US-Gericht gibt Klage von Zulily gegen Amazon wegen Wettbewerbsverstößen teilweise statt

Amazon sieht sich in den USA mit schweren Vorwürfen konfrontiert, die das Geschäftsmodell des E-Commerce-Riesen betreffen. Zulily, ein mittlerweile liqudiertes Unternehmen, hat eine Klage eingereicht, in der Amazon beschuldigt wird, den Wettbewerb im Onlinehandel durch gezielte Maßnahmen zu behindern. Das Gericht in Seattle entschied am 31. Dezember 2024, dass wesentliche Punkte der Klage weiterverfolgt werden dürfen. Der Fall könnte weitreichende Folgen für die E-Commerce-Branche und die Regulierung großer Plattformen haben.

US-Gericht gibt Klage von Zulily gegen Amazon wegen Wettbewerbsverstößen teilweise statt
US-Gericht gibt Klage von Zulily gegen Amazon wegen Wettbewerbsverstößen teilweise statt. AI generated picture by ©onlinemarktplatz.de

Der Kern der Vorwürfe

Zulily wirft Amazon vor, den Wettbewerb im Onlinehandel durch systematische „Anti-Rabatt-Politiken“ zu unterdrücken. Diese Richtlinien sollen verhindert haben, dass Händler ihre Produkte auf anderen Plattformen günstiger anbieten als auf Amazon. Zulily argumentiert, dass Amazon mit Verträgen und anderen Maßnahmen Drittanbieter dazu zwang, diese Regelungen einzuhalten, was zu einer künstlichen Preisstabilität auf hohem Niveau geführt habe. Zudem habe Amazon angeblich Algorithmen eingesetzt, um Konkurrenten zu schwächen und deren Preissetzungen zu kontrollieren.

Nach Ansicht von Zulily hat diese Strategie nicht nur dem eigenen Geschäft geschadet, sondern auch Verbrauchern geschadet, die durch die Einschränkung des Wettbewerbs höhere Preise zahlen mussten. Die Klage sieht diese Praktiken als Verstoß gegen das US-amerikanische Kartellrecht und fordert entsprechende Maßnahmen.

Gerichtliche Entscheidung und Amazons Verteidigung

Das Gericht unter Richter John Chun ließ zentrale Punkte der Klage zu. Dazu gehören die Vorwürfe, dass Amazon mit seinen Praktiken den Wettbewerb auf dem Markt für Online-Superstores erheblich eingeschränkt habe. Gleichzeitig wies das Gericht einige Aspekte der Klage ab, darunter die Behauptung, dass es zu Preisabsprachen zwischen Amazon und Drittanbietern gekommen sei. Auch ein angeblicher Verstoß gegen ein Verbraucherschutzgesetz des Bundesstaates Washington wurde nicht weiter verfolgt.

Amazon bestritt die Vorwürfe vehement. Das Unternehmen verteidigte seine Preispolitik als übliches und legales Mittel des Wettbewerbs, das den Verbrauchern zugutekomme. Amazon stellte außerdem infrage, ob Zulily überhaupt als direkter Mitbewerber im Bereich der Online-Superstores betrachtet werden könne. Darüber hinaus argumentierte das Unternehmen, dass Zulily keine rechtliche Grundlage habe, um die Klage einzureichen.

Geschäftsmodell von Zulily

Zulily ist ein US-amerikanisches E-Commerce-Unternehmen, das sich ursprünglich auf den Verkauf von Kleidung, Accessoires und Haushaltswaren zu reduzierten Preisen spezialisiert hat. Das Geschäftsmodell von Zulily basierte auf zeitlich begrenzten Verkaufsaktionen, auch bekannt als „Flash Sales“, bei denen Produkte nur für kurze Zeit zu attraktiven Preisen angeboten wurden. Zielgruppe waren vor allem Mütter und Familien, die auf der Suche nach erschwinglichen, aber stilvollen Produkten waren.

  • Gründung: Zulily wurde 2010 in Seattle, Washington, von Darrell Cavens und Mark Vadon gegründet, die zuvor auch an der Entwicklung von Blue Nile, einem Online-Schmuckhändler, beteiligt waren.
  • Übernahme: 2015 wurde das Unternehmen für etwa 2,4 Milliarden US-Dollar von Qurate Retail Group, der Muttergesellschaft von Marken wie QVC und HSN, übernommen.
  • Schließung: Ende 2023 wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt und eine Vermögensliquidation eingeleitet. Die Markenrechte wurden verkauft.

Zulily unterschied sich von traditionellen Online-Händlern durch sein Fokus auf exklusive Verkaufsaktionen. Kunden mussten sich registrieren, um Zugang zu den Angeboten zu erhalten. Produkte wurden oft erst nach der Bestellung beim Hersteller bestellt, was längere Lieferzeiten mit sich brachte, dem Unternehmen aber half, Lagerkosten zu minimieren.

Zulily galt als innovativer Akteur im Onlinehandel, der auf personalisierte Einkaufserlebnisse setzte. Die zunehmende Dominanz großer Plattformen wie Amazon stellte jedoch eine Herausforderung dar, da Zulily Schwierigkeiten hatte, mit deren Preis- und Lieferbedingungen zu konkurrieren.

Der Rechtsstreit mit Amazon spiegelt diese Herausforderungen wider und zeigt, wie kleinere Unternehmen im E-Commerce-Markt mit der Marktmacht großer Konkurrenten zu kämpfen haben.

Auswirkungen auf Zulily und die Marktstruktur

Das Unternehmen hat nach Einreichung der Klage im Dezember 2023 seinen Geschäftsbetrieb eingestellt und eine Vermögensliquidation eingeleitet. Markenrechte und andere Vermögenswerte wurden verkauft. Das Unternehmen macht Amazon für seinen Niedergang mitverantwortlich. Die Preispolitik Amazons habe Zulilys Geschäftsmodell nachhaltig geschädigt und das Unternehmen daran gehindert, sich als ernstzunehmender Konkurrent im Markt zu etablieren.

Die Vorwürfe werfen ein Schlaglicht auf die Marktstrukturen im E-Commerce. Amazon dominiert sowohl den Bereich der Online-Superstores als auch den Markt für Dienstleistungen wie die Abwicklung von Verkäufen für Drittanbieter. Kritiker argumentieren, dass diese Machtposition es Amazon ermögliche, Konkurrenten aus dem Markt zu drängen und die Auswahlmöglichkeiten für Verbraucher einzuschränken.

Ein Fall mit potenziellen Konsequenzen

Die Entscheidung des Gerichts, wesentliche Punkte der Klage weiterzuführen, könnte weitreichende Folgen für die Branche haben. Sollte das Unternehmen mit seinen Vorwürfen Erfolg haben, könnten neue Regulierungen und Einschränkungen für Amazon und andere große Plattformen folgen. Richter Chun gab Zulily eine Frist bis zum 31. Januar 2025, um eine überarbeitete Klageschrift einzureichen. Der Fall wird unter der Aktennummer 2:23-cv-01900-JHC vor dem US-Bezirksgericht für den westlichen Distrikt von Washington weiterverhandelt.

Der Rechtsstreit zwischen wirft Fragen über die Grenzen des Wettbewerbs im Onlinehandel auf. Während Amazon seine Praktiken als wettbewerbsfördernd darstellt, sieht Zulily darin eine gezielte Strategie, um kleinere Anbieter aus dem Markt zu drängen.

Frank