Shein verlagert Produktion teilweise von China nach Vietnam
In den sogenannten „Shein-Dörfern“ rund um Guangzhou, die stark von der Zusammenarbeit mit dem Fast-Fashion-Giganten Shein abhängig sind, berichten Fabrikbesitzer von einem drastischen Rückgang der Aufträge. Einige verzeichnen Einbußen von bis zu 50 %. Grund hierfür ist die Verlagerung von Produktionskapazitäten nach Vietnam, um den steigenden US-Zöllen auf chinesische Produkte zu entgehen.
Inhaltsverzeichnis

US-Zölle und das Ende der De-minimis-Regelung
Die USA haben kürzlich die De-minimis-Regelung aufgehoben, die es ermöglichte, Waren unter 800 US-Dollar zollfrei zu importieren. Zusätzlich wurden neue Zölle eingeführt, die chinesische Importe mit bis zu 145 % belasten. Diese Maßnahmen erhöhen die Kosten für chinesische Exporteure erheblich und gefährden das Geschäftsmodell von Unternehmen wie Shein, das auf günstige Preise und schnelle Lieferungen angewiesen ist.
Anreize für Produktionsverlagerung nach Vietnam
Um den neuen Handelsbarrieren (Hongkong Post stoppt ab sofort Warenversand in die USA aufgrund der US-Zölle) zu entgehen, bietet Shein seinen größten Zulieferern Anreize, Produktionsstätten in Vietnam zu errichten. Dazu gehören garantierte Mindestaufträge und längere Vorlaufzeiten. Kleinere Hersteller können diesen Schritt jedoch oft nicht mitgehen, da sie die notwendigen Investitionen nicht stemmen können.
China – Schwerpunkt Guangzhou (Panyu-Distrikt)
Das Hauptproduktionszentrum befindet sich im Panyu-Distrikt von Guangzhou, Guangdong. Dieses Gebiet, bekannt als „Shein-Dorf“, beherbergt Tausende kleiner Textilfabriken, die eng mit dem digitalem Geschäftsmodell verknüpft sind. Die Nähe zu Stofflieferanten, Nähereien und Logistikzentren ermöglicht eine schnelle Umsetzung von Designideen in fertige Produkte.
Vietnam – Neue Produktionsstandorte
Besonders die Regionen um Ho-Chi-Minh-Stadt und Hai Phong sind Zielorte für neue Fertigungsstätten. Shein bietet großen chinesischen Zulieferern Anreize, dort Produktionsstätten zu errichten, um weiterhin kostengünstig in die USA exportieren zu können.
Vergleich der Produktionsstandorte
Kriterium | China (Guangzhou) | Vietnam (Ho-Chi-Minh-Stadt, Hai Phong) |
---|---|---|
Produktionsinfrastruktur | Hochentwickelt mit integrierter Lieferkette | Im Aufbau, weniger integriert |
Produktionsgeschwindigkeit | Sehr hoch, schnelle Umsetzung von Designs | Langsamer, geringere Produktivität |
Arbeitskosten | Steigend, aber erfahrene Arbeitskräfte | Günstiger, jedoch weniger erfahrene Arbeitskräfte |
Logistik | Effizient mit direktem Versand weltweit | Im Aufbau, längere Lieferzeiten |
Chinas Regierung reagiert auf Produktionsverlagerung
Die chinesische Regierung zeigt sich besorgt über die Abwanderung von Produktionskapazitäten. Das Handelsministerium hat Unternehmen wie Shein dazu aufgefordert, ihre Lieferketten nicht ins Ausland zu verlagern, um Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stabilität im Inland zu sichern.
Herausforderungen für Sheins Geschäftsmodell
Sheins Erfolg basiert auf der schnellen Produktion kleiner Chargen und der direkten Lieferung an Verbraucher weltweit. Die Verlagerung der Produktion nach Vietnam könnte diese Effizienz beeinträchtigen, da die Infrastruktur dort weniger entwickelt ist und die Produktivität niedriger sein kann. Zudem könnten längere Lieferzeiten und höhere Kosten das Geschäftsmodell unter Druck setzen.
Investitionen in Chinas Industrie
Trotz der Verlagerung investiert Shein weiterhin in China. Geplant sind unter anderem ein neues Logistikzentrum in Guangzhou mit einem Investitionsvolumen von rund 500 Millionen US-Dollar (ca. 466 Millionen Euro). Diese Maßnahmen sollen die verbleibenden Produktionskapazitäten stärken und die Lieferkette stabilisieren.
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