Wasserstoff-Lkw bei Hermes Germany: Erste Erkenntnisse nach einem Jahr im Praxistest

Hermes Germany testet seit Februar 2024 einen Wasserstoff-Lkw des Modells Hyundai FC Xcient Fuel Cell. Der 42-Tonner soll Erkenntnisse über die Alltagstauglichkeit und das Einsparpotenzial von CO2-Emissionen liefern. Nach zwölf Monaten im Betrieb zieht das Unternehmen eine erste Bilanz.

Wasserstoff-Lkw bei Hermes Germany: Erste Erkenntnisse nach einem Jahr im PraxistestAI generated picture by ©onlinemarktplatz.de
Wasserstoff-Lkw bei Hermes Germany: Erste Erkenntnisse nach einem Jahr im Praxistest

Testeinsatz und Fahrleistung des Wasserstoff-Lkw

Der Wasserstoff-Lkw hat innerhalb eines Jahres rund 80.000 Kilometer zurückgelegt – das entspricht in etwa zwei Erdumrundungen. Die anfänglichen Tagesstrecken von bis zu 800 Kilometern wurden im Laufe des Testbetriebs reduziert. Der Lkw fährt heute durchschnittlich 200 Kilometer pro Tag und transportiert etwa 2.000 Sendungen. Hauptsächlich wird die Strecke zwischen dem Logistik-Center Friedewald und dem Depot Kassel bedient.

Anpassung der Route aufgrund von Tankstellenverfügbarkeit

Ursprünglich sollte das Fahrzeug für längere Strecken und den Mehrschichtbetrieb genutzt werden. In der Praxis hat sich jedoch die begrenzte Verfügbarkeit von Wasserstofftankstellen als Herausforderung erwiesen. Die Tankstelle in Lohfelden bei Kassel, die zum H2 MOBILITY-Netz gehört, ist derzeit die einzige verlässliche Versorgungsquelle. Dies beeinflusst die Routenplanung erheblich und schränkt die Einsatzmöglichkeiten des Lkw ein.

CO2-Einsparpotenzial und Herausforderungen im Alltag

Der Wasserstoffantrieb bietet grundsätzlich Potenzial zur Emissionsreduktion. Gleichzeitig gibt es einige Herausforderungen: Neben der eingeschränkten Tankinfrastruktur erfordert der Einsatz eines Wasserstoff-Lkw speziell geschultes Personal. Vorteile des Fahrzeugs sind die hohe Reichweite von rund 400 Kilometern und die schnelle Betankung innerhalb von 15 Minuten. Im Vergleich dazu haben batterieelektrische Lkw eine fortschrittlichere Ladeinfrastruktur, wobei auch hier weitere Entwicklungen nötig sind.

Wasserstoff-Lkw bei Hermes Germany: Erste Erkenntnisse nach einem Jahr im PraxistestFoto: Hermes Germany / Willing-Holtz
Wasserstoff-Lkw bei Hermes Germany: Erste Erkenntnisse nach einem Jahr im Praxistest

Fahrermeinungen und technische Verbesserungswünsche

Die Fahrer loben vor allem das starke Drehmoment und das ruhige Fahrverhalten des Wasserstoff-Lkw. Technische Verbesserungsmöglichkeiten bestehen beim Fahrwerk und der Ausstattung, beispielsweise durch eine zusätzliche Standheizung. Auch der Wechselbrückenaufsatz ist durch die Fahrzeugbreite anspruchsvoller als bei herkömmlichen Lkw.

Infrastruktur als Schlüssel für den Erfolg von Wasserstoff-Lkw

Die eingeschränkte Tankstelleninfrastruktur ist derzeit eines der größten Hindernisse für eine flächendeckende Nutzung von Wasserstoff im Schwerlastverkehr. Bei einer Störung oder einem Ausfall kann nicht einfach auf eine alternative Tankstelle ausgewichen werden. Eine bessere Netzabdeckung würde die Einsatzmöglichkeiten erheblich verbessern. Zusätzlich sind technische Weiterentwicklungen nötig, etwa eine höhere Reichweite und optimierte Wasserstoff-Verdichter für schnellere Betankungsprozesse.

Technologieoffener Ansatz bei Hermes Germany

Hermes Germany setzt bewusst auf verschiedene alternative Antriebstechnologien, um die besten Lösungen für die Logistikbranche zu identifizieren. Während sich der batterieelektrische Antrieb bereits auf der Letzten Meile bewährt hat, zeigen sich sowohl bei Wasserstoff- als auch bei Elektro-Lkw noch Herausforderungen auf Langstrecken.

Wasserstoff oder Batterie – welche Antriebsform setzt sich durch?

Batterieelektrische Lkw weisen eine höhere Energieeffizienz auf, da sie die Energie direkt für den Antrieb nutzen und keine Umwandlungsverluste wie Wasserstofffahrzeuge haben. Zudem bieten sie mehr Laderaum. Neue Modelle erreichen mittlerweile Reichweiten, die mit Wasserstoff-Lkw vergleichbar sind. Dennoch bleibt die Ladeinfrastruktur eine Herausforderung. Die Frage, welche Technologie sich durchsetzen wird, hängt von zukünftigen Entwicklungen ab.

Zukunftsperspektiven für alternative Antriebe im Schwerlastverkehr

Die zukünftige Verbreitung umweltfreundlicher Antriebe hängt von politischen Maßnahmen, technologischem Fortschritt und der Bereitschaft der Unternehmen ab, diese Technologien zu testen und weiterzuentwickeln. Die nächsten drei Jahre des Testbetriebs werden weitere Erkenntnisse liefern, ob Wasserstoff eine dauerhafte Alternative im Schwerlastverkehr sein kann.

Frank