Deutsche zögerlich bei Nutzung digitaler Gesundheitsdienste
Die Digitalisierung ist wie in vielen anderen Lebensbereichen auch im Gesundheitssektor in vollem Gange: Erst im Januar dieses Jahres löste das elektronische Rezept als digitaler Gesundheitsdienst den traditionellen roten Vorgänger in Papierform ab und auf regulatorischer Ebene trat im März das Digital-Gesetz (DigiG) in Kraft, welches signifikante Digitalisierungsmaßnahmen im medizinischen Sektor umfasst. Trotzdem genießen digitale Gesundheitsdienste bei den Deutschen nur eingeschränkte Beliebtheit, wie eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. zeigt.*
So werden offizielle Gesundheitsservices nur bedingt in Anspruch genommen: Jede:r zehnte Deutsche (10,9 Prozent) nutzt die elektronische Patientenakte (ePA), 8,6 Prozent Gesundheitsportale und 4,2 Prozent digitale Sprechstunden. Auch kommerzielle Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung, wie Fitness-Apps (13,8 Prozent) oder Ernährungs-Apps (6,6 Prozent), werden nur von einer Minderheit verwendet. Dazu sagt eco Geschäftsführer Alexander Rabe: „Die Bundesregierung treibt mit Maßnahmen wie dem DigiG die Digitalisierung des Gesundheitssektors maßgeblich voran. Das ist grundsätzlich begrüßenswert, bringt aber auch Herausforderungen mit sich.“
So müsse die Bundesregierung mögliche Hürden, wie Datenschutzbedenken und Skepsis gegenüber neuen Technologien seitens der Nutzenden berücksichtigen: „Es muss ein großes Umdenken sowohl im Gesundheitswesen als auch bei Patient:innen stattfinden, damit E-Health-Angebote großflächig angewendet werden können. Hier müssen der Bund, die Gesundheitsinstitutionen und Akteure wie Ärzt:innen und Apotheker:innen eng kooperieren und Aufklärungsarbeit leisten“, fordert Rabe.
Chancen digitaler Gesundheitsdienste nicht vollständig ausgeschöpft
Laut Umfrage haben vor allem jüngere Menschen weniger Hemmungen bei der Nutzung offizieller E-Health-Angebote: Während rund ein Fünftel (19,6 Prozent) der 30-39-Jährigen die ePA verwendet, nutzen lediglich 6,6 Prozent der über 65-Jährigen das Angebot. Dabei sind die Vorteile offizieller Digitalservices im Gesundheitssektor nicht von der Hand zu weisen, wie das Beispiel des seit dem 1. Januar 2024 bundesweit genutzten E-Rezeptes zeigt: Patient:innen erhalten digital ihre Rezepte und sparen sich so den Weg in die Praxis. Die Dokumente sind zudem fälschungssicher und ermöglichen ein besseres Zusammenspiel von verschiedenen medizinischen Akteuren.
„Insbesondere interoperable E-Health-Angebote, also nahtlos miteinander verbundene und interagierende Systeme, heben das Gesundheitswesen auf ein ganz neues Level. Dadurch entstehenden zahlreiche Möglichkeiten, um den Sektor effizienter zu gestalten und zu entlasten“, so Rabe. Der eco Geschäftsführer betont, dass Patient:innen und die verschiedenen Instanzen des Gesundheitswesens gleichermaßen von digitalen Services profitieren würden.
Bund muss Datenschutz, technische Ausstattung und Einheitlichkeit sicherstellen
„Digitalisierung ist nicht nur ein technischer und regulatorischer, sondern vor allem auch immer ein gesellschaftlicher Prozess. Damit alle Menschen und Institutionen digitale Services im Gesundheitssektor nutzen können, müssen diese auf stabilen Pfeilern stehen. Dazu gehören eine zuverlässige und sichere IT-Ausstattung und -Infrastruktur, Vertrauen und Aufklärung der Nutzenden sowie klare Rahmenbedingungen, die Rechtssicherheit schaffen“, betont Rabe. Er appelliert: „Der Bund und die Verantwortlichen des Gesundheitswesens müssen jetzt starke Eckpfeiler im Bereich E-Health etablieren, damit der Sektor im digitalen Zeitalter ankommen kann.“
*Das Meinungsforschungsinstitut Civey befragte im Auftrag von eco 2.506 Menschen in Deutschland über 18 Jahre vom 15.07.2024 bis 16.07.2024. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,5%.
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