So hat sich das Konsumverhalten 5 Jahre nach dem Corona-Lockdown dauerhaft verändert
In den ersten Monaten der Corona-Pandemie war ein wachsendes Umweltbewusstsein deutlich spürbar. Viele Menschen begannen, ihr Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten und ihr Verhalten kritisch zu hinterfragen. Fünf Jahre später zeigen NIQ-Daten jedoch: Nachhaltigkeit ist für viele kein zentrales Thema mehr. Die Bereitschaft, persönliche Einschränkungen für den Klimaschutz in Kauf zu nehmen, ist deutlich gesunken. Während im Jahr 2019 noch 34 Prozent der Befragten dazu bereit waren, waren es 2024 nur noch 24 Prozent. Auch das schlechte Gewissen beim Verzicht auf umweltfreundliches Verhalten ging zurück – von 30 Prozent im Jahr 2019 auf 22 Prozent im Jahr 2024.
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Das Umweltbewusstsein ist nicht verschwunden, es wird jedoch pragmatischer. Nachhaltigkeit wird vor allem dann nachgefragt, wenn der Preis stimmt. Besonders Bio-Produkte sowie vegane und vegetarische Lebensmittel zeigen sich weiterhin stabil in der Nachfrage und wachsen stärker als konventionelle Alternativen. Besonders im Discount-Segment gewinnen beim Konsumverhalten nachhaltige Handelsmarken zunehmend an Bedeutung.
Wertewandel: Zwischen Idealismus und Alltagsrealität
Soziale Werte wie Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein standen während der Pandemie stark im Fokus. Zwar bleiben diese Werte auch heute wichtig, doch der Enthusiasmus hat nachgelassen. Die bewusste Unterstützung lokaler Unternehmen ging leicht zurück – von 31 Prozent im Jahr 2021 auf 29 Prozent im Jahr 2024.
Auch das Gesundheitsbewusstsein war während der Pandemie ausgeprägter. 2020 suchten 29 Prozent aktiv nach gesunden Lebensmitteln, 2019 waren es noch 25 Prozent. 2024 jedoch sank dieser Wert auf 22 Prozent – unter das Vor-Corona-Niveau. Die langfristige Gesundheit verliert an Relevanz, während die Themen Aussehen und Selbstinszenierung zunehmen. Besonders bei jungen Menschen sind Fitness und Ernährung zunehmend mit dem Wunsch nach Attraktivität und Status in sozialen Netzwerken verknüpft. Produkte wie Proteinriegel und Nahrungsergänzungsmittel profitieren von dieser Entwicklung.
Arbeiten und Konsumverhalten im Wandel: Das Erbe des Homeoffice
Das Homeoffice war für viele ein Zwang mit positiven Effekten. Während 2023 noch 16 Prozent der Beschäftigten ausschließlich von zu Hause arbeiteten, waren es 2024 nur noch 13 Prozent. Das hybride Arbeiten bleibt jedoch mit 32 Prozent auf einem stabilen Niveau. Unabhängig vom Arbeitsplatz zeigt sich: Bequemlichkeit ist ein dauerhafter Trend.
Produkte aus dem Home-Convenience-Bereich – wie Tiefkühlgerichte oder Trinkmahlzeiten – bleiben gefragt. Sie bieten einfache Lösungen für den Alltag und haben sich als feste Größe etabliert.
Auch das Online-Shopping konnte seine während der Pandemie erzielten Zugewinne halten. Der Online-Anteil beim Verkauf technischer Gebrauchsgüter stieg von rund 33 Prozent im Jahr 2019 auf 50 Prozent im Jahr 2021 und liegt aktuell bei 48 Prozent. Besonders bei Omnichannel-Händlern haben sich die Online-Umsätze stabilisiert: Ihr Anteil am Gesamtumsatz stieg von 10 Prozent vor der Pandemie auf 19 Prozent im Jahr 2021 und liegt derzeit bei 16 Prozent.
Einkaufsverhalten: Vom Vorratskauf zur Spontaneität
Während der Pandemie kam es zu Hamsterkäufen, vor allem bei Grundnahrungsmitteln wie Nudeln, Mehl und Toilettenpapier. Heute ist die Versorgungslage wieder normal, und das Bedürfnis nach Vorratshaltung hat deutlich nachgelassen.
Während der Pandemie gewannen größere Einkäufe in Supermärkten an Bedeutung, da viele Konsumenten One-Stop-Shopping bevorzugten. Mit dem Ende der Einschränkungen und der nachlassenden Inflation kehrt der Trend jedoch zu häufigeren, kleineren Einkäufen zurück – oft im Discounter.
Von Luxus zu Preisbewusstsein
Die Pandemie hatte auch Einfluss auf größere Anschaffungen. Da Reisen und Freizeitaktivitäten wegfielen, investierten viele in Haushaltsgeräte, Technik oder Unterhaltung für zu Hause. Hochwertige Produkte wie Feinkost und Sekt erfreuten sich großer Beliebtheit. Doch nach dem Ende der Pandemie und angesichts steigender Inflation wurde das Konsumverhalten deutlich vorsichtiger.
Heute spielt der Preis wieder eine größere Rolle. Konsumenten achten verstärkt auf Rabattaktionen und vergleichen Preise – besonders im Technikbereich. Promotions wie der Black Friday sind für viele zur festen Orientierung beim Einkauf geworden. Der Fokus liegt zunehmend auf dem Preis-Leistungs-Verhältnis, gepaart mit dem Wunsch nach Bequemlichkeit und einem gesunden Lebensstil – sofern er sich einfach und günstig umsetzen lässt.
Fünf Jahre danach…
Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown zeigt sich: Viele Verhaltensänderungen sind geblieben – doch meist in pragmatischerer Form. Nachhaltigkeit, Gesundheit und Solidarität bleiben wichtige Themen, haben jedoch an Priorität verloren. Entscheidend für den Konsum ist heute vor allem ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.