Wetten, dass – Tippen zum Fußball dazugehört?

Auch kleinste Tipps gehören zum Riesengeschäft: Die Sportwettenbranche boomt in Deutschland. König Fußball hat durch die jüngste Europameisterschaft noch einmal kräftig Auftrieb bekommen, aber sogar ohne Großereignisse im eigenen Land wetten die Fußballfans in der Bundesrepublik gern und häufig.

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Während der Umsatz im Jahr 2014 noch bei rund 4,5 Milliarden Euro lag, hatte er sich bereits bis 2019 mehr als verdoppelt. Um die 9,4 Milliarden Euro Umsatz verbuchte die Branche in dem Jahr.

Davon entfallen rund 55 Prozent auf Fußball Wetten aller Art. Dass legal auf die Begegnungen auf dem grünen Rasen getippt werden darf, hat dabei lange Tradition, wobei allerdings stets enge gesetzliche Richtlinien bestehen.

Die ersten erlaubten Tipps durften 1948 in Bayern aufs neu geschaffene Fußballtoto abgegeben werden – fast ein halbes Jahrhundert, nachdem 86 Herrenvereine im Jahr 1900 den Deutschen Fußballbund ins Leben gerufen hatten.

Allzu viele Wettmöglichkeiten gab es so kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und vor der Gründung der Bundesrepublik noch nicht, aber den Fans reichte es. Einen großen Aufschwung gab es 1954, als die deutsche Nationalelf wieder zur Weltmeisterschaft zugelassen wurde. Die als Außenseiter angereisten Kicker unter der Führung von Sepp Herberger wurden beim Wunder von Bern zur Weltsensation, als sie die damals hoch favorisierten Ungarn im Endspiel bezwangen. Jahrzehntelang galten sie danach stets als eine der weltbesten Mannschaften, ehe sie bei der WM in Russland 2018 erstmals bereits in der Vorrunde ausschieden.

Bei den Euros 2024 erreichten sie mit dem Viertelfinale das beste Ereignis seit der schmählichen Niederlage.

Was die Fans zum Jubeln oder Trauern veranlasst, ist für gewiefte Zocker allerdings eine echte Gelegenheit. Obwohl auch beim Fußball der Glücksfaktor eine wichtige Rolle spielt, sind Geduld, analytisches Denken und mathematisches Verständnis die besten Voraussetzungen, um bei den Fußballwetten seine Erfolgsaussichten zu verbessern.

Bei den ersten organisierten Fußballwetten, die 1921 von britischen Bergbauarbeitern initiiert und bald in anderen Ländern übernommen wurden, galt es, Sieg, Niederlage oder Unentschieden richtig vorherzusagen. Die Erfolgschance lag also statistisch bei genau einem Drittel.

Seitdem hat sich die Bandbreite der Wetten deutlich vergrößert. Während vorsichtige Zocker sich lange vor den Spielen entscheiden, um sich die Quoten zu sichern, halten sich erfahrene Tipper die Chancen oft länger offen. Die Quoten berechnen sich nämlich nicht nur nach den von Software-Programmen stets neu kalkulierten Wahrscheinlichkeiten, sondern werden auch von den Zockern selbst mit jedem Tipp mitbeeinflusst.

Da viele Fans sich von ihren Gefühlen leiten lassen oder ihr Fußballverständnis überschätzen, gehen Profiwetter häufig mehr nach den Quoten als nach den tatsächlichen Leistungen der Vereine. Das kann sich durchaus bezahlt machen. Der deutsche Rekordmeister Bayern München, der in der vergangenen Saison sensationell nach mehr als einem Jahrzehnt Dominanz den Titel verlor, ist einer der Fälle, in denen am Anfang der Saison kaum jemand ernsthaft damit gerechnet hätte. Das ausgerechnet Bayer Leverkusen erstmals in seiner Vereinsgeschichte die Meisterschale heben durfte, überraschte selbst die bekanntesten Experten.

Wer allerdings statt auf den Ausgang und die Punktezahl auf eine Mindesttorzahl tippt hatte oder sich darauf verlässt, dass beide Mannschaften mindestens einen Treffer im Netz versenken, hat statistisch gesehen bessere Erfolgschancen. Im Schnitt sind in den Bundesligabegegnungen in der Saison 2023/2024 pro Spiel 3,22 Tore gefallen. Der Rekordtorschützenkönig in einer Saison ist der langjährige Bayern-Star und Kapitän der polnischen Nationalmannschaft, Robert Lewandowski. Ihm gelangen 2020/2021 insgesamt 41 Treffer – Grund genug für Tipper, sich auf seine Torkünste zu verlassen.

Quasi als Torgarant schon vor dem Anpfiff hat sich auch Bayerns neuer Star Harry Kane erwiesen. Der britische Kapitän wurde gleich in seiner ersten Saison an der Isar mit 36 Treffern neuer Torschützenkönig. Im Jahr zuvor hatten sich Niclas Füllkrug von Werder Bremen und Christopher Nkunku von RB Leipzig mit je 16 Toren den Titel geteilt.

Obwohl Sportwetten aller Art bereits bei den olympischen Spielen in der Antike und bei den alten Römern zur Unterhaltung dazu gehörten, wird in Deutschland vom Gesetzgeber großer Wert daraufgelegt, dass es sich bei den Tipps wirklich nur um den reinen Sport handelt. Wetten, wie bei der WM 2014 und der EM 2016, wo es um sehr unsportliche Bissattacken auf dem Spielfeld ging, sind in Deutschland nicht erlaubt. Wann und wie getippt werden darf, ist im neuen Glücksspielstaatsvertrag der Länder, der seit dem 1. Juli 2021 gilt, genau geregelt.

Mit dem neuen Regelwerk wird dem Online-Zocken ein besonderes Augenmerk gewidmet. Dabei geht es vor allem um den Kundenschutz und die Suchtprävention. Gespielt werden darf prinzipiell nur bei Anbietern mit einer Lizenz aus Deutschland, weil nur dann der Gesetzgeber auch die rechtliche Hoheit besitzt. Limits von maximal 1000 Euro im Monat für jegliche Art von Online-Glücksspiel sollen die Zocker vor dem finanziellen Ruin schützen, und auffällige Spieler werden gesperrt.

Die meisten Tipper begnügen sich mit kleinen Einsätzen. Ein Riesengeschäft bleiben die Sportwetten trotzdem.