste Roboter im Unternehmen mit einer funktionierenden taktilen Wahrnehmung – einer Fähigkeit, die bislang nur dem Menschen vorbehalten war. Vulcan erkennt durch Sensoren, wann und wie er mit einem Objekt in Berührung kommt, wie stark er es greift und ob es empfindlich ist. Diese Fähigkeiten ermöglichen es ihm, auch zerbrechliche oder schwer zu greifende Produkte sicher zu handhaben.
Der Roboter ist in der Lage, rund 75 % aller gelagerten Artikel in den Fulfillment-Centern autonom ein- und auszulagern. Dabei arbeitet er mit einer Präzision und Geschwindigkeit, die der menschlichen Leistung ebenbürtig ist. Sollte er auf ein Produkt stoßen, das er nicht sicher greifen kann, erkennt Vulcan dies selbstständig und überlässt den Vorgang dem Menschen – ein Beispiel für die sinnvolle Kooperation von Mensch und Maschine.
So funktioniert Vulcans taktile Technologie
Vulcans „Greifarm“ besteht aus einer Art digitalem Lineal und zwei flexiblen „Paddeln“, die wie die Schenkel eines Glätteisens fungieren. Die Paddel passen ihre Greifkraft an das jeweilige Objekt an. Ein integriertes Förderband sorgt für die reibungslose Einlagerung in dicht gefüllte Regalfächer. Beim Auslagern kommt ein Saugarm zum Einsatz, der mithilfe einer Kamera den optimalen Greifpunkt identifiziert und gleichzeitig sicherstellt, dass keine falschen Artikel versehentlich mit entnommen werden. Der Roboter lernt zudem aus Fehlversuchen, indem er physikalisches Feedback verarbeitet – ein Prinzip, das auch bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz zum Einsatz kommt.
Ergonomische Vorteile durch Höhenarbeit mit Vulcan
Besonders bei der Arbeit mit hohen Regalen spielt Vulcan seine Stärken aus. Lagerebenen, die sich bis zu acht Fuß (etwa 2,4 m) hoch befinden, waren bislang nur mit Stehleitern erreichbar – eine ergonomisch ungünstige und zeitraubende Tätigkeit. Vulcan übernimmt diese Aufgaben nun vollständig, sodass Mitarbeitende sich auf Arbeiten in ergonomisch optimaler Höhe („Power Zone“) konzentrieren können. Das reduziert Risiken für Rücken und Gelenke und ermöglicht gleichzeitig eine kontinuierlich hohe Arbeitsgeschwindigkeit.
Globale Einführung und berufliche Perspektiven
Die neuen Robotersysteme sollen zunächst an europäischen Standorten ausgerollt und in den kommenden Jahren auch in den USA eingeführt werden. Gleichzeitig schafft die neue Technik neue Berufsbilder. Tätigkeiten wie Roboterwartung, Datenanalyse oder Qualitätssicherung bieten Mitarbeitenden neue Entwicklungsmöglichkeiten. Programme wie „Career Choice“ fördern gezielt die Qualifikation in technologiebezogenen Berufsfeldern – der aktuell beliebteste Weg unter Amazons internen Fortbildungsangeboten.
Neben der operativen Effizienz steht die Verbesserung der Arbeitsbedingungen klar im Vordergrund. Nicola Fyfe, Vizepräsidentin von Amazon Logistics Europe, betont: „Unser Ziel ist es, ergonomisch bessere und technologisch anspruchsvollere Arbeitsplätze zu schaffen. Die neuen Systeme sind ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.“
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