Amazon gibt Gas und will es eBay im Modebereich gleichtun

Amazon nimmt sein nächstes großes Ding, den erfolgreichen Aufbau der Fashion-Kategorie so ernst, dass die Verantwortlichen unter anderem 3 Frauen in Vollzeit anstellten, die nichts anderes tun, als Schuhe in Größe 8 für Webrezensionen anzuprobieren. Ferner lässt der Internet-Gigant täglich 3.000 Mode-Fotos schießen, mit einer eigens für Amazon patentierten Technologie. Das Unternehmen hat unverhältnismäßig hohe Investitionen in die Fotografie getätigt und im Fotostudio in Kentucky können mehr als 2 Bilder pro Minute aufgenommen werden. Dadurch kann Amazon täglich neue Aufnahmen posten, die gerade erst ein paar Stunden vorher aufgenommen worden sind. Zudem investiert Amazon USA jährlich hunderte Millionen Dollar für den Gratisversand und bietet auch die Retouren von Bekleidung kostenfrei an.

Nachdem Amazon schon die Verlagsindustrie verwundet und die Preise bei der Verbraucherelektronik drastisch herabgesetzt hat, außerdem die Spielzeug-Industrie das Zittern lehrte, wendet sich Amazon USA jetzt dem hochwertigen Fashion-Bereich zu. Und zwar wie immer nach dem Motto: Ganz oder gar nicht und keine Kosten scheuend.

„Es ist Tag 1 in dieser Kategorie“, sagte Amazon CEO Jeff Bezos kürzlich in einem Interview. Obwohl normalerweise schmallippig bei der Auskunft über grundsätzliche Informationen, erklärte er, dass das Unternehmen signifikante Investitionen im Modebereich tätigen wird, um Luxus-Markenhändler davon zu überzeugen, dass Amazon mit ihnen und nicht gegen sie arbeiten möchte (den Satz kennen wir doch irgendwo her. Hat nicht auch eBay CEO John Donahoe, das unlängst einmal gesagt?).

Amazon verkauft schon seit Jahren Bekleidung. Doch kürzlich stürzte man sich verstärkt auf bekannte Designer wie Michael Kors, Vivienne Westwood, Catherine Malandrino, Jack Spade und Tracy Reese. Und diese Fokussierung auf populäre Namen soll weitergehen.

Amazons Entscheidung die Luxus-Mode auf die Plattform zu bringen hat natürlich nur rein wirtschaftliche Gründe. Die Kosten von Amazon bleiben die gleichen, egal ob ein Buch für 10 Dollar oder ein Rock für 1.000 Dollar geliefert wird. Allerdings ist „der Bruttogewinn pro Einheit bei den Mode-Artikel viel höher“, so Bezos‘.

Die Amazon MyHabit-Seite arbeitet nach dem Flash-Sale-Modell und bietet Rabatte auf die angebotenen Teile. Der neue Vorstoß in die Modewelt soll kein Modell mit großen Abschlägen werden, sondern die Waren werden zu Preisen angeboten, mit denen „die Designer glücklich sein können“.

Amazon hat den Vorteil über genügend Geld zu verfügen: Etwa 5,7 Milliarden Dollar an Cash und markttaugliche Sicherheiten. Bezos hat zudem für sich erkannt, dass Investitionen in sein Business der beste Ort ist, um diese dann profitabel nutzen zu können. Bislang war „Fashion“ eine der wenigen Kategorien, die Amazon zu dominieren versuchte, der Erfolg aber ausblieb. Zusätzlich zu seiner eigenen Webseite kaufte Amazon im Jahr 2009 die Schuhseite Zappos.com für mehr als eine Milliarde Dollar, startete Endless.com und MyHabit und kaufte bereits 2006 Shopbop.

Viele Marken aber blieben Amazon fern, denn die Verantwortlichen bekannten, dass Amazons Webseite allzu oft wie eine Massenprodukt-Seite aussähe. Amazon hofft dieses Problem nun durch die Luxusmarken in den Griff zu bekommen. Auch betont Bezos immer wieder, dass, obwohl man in anderen Verkaufskategorien immer die Niedrigpreis-Annäherung gewählt habe, man das im Modebereich keinesfalls tun wird.

Doch gibt es viele Zweifler auf dem Markt, hinsichtlich Jeff Bezos Preisversprechen. Zudem muss der Amazon CEO sich mit dem Umstand auseinandersetzen kein „fashion guy“ zu sein.