TikTok-Übernahme durch Amazon? Gerüchte um Milliarden-Deal
Mehrere renommierte Medien berichten über ein überraschendes Übernahmeangebot von Amazon für TikTok. Laut der New York Times und Bestätigung durch Regierungsquellen hat Amazon in einem Brief an US-Vizepräsident JD Vance und Handelsminister Howard Lutnick ein Gebot für die Video-Plattform abgegeben.
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Dieses Last-Minute-Angebot kommt kurz vor Ablauf einer Frist am 5. April, bis zu der TikTok einen Käufer finden muss – sonst droht in den USA ein Verbot. Amazon lehnte eine Stellungnahme zu den Berichten ab; auch TikTok und Eigentümer ByteDance äußerten sich nicht unmittelbar dazu. Anleger nahmen das Gerücht jedoch wohlwollend auf: Der Aktienkurs von Amazon stieg nach Bekanntwerden des Angebots um rund 2 %.

Politischer Druck erzwingt Verkauf von TikTok
Hintergrund der hektischen Verkaufsverhandlungen sind geopolitische Spannungen und ein US-Gesetz aus dem Jahr 2024, das TikTok zum Verkauf seiner US-Aktivitäten zwingt. Washington betrachtet den chinesischen Eigentümer ByteDance als Sicherheitsrisiko und befürchtet Datenteilung oder Einflussnahme durch die chinesische Regierung. Das Gesetz wurde vom US Supreme Court einstimmig bestätigt und sieht vor, dass die Videoplattform bis spätestens Januar 2025 an einen nicht-chinesischen Eigentümer übergeht.
Diese Frist wurde bis Anfang April verlängert; ohne Verkauf müsste die App in den USA abgeschaltet werden. Die Regierung Trump – im Januar 2025 erneut ins Amt gekommen – gewährte zuletzt einen Aufschub, drängt nun aber auf eine Lösung bis zur Deadline. Präsident Trump selbst willigte ein, TikTok vorerst weiterlaufen zu lassen, ist aber zugleich in Gesprächen mit Beratern über mögliche Käufer und hat signalisiert, dass ein Deal zeitnah erfolgen sollte.
Amazons strategische Motive
Amazon hat gute Gründe, an TikTok interessiert zu sein. Der E-Commerce-Riese bemüht sich seit Jahren, eine eigene Social-Media-Präsenz aufzubauen, um Produkte besser zu vermarkten und jüngere Zielgruppen anzusprechen. 2014 übernahm Amazon die Live-Streaming-Plattform Twitch für fast 1 Milliarde US-Dollar (rund 930 Millionen Euro) und 2013 das Bücher-Netzwerk Goodreads. Zudem testete Amazon erst kürzlich einen eigenen Kurzvideo-Feed namens Inspire, der stark an TikTok erinnerte, stellte diesen Probelauf jedoch Anfang 2025 wieder ein.
Branchenexperten betonen, dass TikToks enorme Nutzerbindung und Trendsetter-Rolle im Social Commerce für Amazon äußerst wertvoll wären. Eine TikTok-Integration könnte Amazons Werbegeschäft und Shopping-Plattform stärken, da die App Kaufimpulse bei einer jungen Nutzerschaft erzeugen kann.
Gerüchte und andere Bieter
Amazon ist nicht der einzige Interessent für TikTok. Bereits im Vorfeld hatten diverse Unternehmen und Investoren Übernahmepläne sondiert. So gilt ein Konsortium unter Führung von Oracle – unterstützt von US-Investoren wie Andreessen Horowitz – als aussichtsreicher Kandidat für eine TikTok-Übernahme. Auch die Investmentfirma Blackstone erwägt gemeinsam mit bestehenden ByteDance-Anteilseignern, frisches Kapital bereitzustellen, um TikToks US-Geschäft zu übernehmen.
Sogar ungewöhnliche Bieter sind im Gespräch: Ein Team um Tim Stokely, den Gründer der Plattform OnlyFans, reichte über das Startup Zoop ein eigenes (mit Kryptowährungen unterlegtes) Angebot ein. In diesem Wettbewerb kam Amazons Interesse sehr spät. Dass der Tech-Gigant nun dennoch seinen Hut in den Ring wirft, wertet die Branche als Zeichen, wie wichtig das lukrative TikTok-Geschäft eingeschätzt wird.
Glaubwürdigkeit und Hürden des Vorhabens
Ob eine Übernahme von TikTok durch Amazon tatsächlich zustande kommt, ist weiterhin ungewiss. Offiziell handelt es sich bislang um unbestätigte Berichte – jedoch stammen diese von seriösen Quellen wie Reuters, New York Times und der Associated Press, was dem Gerücht Gewicht verleiht. Amazon selbst schweigt zu den Meldungen, was in der Regel weder Bestätigung noch Dementi darstellt. Insider berichten allerdings, dass die anderen Verhandlungspartner Amazons Vorstoß nicht allzu ernst nehmen.
Der späte Zeitpunkt und mögliche Hindernisse könnten der Grund sein: Eine derart große Übernahme würde sicherlich die Wettbewerbsbehörden auf den Plan rufen und kartellrechtlich geprüft werden müssen. Zudem hängt ein erfolgreicher Deal von der Zustimmung der chinesischen Regierung ab, da ByteDance in China ansässig ist – Peking hat jedoch bislang nicht klar erkennen lassen, ob es einem Verkauf zustimmt. Diese Unsicherheiten dämpfen die Erfolgschancen des Amazon-Angebots.