Gefälschte Waren: Die verborgenen Gefahren hinter dem lukrativen Geschäft
Gefälschte Waren sind ein wachsendes Problem in der EU, das nicht nur wirtschaftliche Schäden verursacht, sondern auch die Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher gefährdet. Eine neue Untersuchung von Europol und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) zeigt das Ausmaß dieser Problematik und die Verstrickungen krimineller Netzwerke.
Inhaltsverzeichnis
Umfang und Wert gefälschter Waren in der EU
Laut dem Bericht „Uncovering the Ecosystem of Intellectual Property Crime: A Focus on Enablers“ wurden im Jahr 2022 in der Europäischen Union rund 86 Millionen gefälschte Artikel beschlagnahmt. Diese hatten einen geschätzten Gesamtwert von mehr als 2 Milliarden Euro. Die Zahlen verdeutlichen die enorme Dimension des Problems, das sich weit über gefälschte Luxusartikel hinaus erstreckt.
Die IP-Kriminalität (Intellectual Property Crime) stellt eine anhaltende Bedrohung für die Europäische Union dar.
Was ist IP-Kriminalität?
Unter IP-Kriminalität versteht man die Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums, darunter Markenrechte, Urheberrechte, Patente und geografische Herkunftsbezeichnungen. Ein weit verbreitetes Beispiel ist die Fälschung, bei der Waren illegal mit Markenzeichen versehen und verkauft werden. Ein weiteres Beispiel ist die Piraterie, also die unautorisierte Reproduktion und Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Inhalten.
Die Mechanismen der IP-Kriminalität
Der Prozess der IP-Kriminalität besteht aus mehreren Schritten, angefangen bei der Verletzung der Rechte des geistigen Eigentums bis hin zur Vermarktung und dem Verkauf der illegal hergestellten Produkte. Gefälschte Produkte werden häufig in großen Mengen aus Ländern wie China oder der Türkei in die EU importiert, wo sie weitervertrieben werden.
Ein Fallbeispiel ist der Handel mit gefälschtem Olivenöl, bei dem minderwertige Öle mit minderwertigen Produkten vermischt und als hochwertige Produkte verkauft wurden. Allein dieser Fall führte zur Beschlagnahmung von über 260.000 Litern Öl, die für den Konsum ungeeignet waren.
Hauptursachen und Enabler der IP-Kriminalität
Der globale Handel und die digitale Vernetzung schaffen ideale Bedingungen für kriminelle Netzwerke, um Plagiate in legale Lieferketten einzuschleusen. Häufig werden Dokumentenfälschung, Korruption, Ausbeutung von Arbeitskräften und Umweltkriminalität als unterstützende Verbrechen eingesetzt, um IP-Kriminalität zu ermöglichen. Besonders im digitalen Bereich bieten soziale Medien und Online-Marktplätze neue Möglichkeiten, gefälschte Produkte zu bewerben und zu verkaufen.
Auswirkungen auf Gesundheit und Sicherheit
Imitate stellen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher dar. Substandard- oder gefälschte Arzneimittel, Lebensmittel und Getränke, elektrische Haushaltsgeräte oder Autoteile können schwere Schäden verursachen. Beispielsweise können gefälschte Pharmazeutika, die in nicht regulierten Laboren hergestellt werden, gesundheitsschädliche Substanzen enthalten.
Auch in der digitalen Welt sind Verbraucher nicht sicher. Cyberkriminelle betreiben gefälschte Online-Shops, die nicht nur gefälschte Waren verkaufen, sondern auch sensible Zahlungsinformationen der Käufer stehlen.
IP-Kriminalität und Umweltbelastung
Neben den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen verursacht IP-Kriminalität auch Umweltschäden. Kriminelle Netzwerke halten sich nicht an die geltenden Umweltvorschriften und entsorgen Produktionsabfälle illegal. Dies führt zu einer erheblichen Verschmutzung von Böden und Wasserwegen.
Die Rolle organisierter Kriminalität
Kriminelle Netzwerke nutzen legale Strukturen und Gesetzeslücken, um unentdeckt zu bleiben und von der Nachfrage der Verbraucher nach preisgünstigen Produkten zu profitieren. Der Bericht hebt hervor, dass diese Netzwerke nicht nur gefälschte Produkte verkaufen, sondern auch in andere kriminelle Aktivitäten wie Cyberkriminalität, Geldwäsche und Umweltverbrechen verwickelt sind.
Catherine De Bolle, Exekutivdirektorin von Europol, betont: „Organisierte kriminelle Gruppen verkaufen nicht nur gefälschte Produkte, sondern stehlen auch persönliche Daten und setzen die Verbraucher gefährlichen Produkten aus.“
Internationale Dimension
Der Großteil der gefälschten Waren wird außerhalb der EU, vor allem in China, Hongkong und der Türkei, produziert. Diese Produkte werden dann in die EU importiert und dort mit gefälschten Logos und Verpackungen versehen, um den Anschein von Echtheit zu erwecken. Die internationale Verflechtung und die Nutzung unterschiedlicher Rechtsordnungen machen es für europäische Strafverfolgungsbehörden schwierig, gegen diese kriminellen Aktivitäten vorzugehen.
Lösungsansätze und internationale Zusammenarbeit
Auf der in Madrid abgehaltenen Konferenz zur Bekämpfung von IP-Kriminalität am 23. Oktober 2024 diskutierten Experten aus dem Bereich der Strafverfolgung, dem Privatsektor, EU-Behörden und internationalen Organisationen über Möglichkeiten, die finanzielle Seite der IP-Kriminalität besser zu verfolgen. Der Fokus lag auf der Verfolgung von Geldströmen, um die kriminellen Netzwerke zu zerschlagen.
Ein weiteres Thema war die Rolle von Social Media Influencern, die oft unbewusst gefälschte Produkte bewerben und so zur Verbreitung beitragen. Experten betonten die Notwendigkeit einer stärkeren Sensibilisierung der Öffentlichkeit, um die Nachfrage nach gefälschten Produkten einzudämmen.
Gefälschte Waren sind nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern gefährden auch die Sicherheit der Verbraucher und tragen zur Finanzierung organisierter Kriminalität bei. Verbraucher sollten sich der Risiken bewusst sein und besonders in der digitalen Welt vorsichtig agieren. Nur durch internationale Zusammenarbeit und gezielte Maßnahmen können diese Netzwerke effektiv bekämpft werden.
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