Innenstadtrelevante Sortimente wachsen online um rund neun Prozent
IFH KÖLN und BBE Handelsberatung analysieren Entwicklung der innenstadtrelevanten Sortimente online und offline. Marktvolumen der Sortimentsbereiche steigt seit 2021 wieder. Aber: Zuwächse fallen vor allem auf Onlinehandel. Umsätze der stationären Geschäfte zwar nach Coronatief 2021 leicht erholt – dennoch unter 2019. Fazit: Zahl der innerstädtischen Unternehmungen kontinuierlich rückläufig.
Innenstadtrelevante Sortimente wachsen online
Ob Galeria, Esprit oder Görtz: Der innerstädtische Handel ist in der Krise. Das gilt seit den pandemiebedingten Schließungen 2020 und 2021 mehr als je zuvor. In welchem Maße die klassischen Innenstadtsortimente betroffen sind und welche Folgen das für die Entwicklung der Fachhandelsbranchen in den stationären Geschäften sowie online hat, analysieren IFH KÖLN und die BBE Handelsberatung im neuen Branchenbericht „Innenstadtsortimente 2024“.
Dabei haben die Handelsexpert:innen die sieben innenstadtrelevanten Sortimentsbereiche [1] untersucht und kommen unter anderem zu folgendem Ergebnis: Mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020 konnte das Marktvolumen der innenstadtrelevanten Sortimente insgesamt wachsen und lag 2023 bei 214 Milliarden Euro. Diese Entwicklung hat nicht für alle Vertriebswege positive Folgen: Während der Internethandel (Umsätze Internet Pure Player, Versender, Hersteller sowie Onlineumsätze des stationären Handels) zwischen 2019 und 2023 um rund neun Prozent (CAGR 8,6 %) wachsen konnte, gingen die Umsätze des rein stationären Handels um zwei Prozent zurück.
„Viele der Einkäufe, für die Kund:innen früher in die Stadt gefahren sind, werden heute online erledigt. Dass der stationäre Handel durch diese Kanalverschiebungen zunehmend Probleme bekommt, ist kein Geheimnis. Wir Handelsforscher:innen dürfen aber nicht aufhören, darauf aufmerksam zu machen und genau hinzuschauen. Denn mit immer mehr innerstädtischen Schließungen verändern sich unsere Städte und unser Zusammenleben und -kommen durch den Handel“, so Lukas Reischmann, Senior Consultant Strategie bei der BBE Handelsberatung.
Sinkende Frequenzen, zunehmende Schließungen
Weniger Umsätze, weil weniger Kundschaft? Die vorpandemischen Passantenfrequenzen sind in den meisten Innenstädten nicht wieder erreicht worden. So verzeichnen laut den Frequenzmessungen von hystreet auch 2024 die Top-Lagen noch Einbußen, beispielsweise minus 4,2 Prozent (Köln, Schildergasse) bzw. minus 6,8 Prozent (München, Neuhauser Straße) im Vergleich zu 2019 (jeweils erste acht Monate der Jahre).
Eine noch drastischere Abwärtstendenz zeigt sich bei der Anzahl der innenstadtrelevanten Unternehmungen: Von 130.000 Filialisten und kleinbetrieblichen Einzelhandelsunternehmungen (exklusive Outlet-Formate) der analysierten sieben Innenstadtsortimente im Jahr 2010, sind 2023 noch rund 89.300 verblieben. Die Schließungen betreffen vor allem die klassische Innenstadtbranche Fashion: Seit 2010 hat fast jedes zweite (45 %) Modeunternehmen im stationären Handel geschlossen.
„Wenn der Abwärtstrend in den Innenstädten umgekehrt werden soll, müssen Handel, Politik und Wirtschaft eng zusammenarbeiten. Denn es ist ein Teufelskreis: Weniger Geschäfte locken weniger Menschen in die Stadt und weniger Menschen führen wiederrum zu weniger Umsatz in den Läden und weiteren Schließungen. Multifunktionale Innenstädte zeigen heute bereits, dass sie attraktiv und einladend sind. Wir brauchen Orte zum Verweilen, zum Face-to-Face-Austausch“, plädiert Dr. Susanne Eichholz-Klein, Mitglied der Geschäftsleitung am IFH KÖLN.
[1] Fashion, CE/Elektro, Freizeit, Drogeriewaren, Wohnaccessoires, Uhren/Schmuck, Papier-/ Büro-/Schreibwaren.
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