3,3 Milliarden Euro im Jahr 2024 – die Online-Glücksspielbranche wächst in Deutschland trotz strenger Regulierung weiter
Online Casinos gehörten zu den ersten Profiteuren der digitalen Revolution. Schnell erkannten die Betreiber von Casinos, dass ihnen die Technologie die Chance bietet, ihr Geschäftsmodell ins Netz zu verlagern und damit eine wesentlich größere Gruppe an Kunden anzusprechen.
Immerhin ist der Besuch einer stationären Spielbank an viele Auflagen gebunden. Diese befinden sich nicht immer in direkter Reichweiter der Spieler, sie haben Öffnungszeiten und aufgrund der Platzkapazitäten eine begrenzte Auswahl an Spielen.

Jederzeit zugänglich, Sperren nutzlos
Das Internet hat Casinos von diesen Auflagen befreit. Online Casinos können nicht nur bequem von zu Hause aus besucht werden, sondern sind rund um die Uhr geöffnet. Die immer schnelleren Übertragungsraten und technisch hochgerüsteten Smartphones und Tablets haben das Gaming zudem verstärkt mobil gemacht. Heute könnten Spieler jederzeit an beinahe jedem Ort der Welt ihrem Hobby frönen. Ob auf dem Weg zur Arbeit oder in der Pause, die Casinos im Netz sind immer erreichbar.
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass die jeweiligen Gesetzgeber reagieren mussten. Einem ersten Impuls folgend, entschlossen sich viele Staaten dazu ihre Märkte abzuschirmen. Doch das erwies sich trotz eingerichteter Netzsperren als sinnloses Unterfangen. Also gingen manche Staaten in einem zweiten Schritt dazu über, ihre Glücksspielmonopole aufzuweichen und die Branche umfassend zu regulieren. Daneben öffneten sie ihre Märkte, um einerseits den Spielerschutz durch gesetzliche Vorgaben zu verstärken und andererseits mehr Steuereinnahmen zu generieren.
Die EU forderte eine Liberalisierung
Deutschland zählte dabei eher zu den Nachzüglern. Gemeinsam mit Ländern wie Österreich und der Schweiz hatte die Bundesrepublik lange Zeit ihr Glücksspielmonopol mit Zähnen und Klauen verteidigt. Doch diese Politik erwies sich nicht nur als wirkungslos, sondern wurde angesichts freier Märkte innerhalb der EU auch immer wieder von der EU-Kommission heftig kritisiert.
Zwischenzeitlich kam es sogar zu einer dualen Rechtsprechung, schließlich sind in Deutschland die Bundesländer für das Glücksspiel verantwortlich. Schleswig-Holstein scherte aus und vergab erstmals auch Lizenzen an ausländische Anbieter. Ziel war es für Rechtssicherheit zu sorgen, doch danach brach erst recht Chaos aus.
Einigung der Bundesländer auf einheitliche Bedingungen
Dieses fand erst mit der erstmaligen Einigung aller deutschen Bundesländer auf eine Reform des Deutschen Glücksspielstaatsvertrages ein Ende. Diese trat mit 1. Juli 2021 in Kraft und regelt das Glücksspiel deutschlandweit einheitlich. Erstmals öffnete die Bundesrepublik ihre Märkte und vergibt seither auch Lizenzen an ausländische Anbieter.
Diese müssen sich den Regeln des Gesetzes unterwerfen und strenge Spielerschutzbestimmungen einhalten. Dazu riefen die Bundesländer eine neue Behörde ins Leben, die ihren Sitz in Sachsen hat. Sie überwacht den Markt und sorgt dafür, dass die Spiele fair und sicher ablaufen.
Nach mittlerweile drei Jahren Erfahrung zeigt sich, dass die Reform ihre Wirkung getan hat. Einerseits können die Spieler auf eine wesentlich größere Bandbreite an Produkten und beste Online Casinos in Deutschland zurückgreifen, andererseits können sie auf einen verstärkten Spielerschutz vertrauen. Dieser sieh Einzahlungslimits ebenso vor, wie eine zentrale Spielerdatei und die Möglichkeit zur raschen Selbstsperre.
Die neue Konkurrenz hat das Geschäft belebt
Die verstärkte Konkurrenz hat jedoch auch dazu geführt, dass die Angebot verstärkt in Anspruch genommen werden. Das zeigen die Umsatzzahlen, die weiter in die Höhe gehen. So sind die Bruttospielerträge im deutschen Online-Casino-Markt seit der Reform im Jahr 2021 von 2,9 Milliarden Euro pro Jahr auf aktuell 3,3 Milliarden angestiegen.
Während in der Vergangenheit die Anbieter mit einer Lizenz aus einem anderen EU-Staat das Geschehen in Deutschland bestimmten, hat sich das Bild mittlerweile dramatisch gewandelt. Lag der Anteil der Unternehmen mit deutscher Lizenz 2021 noch bei vergleichsweise bescheidenen 320 Millionen Euro, so ist der mittlerweile auf 1,9 Milliarden Euro angestiegen.
Der Anteil der nicht in Deutschland lizenzierten Online-Casino halbierte sich im gleichen Zeitraum von 2,3 Milliarden Euro auf 1,150 Milliarden Euro. Das beweist die Wirksamkeit der gesetzten Maßnahmen, wenngleich der graue Markt noch immer einen wesentlichen Anteil vom Kuchen einnimmt.
Doch dabei soll es laut Schätzungen von Marktforschern nicht bleiben. Die Umsätze sollen demzufolge in den nächsten Jahre weiter steigen. Wachstumsraten von mehr als 5 Prozent würden deutlich über jenem Wirtschaftswachstum liegen, das Deutschland gesamt generiert.
Das verleiht der Branche neuen Schwung, die auch bei herkömmlichen Casinos längst von ihrem jahrzehntelang erprobten Weg abgekommen ist. Zahlreiche Spielbanken und Unternehmensgruppen wurden in den letzten Jahren privatisiert und befinden sich jetzt mehrheitlich in Händen privater Betreiber. Damit kam es in der Branche zu einer Normalisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse von denen nicht nur die Kunden, sondern auch der Staat über mehr Sicherheit und höhere Steuereinahmen profitiert.
Kritik von Datenschützern
Datenschützer kritisieren zwar die Unmenge an persönlichen Daten, die jetzt auf Basis des Deutschen Glücksspielstaatsvertrages gesammelt werden, doch anders lässt sich ein personenbezogener Spielerschutz nur schwerlich umsetzen. Zur Aufgabe der Gemeinsamen Glücksspielbehörde in Sachsen gehört es schließlich auch den Markt zu beobachten und Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Diese werden voraussichtlich in eine zukünftige Reform mit einfließen, um den gesetzlichen Rahmen innerhalb dessen Glückspiele in Deutschland veranstaltet werden dürfen, neuerlich zu stärken.