Preiserhöhungen bei Temu und Shein: Zölle erhöhen Kosten für Schnäppchen‑Shopping

Die chinesisch gegründeten Online‑Marktplätze Temu und Shein heben für US‑Kunden ab dem 25. April 2025 ihre Preise an. Auslöser für die Preiserhöhungen sind neue US‑Zölle, die das bisherige de‑minimis-Schlupfloch für Kleinsendungen bis 800 US‑$ (≈ 752 €) schließen und pauschale Abgaben von zunächst 30 % des Warenwerts oder mindestens 25 US‑$ (≈ 23,50 €) verlangen; ab 1. Juni steigt die Mindestgebühr sogar auf 50 US‑$ (≈ 47 €). Der Schritt verteuert das bisher extrem günstige Fast‑Fashion‑ und Niedrigpreis‑Angebot beider Plattformen spürbar und zwingt sie, ihre Liefer‑ und Beschaffungsstrategien anzupassen.

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Preiserhöhungen bei Temu und Shein: Zölle erhöhen Kosten für Schnäppchen‑Shopping

Hintergründe der neuen Zollpolitik

Die US‑Regierung hat per Executive Order das de‑minimis-Privileg aufgehoben, über das jährlich Hunderte Millionen Kleinsendungen zollfrei in die USA gelangten. Stattdessen gilt ab 2. Mai ein Spezialtarif, der entweder 30 % des Warenwerts oder eine feste Gebühr erhebt. Präsident Donald Trump begründet den Schritt mit dem Ziel, das Handelsdefizit zu reduzieren und Produktionskapazitäten in die USA „zurückzuholen“.

Ankündigungen von Temu und Shein

Beide Plattformen informierten ihre US‑Kunden diese Woche per App‑Push und E‑Mail über anstehende Preiserhöhungen und empfahlen, Bestellungen vor dem 25. April abzuschließen. Shein gab an, dass der Aufschlag direkt an die neuen Zollgebühren gekoppelt werde; konkrete Prozentsätze veröffentlichte das Unternehmen jedoch nicht. Temu sprach im Zuge der Ankündigung der Preiserhöhungen von einem „moderaten Aufpreis“, der sich je nach Artikelgewicht und ‑wert unterscheide.

Konkrete Auswirkungen auf Preisstrukturen

    • Ein Shein‑Sommerkleid, das bisher 6 US‑$ kostete, verteuert sich rechnerisch um mindestens 25 US‑$, sodass der Endpreis von rund 5,60 € auf etwa 29,10 € steigt.
    • Höherwertige Produkte wie ein 91‑US‑$‑Mantel (≈ 85,50 €) würden mit der 30‑%‑Regel künftig weitere 27,30 € Zollaufschlag auslösen – Endpreis ca. 113 €.
    • Für typische Temu‑Gadgets ab 2,48 US‑$ (≈ 2,30 €) fällt der Mindestflat von 23,50 € ins Gewicht: ein Preisanstieg um mehr als 900 %.

Damit verschwinden viele „unter‑3‑$‑Artikel“ faktisch aus dem Sortiment.

Reaktionen von Händlern und Logistikpartnern

Hunderte chinesische Drittanbieter prüfen laut Branchenverbänden Alternativen wie Fulfillment‑Center in Mexiko oder Produktionsverlagerungen nach Vietnam, um die Zollschranke zu umgehen und so die notwendigen Preiserhöhungen zu umgehen. Shein hat bereits begonnen, Teile der Fertigung nach Vietnam, Brasilien und Türkei zu verlagern, um Lieferwege zu verkürzen. Temu testet regionale Lager in Texas und New Jersey, um Wartezeiten zu reduzieren und Sammelverzollungen zu ermöglichen.

Folgen für Verbraucher und Wettbewerb

US‑Kunden müssen sich auf längere Lieferzeiten wegen zusätzlicher Zollkontrollen einstellen; bereits jetzt berichten Käufer von verspäteten oder stornierten Sendungen. Analysten erwarten, dass Teile der Nachfrage zu Plattformen mit US‑Lager wie Amazon umgelenkt werden, während Preissensible seltener bestellen. Auch der EU‑Binnenmarkt beobachtet die Entwicklung genau: Brüssel erwägt eigene Verwaltungsgebühren für Kleinsendungen, um Wettbewerbsnachteile heimischer Händler zu verhindern.

Zukunftsausblick

Marktbeobachter gehen davon aus, dass Temu und Shein trotz höherer Endpreise weiterhin relevante Marktanteile halten, da ihre Lieferantennetzwerke extrem flexibel sind und sie aggressiv in lokale Warehousing‑Modelle investieren. Sollte Washington den angekündigten 125‑%‑Zoll dauerhaft durchsetzen, könnte sich das Geschäftsmodell jedoch nachhaltig verteuern.

Frank