Amazon-Vendor-Modell unter Druck: Internationale Expansion trifft auf sinkende Rentabilität
Der E-Commerce-Sektor, insbesondere das Amazon-Vendor-Modell, steht 2024 zunehmend unter strukturellem Druck. Neue Analysen des AMVisor Data Science & Research Centers zeigen, dass Marken in einem Spannungsfeld aus sinkender Profitabilität, steigenden Kosten und internationaler Expansion agieren müssen. Eine detaillierte Auswertung anonymisierter Produktdaten (ASINs) sowie die Ergebnisse einer Umfrage unter über 100 Branchenvertretern verdeutlichen die zentralen Herausforderungen im Amazon-Vendor-Modell.
Inhaltsverzeichnis

Internationalisierung schreitet voran – mit logistischen Konsequenzen
Der grenzüberschreitende Versand hat in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen. Jedes zweite Produkt wurde 2024 international verschickt – ein Anstieg der durchschnittlichen Anzahl grenzüberschreitender Lieferungen pro ASIN um 40 % im Vergleich zu 2023. Damit stammt inzwischen jeder fünfte Euro des Amazon-Umsatzes nicht mehr aus dem Inland, sondern aus Verkäufen außerhalb Deutschlands.
Dieser Trend unterstreicht die Notwendigkeit effizienter, transnationaler Vertriebs- und Lagerstrukturen. Marken stehen vor der Herausforderung, logistische Prozesse neu auszurichten und gleichzeitig die operative Effizienz in einem zunehmend zentralisierten und international ausgerichteten Marktplatzsystem zu sichern.
Margendruck trotz positiver NetPPM-Entwicklung
Die Net Pure Product Margin (NetPPM), also die bereinigte Produktmarge, ist im Jahresvergleich um 2 % gestiegen. Was zunächst positiv erscheint, relativiert sich bei genauer Betrachtung. Laut AMVisor berichten 60 % der Marken von einem zunehmenden Margendruck seitens Amazon. Die Plattform fordert vielfach niedrigere Einkaufspreise, um ihre eigenen Margen zu verbessern – eine Entwicklung, die Hersteller unter Zugzwang setzt.
Viele Marken geraten dadurch in ein Dilemma: Entweder sie senken die Preise zulasten der eigenen Rentabilität oder sie riskieren geringere Absatzmengen durch höhere Endkundenpreise. Strategische Preissetzung wird somit zum kritischen Erfolgsfaktor im Amazon-Vendor-Modell.
Werbekosten steigen – Effizienz stagniert
Die Werbung auf Amazon bleibt für viele Anbieter ein zentraler Hebel zur Absatzsteigerung. Doch auch hier zeigt sich ein Spannungsverhältnis. Die Ausgaben für Werbung stiegen im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 20 %. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der beworbenen Produkte (ASINs) um 17 %. Trotz dieser Investitionen blieb der Total Advertising Cost of Sales (TACO) stabil, während der Return on Advertising Cost (RACO) um etwa 6,5 % stieg – was auf sinkende Werbeeffizienz hindeutet.
Mit anderen Worten: Marken müssen deutlich mehr investieren, um dieselbe Performance zu erzielen. Die Rentabilität der Werbung auf Amazon hat sich somit nicht verbessert, obwohl die Budgets massiv aufgestockt wurden.
Stimmen aus der Praxis: Einschätzungen von Branchenexperten
Die auf der ASK-Konferenz in Marburg erhobenen Meinungen bestätigen die quantitativen Ergebnisse:
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- 55 % der befragten Marken unterschätzten den Anstieg internationaler Lieferungen.
- Über 60 % sehen in steigenden Gebühren und einer aggressiveren Preispolitik die Hauptursachen für sinkende Rentabilität.
- Mehr als die Hälfte der Marken verzeichnete im letzten Jahr einen höheren NetPPM – trotz steigenden Margendrucks.
- 60 % der Anbieter haben ihre Werbebudgets in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, allerdings ohne spürbare Effizienzsteigerung.
- Über 50 % setzen auf interne Teams zur Steuerung der Amazon-Werbestrategie, was den Wunsch nach mehr Kontrolle und Flexibilität widerspiegelt.
Strategische Implikationen für das Amazon-Vendor-Modell
Die zunehmende Internationalisierung erfordert neue organisatorische und logistische Strukturen. Gleichzeitig müssen Marken lernen, ihre Preis- und Werbestrategien dynamisch an die sich wandelnden Rahmenbedingungen anzupassen. Das bedeutet auch, stärker datenbasiert zu arbeiten, um fundierte Entscheidungen in Echtzeit zu treffen. Tools wie das AMVisor Digital Shelf Plugin können hierbei wichtige Unterstützung leisten, indem sie Wettbewerbsdaten und Performance-Benchmarks direkt auf der Amazon-Oberfläche verfügbar machen.
Das Amazon-Vendor-Modell steht vor einem strukturellen Wandel. Die wachsende Bedeutung des internationalen Handels, gepaart mit steigenden Kosten und stagnierender Werbeeffizienz, erfordert von Marken ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und strategischem Weitblick.
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