Konsolidierungswelle im Einzelhandel: Warenhauskette Breuninger steht zum Verkauf
Die renommierte deutsche Warenhauskette Breuninger steht zum Verkauf. Die Eigentümerfamilien der Breuninger-Gruppe haben beschlossen, sich sowohl vom operativen Handelsgeschäft als auch von den dazugehörigen Immobilien zu trennen. Der Verkaufsprozess, der unter dem internen Namen „Project Keystone“ läuft, wurde bereits im Juni eingeleitet. Insgesamt haben 31 Unternehmen Interesse angemeldet, darunter mehrere namhafte internationale Handelsketten und institutionelle Investoren.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund des Verkaufs
Breuninger, eine traditionsreiche Warenhauskette mit 13 Premium-Filialen, unter anderem in Stuttgart, Düsseldorf und Leipzig, erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte davon stammt aus dem in zehn Ländern aktiven Online-Shop. Trotz dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung und einer siebenprozentigen Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr planen die Eigentümerfamilien, das Unternehmen zu verkaufen. Brancheninsider vermuten, dass die Entscheidung zur Veräußerung auf die laufende Konsolidierungswelle im Einzelhandel zurückzuführen ist. Die Eigentümer wollen diese Marktbedingungen nutzen, um einen attraktiven Kaufpreis zu erzielen.
Potenzielle Käufer und ihr Interesse
Laut einer Aufstellung der Investmentbank Macquarie haben sich 31 Interessenten gemeldet, darunter sowohl Finanzinvestoren als auch Handelsunternehmen. Einige der Interessenten sind ausschließlich am operativen Geschäft interessiert, während andere lediglich die Immobilien erwerben möchten. Eine dritte Gruppe zieht eine Übernahme des Gesamtpakets in Betracht. Zu den prominenten Kandidaten für das Handelsgeschäft zählen die spanische Warenhauskette El Corte Inglés und die französische Galeries Lafayette.
Für die Immobilien haben sich verschiedene institutionelle Investoren positioniert, darunter die Frankfurter Fondsgesellschaften Deka, DWS und Union Investment sowie internationale Investoren wie die Beteiligungsgesellschaft Apollo und die Investmentbank Morgan Stanley. Darüber hinaus zeigen auch die thailändische Central Group und das Family Office des US-Unternehmers Richard Baker Interesse an der Übernahme der gesamten Breuninger-Gruppe. Beide sind bereits aus früheren Übernahmen im Einzelhandel bekannt.
Finanzielle Bewertung und mögliche Verkaufsbedingungen
Es wird spekuliert, dass die Breuninger-Gruppe auf Basis eines Unternehmenswerts von etwa 2,5 Milliarden Euro verkauft werden könnte. Nach Abzug der Schulden könnte der Verkaufspreis bei rund zwei Milliarden Euro liegen, wobei etwa 1,8 Milliarden Euro auf die wertvollen Immobilien in deutschen Großstädten entfallen könnten. Die ersten Angebote der interessierten Käufer sollen bis Ende Oktober eingereicht werden.
Reaktionen und Perspektiven
Die Nachricht über den geplanten Verkauf hat in der Branche gemischte Reaktionen hervorgerufen. Während einige Experten den Schritt als strategisch klug bewerten, um von der aktuellen Marktdynamik zu profitieren, empfinden andere die Ankündigung als Überraschung oder gar Schock. Die Geschäftsführerin des Breuninger-Hauses in Stuttgart zeigte sich überrascht und betonte, dass sie die Informationen zunächst prüfen müsse.
Der Handelsverband Baden-Württemberg äußerte sich zurückhaltend optimistisch. „Die zahlreichen namhaften Interessenten zeigen, dass der stationäre Einzelhandel und auch Breuninger durchaus zukunftsträchtig sind“, so ein Sprecher.
Zukünftige Entwicklungen
Breuninger steht im Vergleich zu anderen Modeunternehmen gut da. Das Unternehmen ist sowohl im stationären Handel als auch im Online-Geschäft profitabel und hat sich im Premium- bis Luxussegment erfolgreich positioniert. Trotz der Schließung einiger unrentabler Filialen, wie etwa in Reutlingen, setzt Breuninger weiterhin auf Expansion und Optimierung des Einkaufserlebnisses, wie das neue luxuriöse Konzept in Hamburg zeigt.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, welche der 31 Interessenten den Zuschlag erhalten wird und wie sich dies auf die Zukunft von Breuninger und seine 6500 Mitarbeiter auswirken wird.
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