Chinesische Regierung stoppt Rückerstattungen ohne Rücksendung ab Juli 2025
Chinas Regierung hat beschlossen, dass E-Commerce-Plattformen wie Alibaba, JD.com und PDD Holdings (Pinduoduo) ab Juli 2025 keine „Rückerstattung ohne Rücksendung“ mehr von Händlern verlangen dürfen. Diese bisher gängige Praxis bedeutete, dass Online-Händler den Kaufpreis erstatteten, ohne dass Kunden die Ware zurückschicken mussten. Ursprünglich wurde dieses Modell eingeführt, um das Kauferlebnis zu verbessern und Konflikte zwischen Käufern und Verkäufern zu minimieren. Seit 2021 hatte vor allem Pinduoduo (Plattform Temu) dieses kundenfreundliche Verfahren ausgeweitet, woraufhin auch Konkurrenten nachzogen.
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Allerdings klagten immer mehr Händler darüber, dass sie durch Rückerstattung ohne Ware doppelt belastet wurden: Sie verloren Geld und Ware bei einer Rückerstattung ohne Rückgabe. In Zeiten einer abkühlenden Konjunktur wuchs der Unmut in der Branche, und die Regierung sah Handlungsbedarf, um die finanzielle Belastung der Händler zu verringern.
Gründe für das Eingreifen der Regierung
Die chinesischen Behörden haben die neue Richtlinie vor dem Hintergrund einer schwächelnden Wirtschaft erlassen. Viele kleine und mittlere Online-Händler stehen unter Druck, da sie in einem intensiven Wettbewerb mit knappen Margen operieren. Die Politik der Rückerstattung ohne Rücksendung verstärkte diesen Druck, weil Händler befürchten mussten, auf ihren Kosten sitzen zu bleiben. Laut Berichten aus dem Umfeld der Regulierungsbehörden zielt die Maßnahme darauf ab, eine prekäre Lage der Händler in der aktuellen Konjunkturabkühlung zu verhindern.
Die chinesische Regierung hat in den letzten Monaten wiederholt betont, gegen “überzogenen Wettbewerb” – in China auch als „Involution“ bezeichnet – vorzugehen. Die neue Rückerstattungsregel ist Teil dieser Bestrebungen, einen faireren Online-Handel zu schaffen, in dem Service-Angebote nicht zu Lasten der wirtschaftlichen Stabilität der Verkäufer gehen. Im März 2025 wurde sogar eine umfassende Korrektur von als “involutionär” bezeichneten Wettbewerbspraktiken im Regierungsbericht angekündigt, was die Bedeutung dieser Thematik unterstreicht.
Was die Regelung konkret vorschreibt
Ab Juli 2025 dürfen Plattformbetreiber nicht mehr von Verkäufern verlangen, Kunden den Kaufpreis zu erstatten, ohne dass die Waren retourniert werden. Künftig kann eine Rückerstattung nur noch vom Händler selbst eingeleitet werden. Praktisch bedeutet dies, dass Kunden bei Reklamationen oder Unzufriedenheit die Artikel zurücksenden müssen, bevor sie ihr Geld zurückerhalten. Eine automatische Erstattung durch die Plattform, bei der der Käufer die Ware behalten darf, ist dann nicht mehr vorgesehen.
Für bestimmte Warengruppen – etwa sehr niedrigpreisige Produkte – könnten Händler freiwillig weiterhin kulant sein und auf die Rücksendung verzichten, doch der Zwang dazu entfällt. Die Maßnahme gilt für alle großen Online-Marktplätze Chinas, darunter die genannten Branchengrößen Alibaba, JD.com und Pinduoduo (Temu). Die Regierung hat den Plattformen eine Frist bis Juli gesetzt, um ihre Rückgabebedingungen entsprechend anzupassen. Unternehmen müssen nun ihre AGB und Rückgaberichtlinien überarbeiten und sowohl Händler als auch Käufer über die neuen Abläufe informieren.
Reaktionen der betroffenen E-Commerce-Unternehmen
Die unmittelbaren Reaktionen der großen E-Commerce-Anbieter auf die Ankündigung fallen zurückhaltend aus. Auf Medienanfragen gaben weder PDD Holdings (Temu) noch JD.com einen Kommentar ab; auch Alibaba und die staatliche Marktaufsichtsbehörde (State Administration for Market Regulation) äußerten sich bislang nicht offiziell. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Plattformen die Vorgaben der Behörden fristgerecht umsetzen werden, um Sanktionen zu vermeiden. Bereits im vergangenen Jahr geriet Pinduoduo unter Druck, nachdem im Juli 2024 Hunderte von Personen vor einem Temu-Büro in Südchina gegen die Rückerstattungspolitik protestiert hatten. In der Folge hatten Aufsichtsbehörden – darunter die Marktaufsicht und das Handelsministerium – PDD zur Überarbeitung der Richtlinien aufgefordert.
Diese Ereignisse dürften den Unternehmen signalisiert haben, dass ein Kurswechsel unumgänglich ist. Entsprechend wird hinter den Kulissen vermutlich schon an neuen Prozessen gearbeitet, um ab Juli 2025 den Anforderungen zu entsprechen. Eine größere öffentliche Kritik seitens der Konzerne blieb aus – möglicherweise auch, weil das Einlenken der Regierung positiv für die Händlerbasis der Plattformen gesehen wird.
Mögliche wirtschaftliche Auswirkungen auf Händler und Branche
Für die zahllosen Händler, die auf Plattformen wie Taobao (Alibaba), JD oder Pinduoduo ihre Waren anbieten, dürfte die Abschaffung der erzwungenen Rückerstattung ohne Warenrückgabe eine spürbare Entlastung bringen. Sie müssen künftig weniger befürchten, zugleich Ware und Umsatz zu verlieren, was ihre Gewinnmargen schützt. Zwar könnten durch vermehrte Rücksendungen Logistikkosten für Händler entstehen, jedoch erhalten sie im Gegenzug die Produkte zurück und können diese – je nach Zustand – weiterverkaufen oder anderweitig verwerten.
Insgesamt verbessert sich die Planungssicherheit für Händler, da unvorhergesehene Verluste durch missbrauchte Kulanzregelungen reduziert werden. Dies könnte insbesondere kleinen Händlern helfen, liquide zu bleiben und weiterhin am Online-Handel teilzunehmen, anstatt vom Markt verdrängt zu werden.
Auch für die Plattform-Betreiber selbst hat die Neuregelung längerfristige Auswirkungen. Kurzfristig könnten zwar einige Kunden das Fehlen der bequemen “sofort Geld zurück”-Option bemängeln, doch mittelfristig profitieren die Marktplätze von stabileren Händlerbeziehungen. Wenn Händler weniger finanzielle Risiken tragen müssen, sind sie eher bereit, auf diesen Plattformen aktiv zu bleiben und in ihr Geschäft zu investieren.
Die Maßnahme der Regierung ist zudem ein Signal, dass Verbraucherschutz und Händlerinteressen neu austariert werden. China versucht damit offenbar, das Vertrauen der Unternehmen in die Fairness des Online-Ökosystems zu stärken. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der E-Commerce-Sektor ein wichtiger Pfeiler der chinesischen Wirtschaft ist. Ein Markteinbruch oder massives Händlersterben aufgrund untragbarer Bedingungen soll unbedingt vermieden werden.
Nicht zuletzt könnte die Entscheidung auch international Beachtung finden. Westliche Beobachter kennen zwar großzügige Rückgaberegelungen, aber das Konzept einer erzwungenen Rückerstattung ohne Rücksendung ist eher unüblich. Mit der neuen Regel normalisiert sich die Praxis in China wieder hin zu den international üblichen Verfahren, bei denen Retouren zum Prozess gehören. Für global agierende Händler und Investoren bedeutet dies mehr Rechtssicherheit und Berechenbarkeit in China’s E-Commerce-Markt.
Der aktuelle Wechselkurs liegt bei ungefähr 1 US-Dollar = 0,87 Euro, sodass z. B. 100 US$ etwa 87 € entsprechen (Stand April 2025). Dies ist relevant, falls in diesem Zusammenhang finanzielle Kennzahlen der Unternehmen – etwa Umsätze oder Marktwerte – betrachtet werden. So beträgt die Marktkapitalisierung der Alibaba Group etwa 263 Mrd. US$ (rund 230 Mrd. €), was verdeutlicht, welche Größenordnung der chinesische Online-Handel mittlerweile erreicht hat.
Mehr Fairness im Online-Handel
Die chinesische Regierung stellt mit dem Verbot der Rückerstattung ohne Rücksendung der Ware die Weichen für mehr Fairness im Online-Handel. Händler auf Plattformen wie Alibaba, JD.com und Pinduoduo können dadurch aufatmen, während die Branche insgesamt zu einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Kundenzufriedenheit und Händlerinteressen zurückfindet. Ab Juli 2025 tritt damit eine Regulierung in Kraft, die das E-Commerce-Geschäft in China nachhaltig zugunsten der Händler verändern dürfte.
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