Joybuy startet in London: JD.com testet den britischen Online‑Lebensmittelmarkt

22.04.2025 von | 3 Min. Lesezeit | Kategorie: E-Food & Supermarkt | Tags: , ,

Der chinesische E‑Commerce‑Konzern JD.com hat im April 2025 seine Plattform Joybuy für Kundinnen und Kunden in ausgewählten Londoner Postleitzahlen freigeschaltet. Der Pilot beschränkt sich zunächst auf Lebensmittel‑ und Drogerieartikel, die aus eigenen britischen Lagern noch am gleichen oder am folgenden Tag zugestellt werden. JD.com positioniert Joybuy damit als vollintegrierten Händler und nicht als reinen Marktplatz – ein wichtiger Unterschied zu Temu oder AliExpress.

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Joybuy startet in London: JD.com testet den britischen Online‑Lebensmittelmarkt

Marktpotenzial: Online‑Lebensmittel in Großbritannien

Der britische E‑Commerce‑Markt für Einzelhandel hatte 2024 ein Volumen von rund £127 Mrd. (≈ €148 Mrd.) und ist damit weltweit die Nummer 3. Davon entfielen 2023 £22,6 Mrd. (≈ €26,3 Mrd.) auf Online‑Lebensmittel.
Laut Thegrocer bestellten im zweiten Halbjahr 2024 bereits 23 % aller britischen Haushalte Lebensmittel im Internet; der Online‑Anteil am gesamten Lebensmittelumsatz liegt aktuell bei knapp 13 %.

Wettbewerb und Positionierung

    • Amazon Fresh und Ocado dominieren bisher den reinen Online‑Lebensmittelhandel; Ocado hält laut Kantar 1,8 % Marktanteil.
    • Stationäre Platzhirsche wie Tesco, Sainsbury’s, Asda und Morrisons bieten Liefer‑ und Abholservices, verfügen aber über ältere Fulfilment‑Strukturen.
    • Neue chinesische Wettbewerber wie Temu forcieren Discount‑Preise, agieren jedoch überwiegend als Cross‑Border‑Marktplätze.

Joybuy kombiniert niedrige Preise mit einer Lagerhaltung im Land. Dieses Modell verkürzt Lieferzeiten, reduziert Zollrisiken und erlaubt den Vertrieb temperaturempfindlicher Waren wie Tiefkühlkost und Frischprodukte.

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    • Logistische Infrastruktur von JD.com in Europa

    JD.com betreibt außerhalb Chinas bereits rund 100 Auslands‑ und Freihandelslager. Für den UK‑Roll‑out wurden unter anderem ein 278 000 ft² (≈ 25 800 m²) großes Fulfilment‑Center in Dunstable sowie Immobilien in Milton Keynes, Coventry und Preston angemietet. Darüber hinaus sucht das Unternehmen aktiv nach Flächen für Micro‑Fulfilment‑Center im Großraum London.

    Ablauf einer Bestellung

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    • Bestellung
      • Kundinnen und Kunden geben ihre Order über die Joybuy‑App oder die Website auf. Die Software gleicht den Warenkorb automatisch mit dem Lagerbestand im regionalen Fulfilment‑Center ab.
    • Regionaler Joybuy‑Fulfilment‑Hub (Dunstable, 25 800 m²)
      • Wareneingang von britischen Produzenten und Importeuren
      • Automatisiertes „Pick & Pack“ mit Roboterarmen und Sorterlinien
      • Temperaturzonen für Ambient‑, Kühl‑ und Tiefkühlware
      • Konsolidierung der Bestellung in Mehrwegkisten
    • Transfer zu Micro‑Fulfilment‑Centern (MFC) im Großraum London
      • Palettierte Rollcontainer werden mehrfach täglich per Lkw in städtische MFCs gebracht. Dort stehen nur wenige hundert Quadratmeter für schnelle Umschlagsprozesse bereit.
    • Letzte Meile
      • Van‑Zustellung: Standardoption für größere Volumina und Vororte, Same‑Day oder Next‑Day.
      • Lieferroboter / E‑Cargo‑Bike: Kurzstrecken‑Option für Innenstadtbezirke; Anlieferung innerhalb von zwei Stunden.
    •  Kundenübergabe
      • Der Fahrer oder Roboter stellt die Ware kontaktlos an der Haustür ab; per App wird der Empfang bestätigt. Retouren können bei der nächsten Lieferung oder in Sammelstationen zurückgegeben werden.

    Finanzielle Schlagkraft

      • JD.com‑Konzernumsatz 2024: US$ 158,8 Mrd. (≈ €139,8 Mrd.).
      • Umsatz Q4 2024: US$ 47,91 Mrd. (≈ €42,2 Mrd.). Mit dieser Finanzkraft kann JD.com aggressive Einführungsangebote wie Gratislieferung, hohe Rabatte und ein 30‑Tage‑Rückgaberecht langfristig finanzieren.

    Chancen

      • Lagerbasierte Verfügbarkeit ermöglicht den Verkauf gekühlter und frischer Produkte – ein Vorteil gegenüber Marktplatz‑Modellen.
      • Technische Effizienz: Automatisierte Sortiersysteme aus China sollen die Kommissionierkosten substanziell senken.
      • Kundenbindung durch Bonusprogramme und UEFA‑Sponsoring verstärken die Markenbekanntheit.

    Risiken

      • Regulatorische Hürden: Britische Lebensmittel‑ und Tabakgesetze verlangen strenge Nachweisketten.
      • Währungsschwankungen: Der aktuelle Kurs von £1 = €1,164 (17. April 2025) verbessert zwar Importkonditionen, kann sich aber rasch ändern.
      • Hohe Service‑Erwartungen: Same‑Day‑Lieferung ist bei Amazon Fresh etabliert; Verzögerungen könnten das Markenimage schädigen.

    Ausblick

    Joybuy will sein Liefergebiet bis Jahresende 2025 auf ganz England ausweiten und mittelfristig Micro‑Fulfilment‑Hubs in Manchester und Birmingham eröffnen. Sollte der Testlauf erfolgreich sein, dürfte der Wettbewerb im britischen Online‑Lebensmittelhandel erheblich an Schärfe gewinnen – vor allem in Preissegmenten, die bislang von Discountern dominiert werden.

    Frank
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