Demografische Entwicklung der EU im internationalen Vergleich: Bevölkerungsstruktur, Wachstumsdynamik und Herausforderungen
Eurostat hat die „Key figures on the EU in the world – 2025 edition“ veröffentlicht. Die Zahlen geben einen interessanten Einblick in die demografische Entwicklung der EU.
Inhaltsverzeichnis
Im Jahr 2023 lebten weltweit rund 8,09 Milliarden Menschen – ein Anstieg von etwa 800 Millionen gegenüber 2013. Die Europäische Union (EU) hatte im selben Jahr rund 448 Millionen Einwohner. Das entspricht etwa 5,5 % der Weltbevölkerung. Dieser Anteil ist seit Jahrzehnten rückläufig: 1975 lag er noch bei 9,8 %, 2023 nur noch bei 5,5 %. Prognosen zufolge wird der EU-Anteil bis 2075 auf lediglich 4,2 % sinken.

Die demografische Entwicklung im Vergleich: Indien war 2023 mit 1,44 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Welt, gefolgt von China mit 1,42 Milliarden. Die USA (343 Millionen) und Indonesien (281 Millionen) belegten die nächsten Plätze. Auffällig ist, dass sich fast drei Viertel der Weltbevölkerung (71,1 %) in nur 16 Staaten und der EU konzentrieren – ein leichter Rückgang gegenüber 72,6 % im Jahr 2013.
Besonders dynamisch ist das Bevölkerungswachstum in Afrika. Die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien und Nigeria verzeichneten zwischen 2013 und 2023 ein Wachstum von jeweils über 25 %. Im Gegensatz dazu schrumpfte Japans Bevölkerung um 2,6 %.
Langfristige Prognosen bis 2075
Laut den Vereinten Nationen wird sich das weltweite Bevölkerungswachstum in den kommenden Jahrzehnten verlangsamen, aber dennoch weiter anhalten. Ein globaler Höhepunkt von etwa 10 Milliarden Menschen wird für das Jahr 2061 erwartet, bis 2075 könnte die Zahl auf rund 10,3 Milliarden steigen. Das bedeutet, dass sich die Weltbevölkerung zwischen 1975 und 2075 mehr als verdoppelt.
Im Gegensatz dazu zeigt die demografische Entwicklung der EU einen Rückgang. Der relative Anteil der EU an der Weltbevölkerung soll sich zwischen 1975 (9,8 %) und 2075 (4,2 %) mehr als halbieren. Auch China wird einen signifikanten Rückgang seines Anteils erleben (–13,4 Prozentpunkte), während Indien seinen Anteil bis 2029 noch leicht steigern dürfte, bevor auch dort ein Rückgang einsetzt.
Bevölkerungsdichte und Urbanisierung: Europa deutlich dichter besiedelt
Im Jahr 2023 betrug die Bevölkerungsdichte in der EU durchschnittlich 106 Einwohner pro Quadratkilometer – deutlich mehr als der globale Mittelwert von 62. Weltweit am dichtesten besiedelt sind Stadtstaaten wie Monaco (26.100/km²) oder Macao (22.300/km²), während in extrem dünn besiedelten Gebieten wie Grönland oder den Falklandinseln weniger als eine Person pro Quadratkilometer lebt.
Die demografische Entwicklung zeigt auch, dass die EU auch bei der Urbanisierung über dem globalen Durchschnitt liegt: 75,7 % der Bevölkerung lebt in Städten, während es weltweit nur 57,3 % sind. In Ländern wie Japan, Brasilien, den USA und Mexiko liegt der Urbanisierungsgrad sogar noch höher. Dagegen dominieren in Ländern wie Äthiopien, Indien oder Pakistan weiterhin ländliche Siedlungsformen.

Alterung der Bevölkerung: Europa wird älter – und das schneller als andere Regionen
Der demografische Alterungsprozess ist in der EU weiter fortgeschritten als in vielen anderen Teilen der Welt. 2023 lag das Medianalter der EU-Bevölkerung bei 44,5 Jahren – fast 50 % höher als der weltweite Durchschnitt von 30,4 Jahren. Unter den fünf bevölkerungsreichsten Ländern lag der Medianwert zwischen 20,3 Jahren (Pakistan) und 39,1 Jahren (China).
Während die Bevölkerung in vielen afrikanischen Ländern noch sehr jung ist – etwa im zentralafrikanischen Staat mit einem Medianalter von nur 14,3 Jahren – sind europäische Länder bereits deutlich gealtert. Monaco (54,5 Jahre) und Japan (48,4 Jahre) weisen die höchsten Medianalter auf. In der EU gehört Italien zu den Ländern mit der ältesten Bevölkerung.
Abhängigkeitsquoten: Immer mehr Alte, immer weniger Junge
Die Abhängigkeitsquote gibt das Verhältnis von nicht-erwerbstätigen Altersgruppen zu den potenziell Erwerbstätigen an (15–64 Jahre). Zwei Werte sind hierbei besonders relevant:
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- Jugendabhängigkeitsquote: In der EU lag dieser Wert 2023 bei 23,3 % – deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 38,5 %. Bis 2075 wird lediglich ein leichter Anstieg auf 23,8 % erwartet.
- Altenabhängigkeitsquote: Hier zeigt sich ein anderes Bild. Mit 33,4 % liegt die EU 2023 schon deutlich über dem weltweiten Schnitt von 15,4 %. Bis 2075 soll dieser Wert auf 55,5 % ansteigen. In China wird sogar ein Spitzenwert von 83,8 % erwartet.
Diese Entwicklungen stellen erhebliche Herausforderungen für Renten-, Pflege- und Gesundheitssysteme dar.
Geburten, Sterbefälle und natürliches Wachstum
Die Fertilitätsrate – also die durchschnittliche Anzahl von Kindern pro Frau – lag in der EU 2022 bei 1,46. Das liegt deutlich unter dem zur Bestandserhaltung nötigen Wert von 2,1. Der weltweite Durchschnitt betrug im Jahr 2023 rund 2,25. In Ländern wie Pakistan (3,61) oder vielen afrikanischen Staaten liegt die Rate teils deutlich über 6. In China betrug sie hingegen nur 1,00.
Die demografische Entwicklung zeigt auch bei der Geburtenrate (8,2 pro 1.000 Einwohner in der EU) und der Sterberate (10,8) ein negatives natürliches Wachstum. Der sogenannte „natürliche Saldo“ lag bei –2,6 pro 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: Der globale natürliche Zuwachs lag bei +8,7, in Indien sogar bei +9,5.
Migration als demografischer Ausgleich
Trotz des negativen natürlichen Wachstums verzeichnete die EU 2023 ein positives Bevölkerungswachstum von +3,7 pro 1.000 Einwohner – dank Migration. Weltweit gleicht sich Migration rechnerisch aus, da jeder Auswanderer auch ein Einwanderer in einem anderen Land ist.
Im Jahr 2022 kamen rund 5,1 Millionen Menschen aus Nicht-EU-Staaten in die EU – ein Anstieg, der vor allem durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöst wurde. Ukrainische Staatsangehörige stellten mit 33,1 % die größte Gruppe der Neuzuwanderer, gefolgt von Menschen aus Kolumbien (7,7 %) und Marokko (6,0 %).
Die Gesamtzahl der in der EU lebenden Nicht-EU-Bürger belief sich Anfang 2023 auf 27,4 Millionen – etwa 6,1 % der Bevölkerung. Die größten Gruppen waren Staatsangehörige aus der Ukraine, der Türkei, Marokko und Syrien.
Demografische Kennzahlen im Vergleich: EU vs. weltweit
Indikator | EU | Weltweit |
---|---|---|
Bevölkerung (2023) | 448 Mio. | 8,09 Mrd. |
Bevölkerungsanteil weltweit | 5,5 % | 100 % |
Medianalter (2023) | 44,5 Jahre | 30,4 Jahre |
Fertilitätsrate | 1,46 Kinder je Frau | 2,25 Kinder je Frau |
Jugendabhängigkeitsquote | 23,3 % | 38,5 % |
Altenabhängigkeitsquote (2023) | 33,4 % | 15,4 % |
Altenabhängigkeitsquote (Prognose für 2075) | 55,5 % | 34,2 % |
Natürliche Bevölkerungsentwicklung (2023) | –2,6 je 1.000 Einwohner | +8,7 je 1.000 Einwohner |
Urbanisierungsgrad (2023) | 75,7 % | 57,3 % |
Lebenserwartung (2023) | 81,5 Jahre | 73,2 Jahre |
Demografische Entwicklung – Europa muss umdenken
Die demografische Entwicklung und deren Analyse zeigt, dass die EU im weltweiten Vergleich mit tiefgreifenden demografischen Veränderungen konfrontiert ist: sinkende Geburtenraten, eine alternde Gesellschaft und ein schrumpfender Anteil an der Weltbevölkerung. Gleichzeitig steigt die Bedeutung von Migration als demografischer Ausgleichsfaktor. Für die europäische Politik ergibt sich daraus dringender Handlungsbedarf in Bereichen wie Familienförderung, Zuwanderungsregulierung, Bildungspolitik und Arbeitsmarktintegration um die demografische Entwicklung entsprechend zu formen.
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