Deutsche Wirtschaft: Politischer Stillstand bremst Wachstum der deutschen Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer anhaltenden Stagnation. Nach aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sank das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit schrumpfte die Wirtschaftsleistung bereits im zweiten Jahr in Folge. Strukturelle und konjunkturelle Herausforderungen verhindern eine nachhaltige Erholung und belasten den Standort Deutschland zunehmend.
Inhaltsverzeichnis

Deutsche Wirtschaft: Schwaches Wachstum seit 2019
Seit dem Jahr 2019 stagniert die deutsche Wirtschaft nahezu. Bereits vor der Covid-19-Pandemie zeichnete sich ein schwaches Wachstum ab. Nach den wirtschaftlichen Verwerfungen der vergangenen Jahre wurden die Herausforderungen durch Digitalisierung, Dekarbonisierung, den demografischen Wandel und die Deglobalisierung noch weiter verschärft. Diese Megatrends treffen Deutschland besonders hart. Das ifo Institut beschreibt die aktuelle Phase als die längste Stagnationsperiode der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt

Timo Wollmershäuser, Konjunkturchef des ifo Instituts, warnt davor, dass ohne klare wirtschaftspolitische Reformen die Probleme der deutschen Wirtschaft nicht bewältigt werden können. Der Standort Deutschland drohe weiter an Attraktivität zu verlieren, während andere Länder aufholen.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts

Belastungen für Unternehmen am Standort Deutschland
Hohe Steuern, umfangreiche bürokratische Anforderungen und steigende Energiekosten machen deutschen Unternehmen zunehmend zu schaffen. Gleichzeitig kommt der Ausbau der Infrastruktur in den Bereichen Digitalisierung, Energie und Verkehr nur schleppend voran. Hinzu kommt der ausgeprägte Fachkräftemangel, der zahlreiche Branchen belastet.
Die deutsche Industrie hat in den vergangenen Jahren spürbar an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Das zeigt sich unter anderem an der rückläufigen Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe, die 2024 um 3,0 Prozent sank. Besonders stark betroffen sind energieintensive Branchen wie die Chemie- und Metallindustrie sowie Schlüsselindustrien wie der Maschinenbau und die Automobilindustrie.
Dienstleistungssektor stabilisiert die deutsche Wirtschaft
Während die Industrie schwächelt, zeigt sich der Dienstleistungssektor als stabilisierender Faktor. Die Bruttowertschöpfung in diesem Bereich stieg im Jahr 2024 um 0,8 Prozent. Besonders die Bereiche Information und Kommunikation (+2,5 Prozent) sowie öffentliche Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheitswesen (+1,6 Prozent) trugen zum Wachstum bei.
Allerdings verlief die Entwicklung innerhalb der Dienstleistungsbranche uneinheitlich. Während der Einzelhandel und Verkehrsdienstleistungen leichte Zuwächse verzeichneten, stagnierte der Großhandel, und die Gastronomie verzeichnete einen deutlichen Rückgang von 4,4 Prozent.
Rückgang bei Investitionen setzt sich fort
Die Investitionstätigkeit blieb 2024 deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Bruttoanlageinvestitionen sanken um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders der Wohnungsbau verzeichnete erneut einen Rückgang. Hier fielen die Investitionen bereits das vierte Jahr in Folge. Insgesamt gingen die Bauinvestitionen um 3,5 Prozent zurück.
Noch stärker betroffen waren die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge, die 2024 preisbereinigt um 5,5 Prozent sanken. Die hohen Baukosten sowie das weiterhin erhöhte Zinsniveau erschweren Investitionen zusätzlich.
Außenhandel unter Druck
Auch der Außenhandel war 2024 von der schwierigen wirtschaftlichen Lage betroffen. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen sanken um 0,8 Prozent, insbesondere durch geringere Ausfuhren von Maschinen, Kraftfahrzeugen und elektrischen Ausrüstungen. Die Importe stiegen dagegen leicht um 0,2 Prozent, vor allem aufgrund stärkerer Dienstleistungseinfuhren.
Höchststand bei Erwerbstätigkeit trotz schwacher Konjunktur
Trotz des schwachen Bruttoinlandsprodukts, der schwachen konjunkturellen Entwicklung, erreichte die Erwerbstätigkeit 2024 einen neuen Höchststand. Mit durchschnittlich 46,1 Millionen Erwerbstätigen waren 72.000 Personen mehr beschäftigt als im Vorjahr. Allerdings verlor der Anstieg an Dynamik und stagnierte gegen Jahresende.
Neue Arbeitsplätze entstanden vor allem im Dienstleistungsbereich, während die Beschäftigung im produzierenden Gewerbe und Baugewerbe zurückging.
Staatliches Defizit bleibt stabil
Die staatlichen Haushalte verzeichneten 2024 ein Finanzierungsdefizit von 113 Milliarden Euro, was einer Defizitquote von 2,6 Prozent entspricht. Diese blieb damit auf dem Niveau des Vorjahres und unter der europäischen Stabilitätsgrenze von 3 Prozent. Besonders die höheren Ausgaben für soziale Sachleistungen sowie Renten und Pensionen belasteten die Haushalte.
Eine Entlastung brachte hingegen das Ende der Maßnahmen zur Abmilderung der Energiekrise, wie die Gas- und Strompreisbremse, zum Jahreswechsel 2023/2024.
HDE lobt Vorschläge der Agenda 2030 zur Stärkung der deutschen Wirtschaft
Die CDU hat mit ihrer „Agenda 2030“ eine umfangreiche Strategie vorgestellt, die die deutsche Wirtschaft und damit den den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken soll. Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht in den präsentierten Maßnahmen vielversprechende Ansätze, um den Herausforderungen der deutschen Wirtschaft zu begegnen. Besonders in den Bereichen Arbeitsmarkt, Steuerpolitik, Energieversorgung und Infrastruktur seien wichtige Weichenstellungen enthalten.
Klare Prioritäten in der Arbeits- und Sozialpolitik
Ein zentraler Punkt der Agenda ist das Bekenntnis zur Deckelung der Sozialversicherungsbeiträge auf maximal 40 Prozent. Der HDE betont, dass diese Maßnahme entscheidend sei, um Deutschland als attraktiven Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte zu positionieren. Ebenso wird die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung hervorgehoben, was langfristig zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses beitrage. Kritisch sieht der HDE hingegen den Vorschlag einer steuerfreien Zusatzverdienstgrenze für Rentner bis 2.000 Euro monatlich. Stattdessen spricht sich der Verband für die Abschaffung von Frühverrentungsanreizen wie der Rente mit 63 aus.
Beschleunigung von Genehmigungsverfahren
Im Bereich der Infrastruktur setzt die CDU auf eine schnellere Umsetzung von Projekten. Dazu gehören Maßnahmen zur besseren Planung und Finanzierung von Autobahnen, Brücken sowie Schienenwegen. Der HDE bewertet dies positiv, fordert jedoch ergänzende Schritte wie Sonderabschreibungen für innerstädtische Investitionen, um Stadtzentren zu revitalisieren.
Maßnahmen gegen hohe Energiepreise
Die hohen Energiepreise sind eine der größten Belastungen für Unternehmen. Die CDU plant, die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken und Netzentgelte zu reduzieren. Der HDE begrüßt diese Vorschläge als richtige Schritte, warnt jedoch davor, E-Mobilität isoliert zu betrachten, und fordert ganzheitliche Konzepte zur Energieinfrastruktur.
Steuerreformen zur Entlastung der Wirtschaft
Im Bereich der Steuerpolitik sieht die Agenda 2030 Anreize zur Förderung von Arbeit und Investitionen vor. Geplante Maßnahmen umfassen die Abflachung des Einkommensteuertarifs, die Erhöhung des Grundfreibetrags sowie eine Anpassung der Einkommensgrenze für den Spitzensteuersatz. Eine Senkung der Körperschaftsteuer auf zehn Prozent und die Begrenzung der Belastung einbehaltener Gewinne auf 25 Prozent sollen zudem die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen stärken.
China glänzt mit stabilem Wachstum
China hat im Jahr 2024 ein Wirtschaftswachstum von fünf Prozent erreicht und damit die Regierungsziele erfüllt. Besonders im vierten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,4 Prozent zu. Diese Entwicklung zeigt die Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft trotz globaler Unsicherheiten und sich abkühlender Exporte.
Der starke Konsum und gezielte staatliche Investitionen trugen wesentlich zum Wachstum bei. Analysten, darunter Experten der Deutschen Bank, sehen diese Dynamik als wichtigen Stabilisierungsfaktor für die globale Wirtschaft.
Gedämpfte Dynamik in den USA
Die USA haben im Jahr 2024 ein gemischtes wirtschaftliches Bild gezeigt. Obwohl das Wachstum insgesamt positiv war, blieben die Zahlen hinter den Erwartungen zurück. Im vierten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt der USA um etwa 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies markiert eine Abkühlung im Vergleich zu den Vorquartalen, die stärker von Verbraucherausgaben und Investitionen getragen wurden.
Reformen für die deutsche Wirtschaft dringend erforderlich
China, die USA und Deutschland zeigen 2024 ein deutlich unterschiedliches wirtschaftliches Bild: Während China mit einem Wachstum von 5 Prozent seine Regierungsziele erreichte und durch starken Konsum sowie staatliche Investitionen glänzte, verzeichneten die USA mit 2,1 Prozent im vierten Quartal eine Wachstumsverlangsamung, bedingt durch hohe Zinsen und sinkende Konsumausgaben. Deutschland hingegen bleibt mit einem mageren Jahreswachstum von 0,6 Prozent deutlich hinter den Erwartungen zurück, belastet durch hohe Energiepreise, schwächelnde Exporte und eine nachlassende Industrieproduktion.
Auch zum Jahresbeginn 2025 zeichnen aktuelle Daten ein düsteres Bild für die deutsche Wirtschaft. Laut dem HDE-Konsumbarometer und dem Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex verschlechtern sich sowohl die Verbraucherstimmung als auch das Geschäftsklima deutlich.
Die deutsche Wirtschaft und deren Entwicklung bleibt von anhaltenden Herausforderungen geprägt. Ohne zügige und zielgerichtete Reformen droht der Wirtschaftsstandort Deutschland weiter an Attraktivität zu verlieren. Investitionen und Beschäftigung könnten durch verbesserte Rahmenbedingungen gestärkt werden, wodurch auch der notwendige Strukturwandel vorangetrieben werden könnte. Langfristig ist dies entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich zu sichern.