Globale Vernetzung laut DHL Global Connectedness Tracker 2024 auf Rekordniveau

Die Welt steht vor vielfältigen Herausforderungen – von geopolitischen Spannungen bis hin zu wirtschaftlicher Unsicherheit. Doch laut dem aktuellen DHL Global Connectedness Tracker 2024 bleibt die globale Vernetzung widerstandsfähig und erreicht ein Rekordniveau. Dieser Bericht beleuchtet die Entwicklungen in den Bereichen Handel, Kapital, Information und Mobilität und zeigt, wie sich internationale Ströme trotz erschwerter Rahmenbedingungen behaupten.

DHL Global Connectedness Tracker: Globale Vernetzung auf Rekordniveau
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Globale Vernetzung auf Rekordniveau

Die internationale Vernetzung, gemessen am DHL Global Connectedness Index, blieb 2024 auf einem historischen Höchststand von 25 %. Diese Kennzahl stellt das Verhältnis von internationalen zu inländischen Aktivitäten dar. Obwohl dies weit von einer vollständig globalisierten Welt (Indexwert 100 %) entfernt ist, zeigt die Konstanz auf hohem Niveau, wie robust grenzüberschreitende Aktivitäten gegenüber äußeren Einflüssen sind.

Information und Kapital als Treiber

Informationstechnologie und digitale Kommunikation haben die globale Vernetzung erheblich vorangetrieben. Insbesondere Informationsflüsse verzeichnen ein kontinuierliches Wachstum und gelten als am stärksten globalisierter Bereich. Kapitalströme, einschließlich Direktinvestitionen und grenzüberschreitender Fusionen, zeigen ebenfalls Stabilität. Beispielsweise erreichten angekündigte Greenfield-Investitionen 2022 und 2023 ihren höchsten Anteil am globalen BIP seit über einem Jahrzehnt.

Handel als Säule der Weltwirtschaft

Der globale Handel bleibt ein zentraler Faktor für das Wirtschaftswachstum. Im Jahr 2023 machten international gehandelte Waren und Dienstleistungen 21 % des weltweiten BIP aus – nur knapp unter dem Rekordwert von 22 %. Besonders bemerkenswert ist, dass die durchschnittliche Distanz, die Warenströme zurücklegen, mit 4.970 Kilometern einen neuen Höchststand erreichte. Dies zeigt, dass der Handel trotz lokaler Produktionstrends und geopolitischer Spannungen zunehmend globaler wird.

Abnehmende Handelsverbindungen zwischen den USA und China

Die Beziehungen zwischen den USA und China, den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, haben sich seit 2016 spürbar verändert. Der Anteil des Handels zwischen beiden Ländern am weltweiten Warenhandel sank von 3,5 % im Jahr 2016 auf 2,6 % im Jahr 2024. Trotz dieses Rückgangs bleibt der Handel zwischen den USA und China ein wichtiger Bestandteil der globalen Wirtschaft. Gleichzeitig stiegen die Handelsanteile anderer Schwellenländer wie Indien, Mexiko und Vietnam, was auf eine zunehmende Diversifikation hinweist.

Geopolitische Spannungen und ihre Auswirkungen

Geopolitische Konflikte beeinflussen die internationalen Flüsse unterschiedlich stark. Während die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China moderat abgenommen haben, führte der Konflikt zwischen Russland und der Europäischen Union zu weitaus drastischeren Veränderungen. Der Anteil der EU-Handelsströme mit Russland sank seit 2021 um 78 %, während Russlands Anteil an den EU-Flüssen um 56 % zurückging. Dennoch zeigt der Bericht, dass die Weltwirtschaft nicht in starre geopolitische Blöcke zerfällt, sondern viele Länder ihre Rolle als „verbindende Ökonomien“ zwischen rivalisierenden Mächten ausbauen.

Regionalisierung: Ein Mythos?

Entgegen der Annahme, dass Regionalisierung die globale Vernetzung verdrängt, zeigen die Daten eine andere Entwicklung. Der Anteil des Handels innerhalb geografischer Regionen sank auf 51 %, den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 2001. Parallel dazu wuchs die durchschnittliche Distanz, über die internationale Flüsse stattfinden. Dies verdeutlicht, dass Unternehmen und Länder weiterhin auf globale Partnerschaften setzen, statt sich stärker auf nahegelegene Märkte zu beschränken.

Diversifikation internationaler Ströme

Die Diversifikation internationaler Flüsse ist ein wichtiger Ansatz, um Risiken zu minimieren. Länder und Unternehmen versuchen, ihre Abhängigkeit von wenigen Partnern zu reduzieren. Während der Handel mit Partnern außerhalb der fünf wichtigsten Ziel- und Herkunftsländer zugenommen hat, bleiben internationale Flüsse insgesamt relativ konzentriert. Etwa 51 % der Handelsströme und 62 % der Kapitalströme konzentrieren sich auf nur fünf Länder pro Partner.

Besonders auffällig ist die begrenzte Diversifikation von Informationsströmen. Der Anteil der Zahlungen für geistiges Eigentum konzentriert sich zunehmend auf wenige Länder, was die Abhängigkeit von Schlüsselakteuren wie den USA oder China verstärkt.

Chancen und Herausforderungen für Politik und Wirtschaft

Die Stabilität internationaler Flüsse bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen:

  • Für die Politik: Die anhaltende Vernetzung schafft Anreize zur Zusammenarbeit, um die Vorteile der Globalisierung auszubauen. Gleichzeitig sollten Regierungen Maßnahmen entwickeln, um Bedenken der Bevölkerung gegenüber Globalisierung zu adressieren und Risiken wie geopolitische Spannungen zu minimieren.
  • Für Unternehmen: Globale Lieferketten bleiben ein Wettbewerbsvorteil, jedoch erfordert die steigende Unsicherheit umfassende Risikoanalysen. Strategien wie Reshoring, Nearshoring oder Friendshoring müssen genau abgewogen werden, um langfristig erfolgreich zu sein.

Globalisierung als unverzichtbare Realität

Der DHL Global Connectedness Tracker 2024 zeigt, dass die globale Vernetzung weiterhin ein stabiler und zentraler Bestandteil der Weltwirtschaft bleibt. Trotz geopolitischer Spannungen und disruptiver Ereignisse wie der Covid-19-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg hat sich die globale Vernetzung als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen.

Die globale Vernetzung ist zu groß, um sie zu ignorieren – sie bietet weiterhin enorme Vorteile, während ihre Komplexität eine sorgfältige Navigation erfordert. Regierungen und Unternehmen sollten diese Stabilität nutzen, um Strategien für eine nachhaltige und widerstandsfähige Zukunft zu entwickeln.

Frank