Zollkonflikt: Hongkong Post stoppt ab sofort Warenversand in die USA aufgrund der US-Zölle
Am 16. April 2025 kündigte Hongkong Post die sofortige Einstellung des Warenversands per Seepost in die USA an. Ab dem 27. April wird auch der Luftpostversand von Waren eingestellt. Diese Maßnahme erfolgt als Reaktion auf den Zollkonflikt, die Entscheidung der US-Regierung, die sogenannte „de minimis“-Ausnahme für zollfreie Einfuhren aus Hongkong und China aufzuheben und neue, deutlich höhere Zölle einzuführen. Hongkong Post erklärte, man werde „definitiv keine Zölle im Auftrag der USA“ einziehen und verurteilte die Maßnahmen als „unangemessen und schikanös“.
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Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat beschlossen, ab dem 2. Mai 2025 alle Sendungen aus Hongkong, die Waren enthalten, mit einem Zoll von 120 % oder einer Pauschale von 100 USD (ca. 94 EUR) pro Artikel zu belegen. Ab dem 1. Juni soll dieser Betrag auf 200 USD (ca. 188 EUR) steigen. Diese Maßnahmen betreffen insbesondere günstige Online-Bestellungen über Plattformen wie Shein, Temu oder AliExpress.
Am 4. Februar 2025 hatte der United States Postal Service (USPS) bekannt gegeben, dass er vorübergehend die Annahme von internationalen Paketsendungen aus China und Hongkong bis auf Weiteres aussetzt. Diese Massnahme wurde inzwischen wieder aufgehoben.
Auswirkungen auf E-Commerce-Unternehmen und Plattformen
Große Plattformen: Shein, Temu und Amazon
Besonders hart trifft der Post-Stopp Plattformen wie Shein und Temu, deren Geschäftsmodell auf dem günstigen Direktversand aus China basiert. Shein nutzt in hohem Maße den internationalen Postverkehr über Hongkong und China. Der Wegfall dieser günstigen Versandmöglichkeit zwingt das Unternehmen, auf teurere Kurierdienste umzusteigen – was die Preisvorteile schrumpfen lässt. Auch Temu, das bereits stärker auf Lagerhaltung in den USA setzt, sieht sich mit steigenden Kosten konfrontiert, dürfte aber flexibler reagieren können.

Für Amazon bedeutet der Zollkonflikt große Herausforderungen: Rund die Hälfte der Drittanbieter auf der Plattform stammen aus China – viele davon aus der Region Shenzhen und Hongkong. Diese Verkäufer nutzen häufig den Direktversand in Kleinstmengen. Die neuen Zölle machen dieses Modell unrentabel, viele Anbieter ziehen sich aus dem US-Markt zurück oder erhöhen ihre Preise deutlich.
Kleine Unternehmen und Händler aus Hongkong
Kleinere Händler in Hongkong, die bisher mit geringem Aufwand über Etsy, eBay oder eigene Shops Produkte in die USA versendeten, stehen nun vor existenziellen Problemen. Die alternativen Versandlösungen (DHL, UPS, FedEx) sind teuer, und die neuen Zollregeln erschweren eine wirtschaftliche Abwicklung von Bestellungen. Viele Kunden in den USA schrecken zudem vor unklaren Lieferbedingungen oder zusätzlichen Gebühren zurück.
Logistik und Versand: Herausforderungen und Umstellungen
Der Zollkonflikt und die damit verbundene Einstellung der Postdienste aus Hongkong führt zu einem massiven Umbruch in der Logistik. Pakete müssen nun über alternative Wege – etwa über China oder über Drittstaaten – versendet werden, was Kosten und Versandzeiten in die Höhe treibt. Gleichzeitig müssen Unternehmen zusätzliche Zolldokumente beilegen, elektronische Systeme zur Zollerhebung integrieren und neue Versandprozesse etablieren.
Der Versand über Sammeltransporte und inländische US-Lager rückt stärker in den Fokus. Besonders Plattformen wie Temu profitieren hier von bestehenden Strukturen, während andere Anbieter ihre Prozesse aufwendig anpassen müssen.

Strategiewechsel in den Lieferketten
Viele Unternehmen reagieren mit einer Kombination aus taktischen und langfristigen Maßnahmen:
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- Aufbau von Lagern in den USA: Anbieter wie Shein und Temu investieren in US-Standorte, um Waren in großen Mengen zu verzollen und schneller auszuliefern.
- Verlagerung der Produktion: Um Zölle zu umgehen, verlagern einige Unternehmen die Herstellung nach Vietnam, Mexiko oder Indien.
- Diversifikation der Absatzmärkte: Exportorientierte Unternehmen in China und Hongkong orientieren sich verstärkt Richtung Europa, Asien oder Südamerika.
- Nutzung von Drittlogistik-Anbietern und Zollsoftware: Diese unterstützen bei Zollabwicklung, Bündelung von Sendungen und automatisierter Dokumentation.
Auswirkungen auf Verbraucher
Für Konsumenten in den USA bedeutet die neue Situation vor allem zwei Dinge: höhere Preise und längere Lieferzeiten. Die bisher zollfreien Mini-Bestellungen aus China und Hongkong werden teurer und weniger attraktiv. Manche Anbieter fordern nun bereits beim Checkout eine Zollgebühr, andere rechnen die Mehrkosten in die Produktpreise ein.
Auch das Produktangebot wird sich ändern. Einige Waren werden verschwinden oder seltener verfügbar sein – vor allem, wenn kleinere Händler den US-Markt verlassen. Umgekehrt könnten US-Hersteller und Händler von weniger Konkurrenz profitieren.
Regionale Auswirkungen und Rolle Hongkongs
Für Hongkong als Logistik- und Handelsdrehscheibe ist die Post-Sperre ein herber Rückschlag. Der Wegfall eines zentralen Exportkanals in die USA trifft zahlreiche Post- und Logistikunternehmen sowie kleinere Exporteure. Langfristig könnte Hongkong seine Rolle stärker auf den Handel innerhalb Asiens und auf hochwertige Waren konzentrieren.

In der Region insgesamt wird es zu Umverteilungen kommen: Länder wie Vietnam oder Indonesien könnten von Produktionsverlagerungen profitieren, während China sich vermehrt auf andere Märkte fokussiert. Die zunehmende Fragmentierung globaler Lieferketten schreitet voran.
Zollkonflikt – Weitreichende Folgen für den E-Commerce
Der Zollkonflikt und die damit verbundene Aussetzung der Postdienste aus Hongkong in die USA hat weitreichende Folgen für den E-Commerce, den globalen Handel und die regionale Wirtschaft. Unternehmen sind gezwungen, ihre Logistik- und Marktstrategien grundlegend zu überdenken. Verbraucher müssen sich auf teurere und langsamere Lieferungen einstellen. Hongkong steht dabei symbolisch für eine Zeitenwende im grenzüberschreitenden Handel.
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